Was es für ein Rechtsumkehr braucht.

Eigentlich hätte der Kantonsrat nächste Woche über eine Ökologisierung der Motorfahrzeugsteuer befinden müssen. Ziel wäre gewesen, dass der effektive Schadstoffausstoss mehr Gewicht bei der Bemessung der Motorfahrzeugsteuer hätte erhalten müssen. Die ganze Sache soll nicht mehr Einnahmen generieren, sondern die Entlastungen und Belastungen der verschiedenen Fahrzeugkategorien wären unterm Strich neutral gewesen. Diese Voraussetzung lässt die Vorlage ja nicht wirklich als „Ökologisierung“ dastehen und ist auch etwas witzlos, wenn man an das Finanzloch bei der Strassenfinanzierung denkt.

Nun ist ein Mail des TCS eingetrudelt, der schon das Referendum androht. Die CVP hat schon vorher reagiert und via Blog mitteilen lassen, dass es eine Überarbeitung brauche…es sollen nur Neuwagen nach der neuen Methode besteuert werden. Das heisst konkret, dass man auf viele Jahre hinaus zwei verschiedene Steuersysteme nebeneinander laufen lässt. Wie sich das wohl mit dem ständigen Ruf – gerade von CVP-Seite – nach unbürokratischen und schnellen Verwaltungsabläufen rechtfertigen lässt? Sorry, aber diese Forderung ist ein kompletter Witz!

Aber abgesehen davon, die CVP fühlt sich anscheinend zu diesem Richtungswechsel etwas gar gedrängt, schreibt doch ihr Parteipräsident im Blog zuerst  über ein Positionspapier der Partei, die diese Ökologisierung fordert und begründet dann aber das Umdenken: „Denn die SVP wird es sich nicht nehmen lassen, die Vorlage zu bekämpfen.“

So offen hat die CVP ihr rechtsumkehr noch selten begründet…

Krienser Finanzpolitik: Zurück zur Vernunft

Die SVP schiesst wieder mal aus allen Kanonen gegen das Krienser Budget, weil es eine Steuererhöhung vorsieht. Die Partei sieht noch mannigfache Sparmöglichkeiten und spricht davon, dass Grüne, SP und CVP Forderungen in Millionenhöhe aufstellten.

Die Gemeinde Kriens ist längst am Sparen und es wäre interessant zu lesen, wo die SVP konkret sparen will. Bei den Vereinen? Bei der Schule? Keine Investitionen mehr (würde das wohl dem Gewerbe gefallen?)? Die SVP macht es sich etwas sehr einfach, wenn sie im Kriens Info von Sozialschmarotzern und dergleichen schwadroniert, statt konkret zu werden. Mit ein paar Schlagworten ist noch nie ein Budget verbessert worden.

Mit Biegen und Brechen haben FDP und SVP vor zwei Jahren eine Steuersenkung durchgedrückt. Die zusätzlichen Belastungen, über die jetzt gejammert wird, und auch die Steuerausfälle durch die kantonale Steuergesetzrevision waren längst bekannt, doch musste die knappe Parlamentsmehrheit ein Zeichen setzen. Die FDP ist mittlerweilen gescheiter geworden. Es ist zu hoffen, dass sie jetzt tatkräftig mithilft, die Steuerhöherung auch der Bevölkerung zu begründen, hat sie doch diesen Zickzackkurs mitverursacht.

PS: Man betrachte auch einmal in Ruhe das Manndli auf dem SVP-Plakat. Hätte es sich früher etwas fitter gehalten, so würde es in diesem Zangengriff drin nicht so leiden…

Jetzt muss auch noch der Immobilienmarkt herhalten

Ein weiteres Argument gegen die Steuerinitiative: Die Liegenschaftspreise in den Tiefsteuer-Oasen kämen unter Druck. In Freienbach, Wollerau, und Feusisberg würden die Preise um 25 Prozent einbrechen, in Zug und Baar um 20 Prozent.

Abgesehen davon, dass diese Zahlen sehr spekulativ sind, haben wir in diesen Tiefststeuer-Gemeinden heute exorbitante Land- und Liegenschaftenpreise. Es wurden satte Gewinne gemacht, unter Druck sind aber Klein- und Mittelverdienende gekommen, die da nicht mehr mithalten können. Wenn es hier eine Korrektur gibt, so tut das nur gut. Die Zugerinnen und Zuger, die ins Freiamt oder Richtung Luzern ausweichen müssen, weil die Miet- und Liegenschaftenpreise immer weiter steigen, werden über die sinkenden Preise sicher nicht böse.

