Strommarkt: Da ging wohl etwas daneben

Toll, kaum ist der Strommarkt teilweise liberalisiert worden, teilt einem die CKW mit, dass der Strom jetzt 18 Prozent mehr kostet. Der Grund sei, dass die CKW neu der nationalen Netzgesellschaft für die Energieübertragung 67 Millionen Franken bezahlen müsse – was umgehend an uns KundInnen weitergereicht wird. Während die Grosskunden neu ihren Energieversorger wählen können, muss ich bei der CKW bleiben und „darf“ einen bedeutend höheren Strompreis bezahlen.

Ist das Prinzip „grosse wählen, kleine bezahlen“ die neue Definition von Liberalisierung? Oder habe ich irgendetwas nicht richtig begriffen?

Wem sollen Wahlsysteme dienen?

CVP-Fraktionspräsident Guido Graf sprach es aus, weshalb die bürgerlichen Parteien gegen das neue Berechnungsverfahren mit dem doppelten Pukelsheim bei den Kantonsratswahlen sind: Sie würden Sitze verlieren. Nun ist das kein unehrenwertes Argument. Parteien haben die Aufgabe, Macht zu halten und zu gewinnen, sonst können sie die Interessen ihrer Wählerschaft nicht durchsetzen. Insofern soll man es Parteien nicht verargen, wenn sie die Wahlsysteme so drehen, dass sie etwas mehr als andere davon profitieren.

Die Frage ist nur, ob diese Frage der Macht letztlich den Entscheid geben soll. Denn diesem Anliegen steht das Argument des möglichst unverfälschten Wählerwillens entgegen. Heute können Linke im Entlebuch zwar wählen gehen, ihre Stimme ist aber nutzlos, denn sie werden bei einem Quorum von 14 Prozent nie einen Sitz machen. Dasselbe gilt im übrigen natürlich auch für andere kleine Parteien, in abgeschwächter Form auch ausserhalb des Entlebuchs. Das ist bundesrechtswidrig, denn so hohe Quoren haben nichts mehr mit dem System der Proporzwahlen zu tun.

Als Mitglied der regierungsrätlichen Kommission zur Neueinteilung der Wahlkreise darf ich so weit aus der Schule plaudern um zu sagen, dass die Meinungen sehr, sehr weit auseinandergingen und deshalb eine Neueinteilung praktisch unmöglich ist. Der doppelte Pukelsheim wäre eine elegante Lösung, die Wahlkreise so zu lassen, wie sie sind, dafür die Sitzverteilung noch gerechter zu gestalten.

PS: Wie heute in der Zeitung zu lesen war, hätten bei den letzten Wahlen nicht mal die Linken vom doppelten Pukelsheim profitiert, sondern Kleinparteien wie die Chance 21, und die Seniorenlisten von CVP und SVP.

