Prominenz für Luzern. Mai 2006

Die Ankündigung, Jackson wolle ins Gütsch umziehen und die Berlusconis hätten sich als Exil das Engadin ausgewählt, löste bei der Krienserbevölkerung nur ein müdes Achselnzucken aus. Schon längst hatte sie gelernt, mit der Anwesenheit von Prominenz zu leben. Angefangen hatte es mit dem Kauf des alten Gemeindehauses durch Jacques Chirac, der sich für den Ruhestand eine kleine Mairie bereit halten wollte. Danach reservierte sich USA-Vizepräsident Dick Cheney ein Zimmer im Pflegeheim Zunacher I – die Aussicht war zwar mässig, aber die Vogelvoliere versprach Kleinvögelschiessen auch im höchsten Alter ohne Verletzungsgefahr. Prinz Ernst August hatte sich dank einem Hinweis im Familienstammbaum auf einen entfernten Krienser Vetter das Schlössli gesichert und liess als erstes eine Bierleitung von der Eichhof Brauerei hochziehen und vier neue WC anbauen. Kommunistenführer Fausto Bertinotti hatte sich die Teiggi zusammengekauft, um ein Proletariermuseum „Basta la Pasta“ zu gründen. Prad Pitt und Angelina Jolie waren vor den Paparazzis aus Namibia geflohen und wollten jetzt ihr Kind in einer einfachen Krippe in einem Rehunterstand im Krienser Hochwald zur Welt bringen. Reinhold Messmer hatte sich den Unter-Strick ausgesucht, da er noch nie einen so überhängenden Bauernhof gesehen hatte. Albert II wollte den neuen Pilatus-Markt kaufen, bemerkte aber kurz vor Unterzeichnung, dass es sich nicht um eine Trutzburg aus dem 13. Jahrhundert handelte, sondern um ein neues Einkaufszentrum. Und Papst Benedikt fand Gefallen an der schön renovierten Hergiswaldkirche und plante, seine Sommerferien statt in Castel Gandolfo neu in der Einsiedelei im Hergiswald zu verbringen. Auch das Ambrosia stand kurz vor einem Verkauf: Nella Martinetti hatte schon längst von einem Wirteleben geträumt und wollte sich in dieser netten Bar verwirklichen, Ruth und Michael hätten bleiben dürfen, so herzigi wie sie seien. Noch zögerten sie.

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