Jetzt helfen nur noch Drohungen

Die Nervosität wegen der SP-Steuerinitiative muss gross sein. Fast täglich erscheint ein Artikel in der Neuen LZ, welche die Horror-Auswirkungen aufzeigt. Heute war Herr Schindler dran, der bei einer Annahme ins Ausland flüchten will. In der Neuen LZ steht: „Gemäss Geschäftsbericht 2009 verdiente Alfred N. Schindler, inklusive Aufwendungen für Vorsorge und nach einem freiwilligen Verzicht von rund 1 Million, einen Jahreslohn von 7,4 Millionen Franken. Davon spendet er dieses Jahr 1 Million für wohltätige Zwecke.“

Abgesehen vom rührigen Hinweis auf seine Spendentätigkeit (die unsereiner bei einem solchen Einkommen auch tätigen würde) ist auch der Hinweis auf die Vorsorge und den freiwilligen Verzicht nicht wirklich interessant…denn irgendwo oberhalb von ein paar Hunderttausend Franken ist es der Normalbevölkerung völlig schnurz und egal, welche Lohnbestandteile ein solcher Millionenlohn enthält.

Es sind genau diese Beispiele, die von vielen Menschen nicht verstanden werden. Ich weiss nicht, ob das wirklich zieht, wenn jemand über höhere Steuern lamentiert, der unterm Strich irgendetwas zwischen vier und fünf Millionen verdient – nebst allen Einkünften, die er noch aus dem Vermögen beziehen kann. Ich jedenfalls finde solche Löhne komplett übertrieben, ungesehen aller Verdienste, die jemand für eine Firma errungen hat.

Herr Pelli muss sich verrechnet haben…

Gerade gelesen im Tagi Online:

Die Preise für Bahn-Billette seien heute sehr niedrig, das Halbtax-Abonnement sei unter Umständen mit einer einzigen Fahrt amortisiert. «Das Generalabonnement sollte 10’000 Franken kosten», sagte Pelli. Heute koste es weniger als 5000 Franken. Pelli sprach vom Generalabonnement der 1. Klasse.

Immerhin erste Klasse, aber das hiess doch dann, dass ein Halbtax zweiter Klasse (das Erstklassabo ist komischerweise 1.56 Mal teurer als das Zweitklassabo) 6410 Franken kosten würde.

Ich habe mich bereits mehrmals dafür ausgesprochen, dass auch die BahnkundInnen etwas mehr bezahlen müssen, wenn man das Netz sinnvoll ausbauen will. Ein Aufschlag um mehr als das Doppelte, das kann aber nicht ernst gemeint sein. Mit solch irren Vorschlägen und Rechnungen macht Herr Pelli jede sachliche Diskussion über Preisaufschläge grad zunichte.

Rätseln Sie mit: Von wem stammt welche Aussage?

Hier zwei Aussagen aus Parteiprogrammen:

1. „Nichts gegen die Förderung der Standardsprache. Doch lassen wir unseren Kleinsten doch wenigstens im Kindergarten noch die Mundart. Der Ernst des Lebens und all die Normierungen kommen noch früh genug!“

2. „Leistungsbereitschaft, Disziplin und Ordnung als Voraussetzungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens müssen in der Schule gestärkt werden.“

Von welchen Parteien stammen die Aussagen?

Beide Sätze stammen von der SVP. Das eine mal wird die Mundart zur Muttersprache und zum Gegensatz zum Ernst des Lebens  hochstilisiert, sie wird zur Sprache unserer Kinder verklärt und es klingt sogar eine leicht anarchische Note an, wenn die SVP über die Normierung im Leben seufzt. Die setzt dann aber anscheinend auch im SVP-Alltag ab dem ersten Schultag mit Disziplin, Ordnung und Leistungsbereitschaft ein. Zackbumm, fertig mit im Kreis sitzen und Schwyzerdütschi Liedli singen.

Das alles, geht nicht wirklich nebeneinander auf.

Strassenbau in Luzern: Wie in alten Zeiten

Heute haben wir das Strassenbauprogramm im Kantonsrat verabschiedet. Ohne Zweifel: Das Programm enthält viele Projekte im Bereich Veloverkehr. Man gibt sich Mühe, das Radroutenkonzept umzusetzen. Das Programm enthält aber im hinteren Bereich auch Uralt-Umfahrungsvorschläge wie Wolhusen oder Beromünster, die man aus Sicht der Grünen längst aus dem Programm entsorgen müsste.

