IV: 3000 Franken – zu hoher Standard?

Arbeiten lohne sich nicht, sagt eine neue Studie zur IV, da zusammen mit den Ergänzungsleistungen IV-Rentner auf ein Einkommen von 35’ooo Franken im Jahr kämen.

Da stellen sich zwei Fragen:

Wenn man also mit einer IV-Rente und Ergänzungsleistungen auf knapp 3000 Franken im Monat kommt, muss man ja, damit das Arbeiten nicht attraktiv ist, mit Arbeit auf einen kleineren Verdienst kommen. Da stellt sich zuerst die Frage, ob eine solche Arbeit richtig bezahlt ist. Es wäre wohl falsch, wenn sich das schweizerische Sozialsystem generell gemäss den schlechtest bezahltesten Löhnen nach unten anpassen würde.

Andererseits bleibt die Frage, wieviel Geld es in der Schweiz für ein ordentliches Leben braucht. 35’000 Franken pro Jahr finde ich nicht übertrieben viel, wenn man an die hohen Mieten und andere Fixkosten denkt.

Und es stellt sich zuletzt ja doch auch noch die Frage, ob alle IV-RentnerInnen per se über finanzielle Anreize zur Wiederaufnahme von Arbeit motiviert werden können. Die eine arbeitet noch lange, obwohl es sich nicht lohnt und ein anderer arbeitet auch nicht, wenn was unter dem Strich rausschaut. Der Mensch ist doch etwas komplizierter, als dass er nach dem Modell eines simplen Taschenrechners funktionieren würde.

Steuergesetz: Gemeinden werden bluten

Diese Woche flatterte ein Flyer „Hopp Lozärn“ in die Haushaltungen. Bemerkenswert ist, wieviel Platz das Komitee „Ja zur Steuergesetzrevision 2011“ den Gegenargumenten widmet, zwei Drittel des Platzes wird dafür verwendet, kritische Fragen zu beantworten. Man sieht: Selbst die Befürworter sind etwas unsicher und wissen, dass sie einiges zu erklären haben.

Etwas sehr keck finde ich die Behauptung, zahlreiche Gemeinden würden von dieser Steuergesetzrevision profitieren, für finanzschwächere Gemeinden werde wie bisher über den Finanzausgleich gesorgt. Die Stadt Luzern hat vor längerem geschrieben: „Solche Defizite sind für den Finanzhaushalt der Stadt Luzern weder politisch noch rechtlich tragbar. Sparprogramme und Kostenoptimierungen können solche Fehlbeträge nicht wettmachen, so dass die Stadt Luzern ab dem Jahr 2011 eine Steuerfusserhöhung von 1 bis 2 Steuerzehnteln in Aussicht nehmen muss.“

Wer will da behaupten, die Stadt werde profitieren? Und der Finanzausgleich wird der Stadt Luzern wohl kaum viel helfen.

Anderen Gemeinden rund um Luzern geht es ähnlich. Zum Teil auch noch selbstverschuldet – wie in Kriens, wo im letzten Herbst auf Druck von SVP und FDP die Steuern gesenkt wurden. Jetzt sollen mit weniger Steuereinnahmen all die Investitionen bezahlt werden, die anstehen. Ein marodes Alterheim Grossfeld, eine in die Jahre gekommene Badi, ein Fussballstadion, das den Anforderungen nicht genügt, ein Zentrum, das neu gebaut werden will. Wie soll das aufgehen?

Das geht hinten und vorne nicht mehr auf

Der scheidende Präsident des Luzerner Fachhochschulrates begründet seinen Rückritt, damit dass sich der Kanton Luzern die Hochschule finanziell nicht leisten kann oder will. Ein klares Wort, die Beiträge sind plafoniert, obwohl die Studierendenzahlen jedes Jahr zunehmen.

Es geht wohl eher um das Wollen. Die Steuergesetzrevision lässt es nicht zu, dass neue Mittel bereit gestellt werden. Das sehen wir ja auch bei der Wohnbauförderung, bei der Prämienverbilligung oder bei dem unsäglichen Vorschlag zur Finanzierung des Tiefbahnhofs. Auf 50 Jahre hinaus will man das Geld abstottern….

Wir rücken die Steuerwettbewerbstreppe hinauf, aber wo Luzern dann tatsächlich steht, wird viel zu wenig beachtet.

CKW: Plötzlich wollen alle mitreden

Wieder spriessen die Ideen, wie der Kanton Luzern in Sachen Preisgestaltung auf die CKW Einfluss nehmen soll. Die CVP will vorstellig werden, damit der Regierungsrat mit der CKW über die Preisgestaltung redet. Weiter ist eine etwas obskure Initiative in Vorbereitung, welche die Stromversorgung in Luzern neu regeln will.

Interessant.

Blenden wir zurück: Im Juni 2008 entschied der Kantonsrat, dass die CKW Aktien, die der Kanton Luzern besitzt, aus dem Verwaltungsvermögen in das Finanzvermögen verschoben werden sollen. Was technisch klingt, heisst konkret: Was im Verwaltungsvermögen ist, gehört zur Staatsaufgabe, was im Finanzvermögen ist, ist eine Geldanlage und kann deshalb auch wieder verkauft werden.

Die CVP sagte dazu gemäss Protokoll: Die Stromversorgung sei keine eigentliche Staatsaufgabe, sondern eine wirtschaftliche Tätigkeit, an der ein öffentliches Interesse bestehe. In diesem Sinn stimme die CVP-Fraktion der vorgeschlagenen Entwidmung der Beteiligung des Kantons Luzern an der CKW zu.

