Längere Öffnungszeiten: Kundenbedürfnisse nur ein Argument

Jetzt gibts also auch noch einen Vorstoss, dass die Läden am Samstag bis 17 Uhr offen sein sollen. Stück für Stück kommen wieder die Ideen auf den Tisch, die von der Stimmbevölkerung klar abgelehnt wurden. Die Neue LZ begrüsst den verlängerten Samstagseinkauf mit dem Argument „Der Kunde ist König“.
Logisch, die Kundenbedürfnisse sind bei der Ausgestaltung von Ladenöffnungszeiten wichtig. Sie sind aber nicht das einzige Argument. Es gibt den Arbeitnehmerschutz, also zum Beispiel Personal, das auch einmal ins Wochenende gehen möchte, und es gibt die kleineren Läden, die nicht den Schnauf haben, ihre Geschäfte noch länger offen zu haben.
Als Kunde möchte ich selbstverständlich immer gerade dann einkaufen gehen können, wenn ich etwas nötig habe oder dazu Lust habe. Als Stimmbürger kann ich in einer Gesamtabwägung bei der Gestaltung der Ladenöffnungszeiten zu einem anderen Schluss kommen. Der Mensch ist nicht nur Kunde. Wäre er dies, hätten schon längst alle Geschäfte rund um die Uhr geöffnet.
Und noch etwas: Man hat vor einigen Jahren einen zweiten Abendverkauf eingeführt. Offensichtlich ist das Bedürfnis derart klein, dass fast nur Einkaufszentren davon Gebrauch machen, alle andern Geschäfte machen da nicht mit.

Rückzug von Max Pfister: Ein Hintertreppenwitz der Politik

Max Pfister zieht seine Kandidatur zur Ständeratswahl zurück. Es wird ihm nicht viel anderes übriggeblieben sein, nachdem soviel Unmut über die Interpretation seines CKW-Mandats über ihn hereingebrochen ist. Max Pfister hat sich mit seinem Schweigen sicher ungeschickt verhalten, hat in unerklärlicher Weise geschwiegen und wollte die Sache aussitzen. Sicher ist aber, dass auch die Gesamtregierung in einem schlechten Licht dasteht, denn es wäre an ihr gewesen, den Interpretationswechsel beim Verwaltungsratsmandats CKW offen zu deklarieren.
Dass jetzt Max Pfister über die CKW stolpert, ist ein Hintertreppenwitz. Max Pfister hat zu kaum einem Geschäft ein derartiges Desinteresse gezeigt wie zu den Debatten um die Strompreisen, Konzessionsverträgen und der CKW. Ausgerechnet die CKW-Geschichte vermasselt ihm jetzt eine weitere Karriere.

Fusionstopf: Kein Jekami mit kantonalem Geld

Die CVP sperrt sich, dass der Kanton 70 Millionen für Fusionen namentlich im Agglomerationsbereich zur Seite legen will. (Sie waren bereits zur Seite gelegt, das Geld muss aber rechtlich nochmals beschlossen werden). Ich verstehe die Argumentation, dass eine Abstimmung über diesen Betrag während den laufenden Gespräche über die Zusammenarbeit in der Agglo gefährlich ist, weil einmal mehr eine Stellevertreter-Abstimmung über die Fusion geführt würde.
Falsch ist aber, wenn man gegen diesen Topf ist, weil die jetzigen Gesprächen „ergebnisoffen“ geführt werden. Das werden sie offensichtlich, sonst sässen verschiedene Gemeinden, die einer Fusion gegenüber skeptisch sind, nicht am Tisch. Es ist aber dem Kanton völlig freigestellt, respektive er hat sogar die Pflicht, ganz bestimmte Ziele mit Anreizen, die über die gesetzlichen Aufgaben des Kantons hinausgehen, zu fördern. Der Kanton soll sagen, was er will und was er nicht speziell fördern will.
Zweitens: Die CVP will die Gelder für die Bereiche Gesundheit, Hochbau und Tiefbau verwenden. Dies aber sind Alltagsaufgaben, die nicht über einen speziellen Fonds finanziert werden sollen. Die Idee, den bürgerlichen Strassenbaustau mit immer neuen Zuschüssen aufzuheben, wird alle paar Monate neu diskutiert. Einmal bei der Verwendung des Rechnungsüberschusses, einmal beim Budget, einmal bei der Auflösung irgendeines Fonds. So will man die Löcher stopfen, die durch die Steuergesetzrevision entstanden. Das mag sogar einige Zeit noch aufgehen. Nachhaltig ist das aber nicht. Denn Fakt ist, dass Jahr für Jahr im Budget bei diversen Posten einfach zu wenig Geld drin ist.

Die Erkennbarkeit von Wahnsinn

Nochmals. Heute gelesen: „Er hat den Wahnsinn in den Augen“. Dies sagt eine Klingnauerin über einen Ausbrecher, der füher in diesem Dorf gewohnt hat, in der Neuen LZ. „Im Dorf geht die Angst um“, titelt heute Zeitung dazu. Das ist verständlich und nachvollziehbar, ob es die Hauptschlagzeile inklusive zweier ganzen Seiten einer Tageszeitung wert ist, ist eine Frage deren Ausrichtung. Dass man jetzt ganze Artikel mit Aussagen füllt, wie „er ist von der übelsten Sorte“, „Schlägereien waren immer ein Thema“ oder eben: “ Er hat den Wahnsinn in den Augen“, bitte schön, was soll das? Wie erkennt man in Augen eines anderen den Wahnsinn? Werden sie grün oder gelb dabei oder flackern sie?
Mit solchen Zeitungsartikeln werden Angst und Unsicherheit geschürt. Man sollte meinen, man sei mitten im Film „M – Eine Stadt sucht ihren Mörder“ gelandet.

Auf der Landschaft gedeihen noch echte Kerle

Heute gelesen: „Ich kenne 16-, 17-Jährige, die haben ihr Leben schon lange selbst in die Hand genommen. Gerade in Ihrer Region (Zentralschweiz) gibt es viele solche Kerle. Die werden daheim erzogen, Selbstverantwortung zu übernehmen. Ein Jugendlicher im Melchtal, der dem Vater auf dem Hof helfen muss und tagsüber eine Lehre absolviert, der wird anders sozialisiert als ein Grossstadt-Teenager, der daheim verwöhnt wird und gelangweilt die Schulbank drückt.“ Gesagt hat dies Thomas Spielmann, ein Psychologe zum Thema Rumpöbeln im Militär.
Hallo, Hallo: Diese Verherrlichung des harten Landlebens ist doch etwas schräg. Nicht jeder, der gleichzeitig eine Lehre macht und zu Hause auf dem Bauernhof arbeiten muss, wird ein toller Kerl, vielen tut diese Doppelbelastung nicht gut, und genau so gut muss nicht jeder als Rumhänger enden, der in der Stadt aufwächst. Man wünscht sich zum Thema etwas mehr Differenziertheit als das Wiederholen von solchen Klischees.