Vor lauter Räder das Velo nicht mehr sehen

Heute reichten wir die kantonale Veloinitiative ein.  „Mehr fürs Velo“ fordert vom Kanton ein stärkeres Engagement in der Veloförderung, konkret gesetzliche Massnahmen, die den Anteil des Veloverkehrs an den Wegetappen im Kanton Luzern innert 10 Jahren verdoppeln. Zwar wird heute mit dem Bau von Velowegen einiges gemacht, doch ist zum einen die Umsetzung des Radroutenkonzeptes sehr in Verzug und zum andern zeigt sich, dass es mit dem Bau von Infrastrukturanlagen nicht getan ist. Echte Veloförderung geht darüber hinaus: Es braucht weitere Massnahmen wie Motivationskampagnen an Schulen, Betrieben und in der Öffentlichkeit, eine bessere Berücksichtigung der Veloanliegen im Planungs- und Baugesetz, mehr Förderanreize und bessere Mobilitätsketten zwischen öV und Velo.

Es ist Zeit dafür, die Verkehrspolitik viel stärker auf das klimaneutrale und gesundheitsfördernde Velo auszulegen. Oft wird das Velo zum Nischenprodukut für sonntägliche Ausfahrten, Schülerverkehr oder für Quartierfahrten reduziert. Es wäre aber viel mehr möglich, denn ein grosser Teil der Mobilität spielt sich nach wie vor auf kurzen Strecken ab, die sehr gut mit dem Velo machbar sind und vor allem im Freizeitverkehr, der ziemlich komplett frei plan- und ausführbar ist.

Wollen wir mit dem vorhandenen Platz auskommen, wollen wir die Klimaziele erreichen, so führt nichts an einer Reduktion des Autoverkehrs vorbei. Der öV ist eine wichtige Alternative, aber nicht die einzige und sicher nicht die preisgünstigste. Deshalb Veloförderung! Mit Geboten, Anreizen, mit Verboten und gutem Beispiel.

Die KeK – Liste des Grauens

Heute kam ein Flyer des Komitees eigenständiges Kriens ins Haus. 22 mal kommt KeK auf dem Flyer zum Schluss, Nein zur Fusion oder verstärkten Zusammenarbeit sagen zu müssen. Einige Male kann man sich politisch über ein Ja oder Nein streiten, mehrere Male wird aber etwas gar einfach den Leuten Angst eingejagt.

Würden wir fusionieren, würde der Sonnenberg mit Villen überbaut, behauptet KeK. Fakt ist: Auch die Stadt Luzern hat ihre Hügelkuppen nicht eingezont und vielleicht sogar noch etwas sorgfältiger geschützt als es Kriens tut. Man erinnere sich: Als im Jahr 1999 ein Teil des Gabeldingen-Landes hätte eingezont werden sollen, waren SVP und FDP wie auch Alexander Wili dafür! Das Stimmvolk musste jene ausbremsen, die sich heute mit dem Schutz des Sonnenberges brüsten.

Der Verkehr in Kriens werde noch stärker zunehmen. Wie kann man auf eine solche Behauptung kommen? Wer soll denn wegen einer Fusion zusätzlich hin- und herpendeln? (Vielleicht ein paar Gemeindeangestellte…doch wohnen di auch heute bereits längst nicht alle in Kriens)  Wer zusätzlich in der Freizeit ins Auto sitzen? Die Fusion wird einiges verändern, aber sicher nicht für zusätzlichen Verkehr verantwortlich sein.

Dann wird noch behauptet, es gebe in Littau einen Leistungabbau. Stimmt, beim Mahlzeitendienst gab es eine Einschränkung. Aber bitte sehr, man kann das Zusammengehen von Littau und Luzern nicht am Mahlzeitendienst aufhängen. Littau profitiert ganz klar, die Gemeinde hätte zum Beispiel nie das Geld gehabt, ihr Alters- und Pflegeheim so zu sanieren, wie es jetzt geplant ist.

Völlig danebengegriffen ist es, sogar noch mit einer Steuererhöhung zu drohen. Luzern hat die tieferen Steuern als Kriens. Auf einem Flugblatt kann man ja alles schreiben, gerade nach Lust und Laune, aber es spricht nicht gerade für eine saubere inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema, wenn hier mit einer Steuerhöhung gedroht wird. Nur weil dieses Argument immer zieht.

Fische und andere Lebewesen

In Horw wird Werbung gegen den Beitritt zur Steuergruppe „Starke Stadtregion Luzern“ mit einem grossen blauen Hai gemacht, der einen winzig kleinen roten Horwer Fisch verschluckt. Horw tritt doch sonst so selbstbewusst auf, die örtlichen Parteien, insbesondere die CVP machen kernige, aufmüpfige und klare Politik. Woher rührt die Angst, dass einem die Stadt Luzern einfach schlucken würde? Woher das Bild, dass Horw ein kleines Fischli ist? Eine Fusion wie ein näheres Zusammenrücken werden nur zu Stande kommen, wenn beide Partner dies wollen und beide Partner im Geben und Nehmen auch Vorteile sehen. So, wie ich die HorwerInnen kennen, werden sie sich nicht zahnlose Aquariumsfische dem Hai ausliefern.

In Kriens dagegen wirbt die SVP mit dem Slogan „Die Antifusionspartei“. Dass die SVP vor allem „Anti“ ist, wissen wir bereits, dazu bräuchte es keine Plakate. Was aber genau soll dieser Slogan vor einer Abstimmung? Was will die Antifusionspartei denn für die Zukunft? Doch etwas enger zusammenarbeiten (sonst hätte sie ja kein konstruktives Referendum machen müssen, sondern platt nein sagen können)? Eigenständig bleiben? Aber was ist dann die Vision, die Zukunft für Kriens? Gegen eine Fusion zu sein, ist doch noch etwas wenig Substanz.

Gratis öV – zu kurz gedacht

In Zug wird gefordert, dass der öV gratis sein soll. Damit soll das Umsteigen gefördert werden. Die Idee ist alt, wurde schon oft kontrovers diskutiert. Ich finde sie nicht toll.

Der öV ist bereits heute bedeutend günstiger als das Auto – ausser in einigen Rechenbeispielen mit grösseren Familien, da kann das Auto vielleicht mithalten. Doch meistens sind die 600 bis 800 Franken, die man fürs Auto pro Monat realistischerweise rechnen muss, viel höher als die Ausgaben für ein Generalabo, das im Monat 250 Franken kostet. Das Argument, dass die Leute wegen den Finanzen umsteigen würden, wird nie richtig greifen.

Zum anderen: Gratisangebote führen einfach dazu, dass noch viel mehr rumgefahren wird. Das Ziel muss aber nicht alleine eine Steigerung der öV-BenützerInnen sein, sondern immer auch eine Reduktion beim Autoverkehr. Sonst haben wir nur wenig gewonnen.

Klar, besser die Leute benutzen vermehrt den öV als noch mehr das Auto. Doch auch der öV braucht Energie, Platz und ist – einfach in kleinerem Ausmass – klimaschädigend. Deshalb ist es nicht einleuchtend, ihn mit Gratisangeboten zu fördern.

Momentan stehen grosse Investitionen in den öV an, in Luzern zum Beispiel der Tiefbahnhof. Der kostet. Und zwar sehr viel. Wir müssen ihn finanzieren und können uns nicht gleichzeitig auch noch Gratis-öV leisten.

Das Schlaraffenland muss noch ein wenig warten.