Die SVP Kriens hat gestern in der Einwohnerratsdebatte zur Frage der Fusionsverhandlungen einmal mehr das Bild der fremden Vögte bemüht. Luzern wolle sich nur an Kriens gütlich tun, wurde gesagt und die Partei sprach von fremden Vögten und von einer Eroberung.
Die Zeiten der Vögte sind vorbei. Schon ziemlich lange. Vor rund 200 Jahren haben sich viele Menschen gegen die Bevormundung durch die Obrigkeit zur Wehr gesetzt und haben sich dafür eingesetzt, dass nicht nur eine kleine Minderheit von reichen und alteingesessenen Familien das Sagen hat respektive dass Vögte fremder Mächte sagen, wo’s langgeht. In einem langen Kampf entstand die moderne Schweiz mit einer ausgebauten Demokratie – als letztes Glied kam das Frauenstimmrecht 1971 hinzu. Das heisst für die Fusionsdiskussion: Über jeden Schritt können wir mit dem Stimmzettel uns frei entscheiden, da wird nix von oben diktiert.
Wären die Leute früher derart verängstigt vor dem Neuen gewesen, hätten sie sich derart wenig zugetraut wie die SVP Kriens, diese ganze Entwicklung hätte wohl nie stattgefunden. Um weiterzukommen, braucht es mutige Schritte und – auch mal gegen das Gewohnte.
Und zudem: Die Haltung der SVP spricht nicht gerade für viel Selbstbewusstsein. Die KrienserInnen haben immer wieder bewiesen, dass sie mit klugen Köpfen etwas erreichen können, und ich zweifle nicht daran, dass sich die KrienserInnen bei Fusionsverhandlungen hartnäckig für ihre Interessen einsetzen werden. Wir sind ja schliesslich nicht auf den Kopf gefallen.
Damit wir aber wissen, ob wir die anstehenden Aufgaben besser im Alleingang oder besser mit einem Zusammenschluss mit unseren NachbarInnen lösen können, müssen wir zuerst einen Fusionsvertrag aushandeln. Dann können wir über Fakten reden – statt über abgenutzte Bilder wie jenes der Vögte.