20 Jahre Velociped

Schweissnass erwachte er, schreckte hoch und fiel langsam wieder ins Kissen zurück. Zum Glück, es war nur ein Traum. Autoimporteur Walter Frey hatte eine Horrorvision getrieben. Auf seinen Verkaufsstandorten standen plötzlich nur noch Fahrräder. Grosse, kleine, Kinderanhänger, alles Velos, aber nur keine Autos mehr. Als er die Velos genauer anschaute, sah er, dass überall „Velociped“ draufstand. Was sollte das sein? Was hatte es zu bedeuten? Als dann alle Velos miteinander zu klingeln begannen und sich auf ihn zubewegten, war er zum Glück erwacht. Zur gleichen Zeit, es war in einer lauen Frühlingsnacht des Jahres 1988, schrie Autopartei-Chef Michael Dreher im Schlaf „Hände weg von meinem Auto“, seine Frau weckte ihn und er erzählte wirr, dass er im Verkehr steckengeblieben sei, nicht etwa wegen des Autoverkehrs, sondern weil es rundherum nur noch Velos gehabt habe, weit und breit kein anderes Auto und Velofahrer ihre Nasen an seine Autoscheiben gedrückt hätten, Grimassen geschnitten hätten und ihm einen Kleber mit der Aufschrift „Velociped“ auf die Frontscheibe geklebt hätten. Schrecklich, murmelte er und fiel dann in einen traumlosen, langen Schlaf. In der gleichen Nacht schreckte ebenfalls Michael Schumacher auf. Eben hatte er geträumt, dass er in der Hardtbachdamm Jim-Clark Kurve auf dem Hockenheimring von einem Velo überholt worden war. Und: Die Fahrerin hatte sogar noch einen Kinderanhänger mit einer sagenhaften Kurven-Drehtechnik dran, an dem ein Fähnlein mit dem Aufdruck „Velociped“ ziemlich heftig flatterte. Fast zur gleichen Zeit wälzte sich Max Pfister im Bett. Sein Traum begann gut, wurde er doch Regierungsrat, baute Strassen Richtung Entlebuch aus, verbohrte das Rontal, doch eines Tages hiess es, er dürfe nur noch Velowege bauen, weil eine Velo-Initiative des „Velocipeds“ vom Volk angenommen worden sei. Schrecklich, und das auf seine alten Tage hin.
Etwas musste in dieser Nacht geschehen sein. Noch wusste keiner der Alptraumgeschädigten von der Gründung des innovativsten Velogeschäfts weit und breit, die in diesen Tagen geschah.
20 Jahre nach der Gründung des Velocipeds ist der eine oder andere Traum Wirklichkeit geworden, einige warten noch darauf…zum Festen wollen wir sicher nicht mehr warten und werden deshalb am Velociped-Fest ab 20 Uhr unsere Bar führen.
Natürlich gibt’s am Fest nicht nur die Bar. Für weitere Infos:

Massenbesäufnis der Medien

Gestern nun wollte eine Journalistin wissen, was ich denn von diesen Anlässen der öffentlichen Massenbesäufnisse halte und was man dagegen tun solle. Scheinheilig die Frage…es war der Tagi, der in der Deutschschweiz das Thema über Tage hochgefahren hat und dann in einer komischen Spannung zwischen Entsetzen und zusätzlicher Anfeuerung darüber berichtet, dass nun auch in Zürich ein solcher Anlass stattfinden wird. Zuerst einmal ist es ein Medienthema, schauen wir mal, obs dann auch in der realen Welt ankommt.

Wenn jetzt auch SP-Stadtpräsidenten wie Alexander Tschäppät das Thema dazu verwenden, als starke Männer dazustehen, die solche Anlässe verhindern resp. vor allem verbieten – und zwar unter Beihilfe einer „polizeilichen Generalklausel“ – so schwappt das Thema schon mal von den Medien auf die Politiker über.

Klar sollte doch sein:

Polizeiliche Generalklausel und das Gerede davon, hier sei die öffentliche Ordnung gefährdet, ist wohl etwas die falsche Schublade

Zusammen draussen etwas trinken, ist mindestens in Luzern und in den meisten Städten nicht verboten. Vielleicht muss man sagen: Noch nicht.

Etwas mehr Gelassenheit sollte schon drinliegen, auch gegenüber der Provokation, dass die Einnahme einer einheimischen Droge derart exzessiv und platt propagiert wird.

Aber auch: Dieses botellón als Teil der Jugendkultur zu bezeichnen oder zu meinen, wer die ganze Woche streng arbeite, solle sich auch besaufen dürfen, das finde ich dann doch auch wieder etwas blamabel unkreativ.

Velofahren soll gefälligst gratis sein

Die Stadt Luzern will mit einer weitern Etappe die Veloverbindungen ausbauen. Dabei sind einige spannende Ideen wie eine Umfahrung des Bundesplatzes. Toll, dass da nach einem längeren Stillstand wieder was gehen soll. Und die Neue LZ in ihrem Kommentar? Viel zu teuer, komme so nicht in Frage. Tatsächlich, die genannten 26 Millionen Franken sind kein Pappenstiel und die Kosten müssen sicher noch genauer angeschaut werden. Aber: Am gleichen Tag, als ich diese Meldung las, kam mir ein alter Zeitungsartikel in die Hand zum geplanten Bypass. Nötig sei der, war damals der Kommentar…Die Kosten dieser Autobahnverdoppelung? Rund das Hundertfache der vorgeschlagenen Velomassnahmen.