Allenorten wird die Eröffnungsrede des Alterspräsidenten Räto Camenisch im Kantonsrat kritisiert. In der Tat: Sie war zwar nicht schlecht recherchiert und durchaus faktenreich, aber man muss die KantonsrätInnen tatsächlich nicht aufklären wollen, dass es im Kanton Luzern einen Kulturkampf zwischen Konservativen und Liberalen gegeben hat und auch keine Erklärung für die Nichtindustrialisierung oder für den Namen „Leuchtenstadt“ liefern. Es ist auch ziemlich bis ganz geschmackslos, wenn ein (Alters)Präsident alle Parteien qualifiziert und erklärt, weshalb die eigene so toll und eigentlich die einzige richtige ist. Das mögen wir naturgemäss uns nicht anhören. In diesem Sinne: Die Rede war ganz und gar abverheit.
Nur: Man soll es doch bitte dabei belassen. Vielleicht kann man sich überlegen, ob es immer das älteste Parlamentsmitglied sein muss, das als Tagespräsident amtet (braucht es, bis der der / die bisherigeR PräsidentIn wieder gewählt ist). Wer eine Rede halten muss oder kann, hat das Recht, einen Stuss zu erzählen. Es kann ja nicht sein, dass diese Reden zuerst von einer interfraktionellen Gruppe gegengelesen werden.
PS: Camenisch verteidigt sich heute, dass einige seine Rede leider nicht richtig verstanden hätten. Es ist eher das Gegenteil der Fall: Sie wurde nur zu gut verstanden.