Statt dieser Entrümpelungsaktion hat man aber das Programm aber prominent mit einem weiteren Umfahrungsprojekt aufgemotzt: Die Talstrasse durchs Seetal. Die soll nach dem Willen der CVP und SVP jetzt geplant werden. Diese Umfahrungsstrasse von Hochdorf, Ballwil und Eschenbach soll das Seetal direkt an den Autobahnanschluss Buchrain anbinden….damit die Hochdorfer, oder die Zürcher, die nach Hochdorf ziehen, schneller in Zug oder Zürich sind. Man konkurrenziert damit die Seetalbahn (die man immerhin auch mit einigen finanziellen Mitteln totalerneuert hat) und man macht jeden Versuch zunichte, das Seetal mit einer guten Busverbindung in Rotkreuz an den öV anzubinden.

Gleichzeitig will man auch die Lammschlucht nach Sörenberg schneller sanieren als die Verwaltung dies für nötig hält. Es ist Vorwahlzeit und Robert Vogel von der CVP hat sein Votum durchaus treffend mit den Worten abgeschlossen, jeder im Saal solle an seine Wähler denken. So kommt es dann jeweils dazu, dass solche Vorlagen mit regionalpolitischen Wünschen aufgemöbelt werden.

Geld haben wir ja nun genug: Der Kantonsrat beschloss gleichzeitig, den 115 bis 180 Millionen teuren Seetalplatz (abhängig davon, was man einrechnet) nicht über das Strassenbauprogramm zu finanzieren, sondern ihm den neuen Titel „Grossprojekt“ umzuhängen und anders zu finanzieren. Was dieses „anders“ genau heisst, ist noch niemandem klar, denn die dazugehörige gesetzliche Grundlage ist noch nicht einmal vom Kantonsrat verabschiedet. Letztlich läuft es auf eine längere Amortisationszeit hinaus, dh. wir werden auch noch 2020 oder vielleicht auch 2025 an den Seetalplatz zahlen, obwohl der schon viele Jahre zuvor fertig gebaut wurde.

Dazu nur: Soll mir nie mehr jemand  mit der konsequenten bürgerlicher Finanpolitik kommen.

Gespenster zum Zweiten

Gerade im Tagi zur Steuerinitiative gelesen: Jörg Walker fon der KPMG wird gefragt: „Die Gegner der Initiative sagen, dass auch der Mittelstand von einem Ja betroffen wäre.  Trifft dies zu?“ Seine Antwort: „Ja, davon gehe ich aus. (…)Ein Ja zur Initiative hätte zur Folge, dass bei einem Einkommen von 250’000 Franken die Progression plötzlich stark ansteigen würde. Ich gehe davon aus, dass die Kantone auch die Tarife darunter erhöhen würden.“

Dass es gewisse Anpassungen braucht, welche auf Einkommen von unter 250’000 Franken betreffen, ist unbestritten. Aber die Tarife müssen wohl kaum bis unter 150’000 Franken oder noch tiefer angepasst werden. Wenn ich solche Aussagen lese, frage ich mich immer wieder, wo heute der Mittelstand angesiedelt wird. Steuerbare Einkommen (das heisst nach allen Abzügen!) von 150’000 Franken gehören da sicher nicht mehr dazu.

Kommt hinzu: Man könnte die Anpassung auch so vornehmen, dass die Progressionskurve einfach etwas steiler ansteigt und die unteren und mittleren Einkommen entlastet werden – das war ja einer der ursprünglichen Ziele der Initiative.

Und kommt noch weiter dazu: Rund in der Hälfte der Kantone würde sich eh nichts ändern, da dort der Spitzensteuersatz, der in der Initiative verlangt wird, längst erreicht ist.

Bildung: Wer exportiert hier was?

CVP und SVP wollen höhere Studiengebühren für ausländische Studierende. Argument: „Bildung als Exportgut soll ein Preisschild haben“.

Wenn sich das nur mal nicht gegen die Schweiz wendet. Wir importieren momentan massenweise Bildung in Form von ausgebildeten Aerzten, Krankenschwestern, Pflegern, InformatikerInnen, aus Deutschland, dem englischsprachigen Raum und weiteren Ländern. Was wird auf uns zukommen, wenn diese Länder von all jenen, die in die Schweiz arbeiten kommen, zuerst eine Rückerstattung der Studienkosten verlangen?

Das Anliegen mag populär sein und ist für sich alleine betrachtet auch nicht völlig abwegig. In einem grösseren Zusammenhang aber ist es schlicht grotesk.