Die FDP hielt fest: Da das Finanzvermögen für die wünschbare Flexibilität sorge, könnten die Aktien zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden. Die Eigentumsverhältnisse entsprächen einem modernen Staatsverständnis. Der Staat konzentriere sich auf Kernaufgaben und nehme nur dort Einfluss, wo es real möglich und wirkungsvoll sei.

Und die SVP: Die Produktion und Verteilung des Stroms sei keine Staatsaufgabe, sondern eine wirtschaftliche Tätigkeit, mit der ein öffentliches Interesse verknüpft sei. Das Bundesgesetz über die Stromversorgung setze genügend Leitplanken, damit die Stromversorgung auch in Zukunft effizient, kostengünstig und mit einer angemessenen Versorgungssicherheit erfolgen könne.

Selbst die SP verlautete: Der Kanton Luzern brauche die CKW-Aktien zur Erfüllung seiner Aufgaben nicht. Sein Einfluss im Verwaltungsrat sei klein. Er habe auch kaum politischen Einfluss auf die Strompolitik und die Geschäftsführung. Dies bedaure die SP-Fraktion, müsse es aber akzeptieren.

Bahnhof Luzern – die Varianten sind längst diskutiert

Gerade ist per Mail wieder eine Projektidee hereingeflattert für eine andere Bahnhofsidee. Dieses Mal heissts, man müsse unbedingt die Idee eines Bahnhofs Luzern-Nord wieder aufnehmen. Das hiesse gemäss dem beigelegten Projektbeschrieb, dass der heutige Bahnhof nur noch für die S-Bahn genutzt würde, alles andere in einem Bahnhof zwischen Rotsee und Emmenbrücke hinkäme. Das ganze sei viel günstiger und natürlich viel, viel besser. Dazu wurde mit diesen Spidern operiert (wie man sie von smartvote kennt) und da deckt der Bahnhof Nord ganz viel mehr ab als der geplante Tiefbahnhof. Was die Kriterien der Beurteilung sind, ist nicht zu erfahren.

Es wird noch ein langer Weg sein, bis die Bahnsituation in Luzern verbessert ist. Verschiedenste Varianten wurden geprüft und waren teilweise schon lange auf dem Tisch. Viele von ihnen sind wieder von dort verschwunden (wie dieser Bahnhof Luzern-Nord), weil sie nicht den entsprechenden Nutzen bringen, technisch schwierig zu realisieren sind oder viel teurer wären als zuerst angenommen. Es bringt das Projekt nicht weiter, wenn jetzt ein Vorschlag nach dem andern wieder neu in die Runde geworfen wird.

Achtung: Die Schweiz schrumpft

SVP-Kantonsrat Erwin Dahinden verlangt in einer Motion, dass Wölfe schneller abgeschossen werden können. Das Thema wird noch zu diskutieren geben, es mutet komisch an, wenn die Spielregeln beim ersten Wolf, der im Kanton auftaucht, schon geändert werden.

Noch etwas komischer wirkt die Begründung: Der dicht besiedelte Kanton Luzern wie auch die ganze Schweiz sei für die Wiederansiedelung des Wolfes zu klein geworden. „Geworden“? Hat uns jemand, ohne dass wir es richtig bemerkten, einen Teil abgezwackt? Wen müssten wir verdächtigen? Verursachen die heissen Sommer eine derartige Erosion, dass die Schweiz schrumpft? Verhält sich die Grösse der Schweiz etwa umgekehrt proportional zur Stärke der SVP? Oder wirken die ständigen bösen Angriffe von aussen dergestalt, dass die Schweiz in unserem Bewusstsein kleiner wird?

Revival der Strassenbauer?

Heute lesen wir, dass eine Umfahrung im Seetal gefordert wird. Mit Kosten irgendwo zwischen 90 (Schätzung der Promotoren) und 200 Millionen (Schätzung Kanton) sollen Hochdorf, Ballwill, Eschenbach umfahren werden respektive an den neuen Autobahnanschluss bei Buchrain angebunden werden.

Gestern konnten wir lesen, dass die Lammschlucht im Entlebuch ausgebaut werden soll. Ein Tunnel soll her. Kosten: Mindestens 45 Millionen Franken, je nach Variante aber auch bedeutend mehr.

Gleichzeitig hat sich der Kantonsrat bereits positiv zu einer Erneuerung des gesamten Bereichs zwischen Kasernenplatz und Sprengi ausgesprochen. Die Kosten sind auch hier bei gegen 80 oder mehr Millionen Franken.

Der Strassenbau soll gemäss Gesetz aus Beiträgen der Motorfahrzeugsteuer, LSVA und dem Anteil Treibstoffzollgelder, die der Kanton erhält sowie „weiteren Mitteln“ finanziert werden. Niemand im Kanton will aber die Motorfahrzeugsteuer heraufsetzen, aus der LSVA und den Treibstoffzollgeldern wird nicht mehr Geld kommen und auf Grund der finanziellen Situation und der Steuersenkungsstrategie des Kantons ist es ausgeschlossen, dass aus den „weiteren Mitteln“ etwas kommt. Die grossen Brocken lassen sich also längst nicht alle realisieren.

Alles ziemlich widersprüchlich. Aus grüner Sicht für einmal: Zum Glück.