Mit 56 zu 55 hat heute der Kantonsrat heute einen Vorstoss gutgeheissen, der am heutigen Standort der Zentralbibliothek einen Neubau mit Bibliothek und Kantonsgericht verlangt. Das neue Projekt würde nur unwesentlich kleiner als der vom Kantonsrat vor einem Jahr verlangte Neubau und die Stadt hat bereits angekündigt, dass auch das neue Projekt überdimensioniert ist und nicht goutiert wird. Klar ist, dass auf Jahre hinaus kein neues Projekt bewilligt werden kann und sowohl die Bibliothek weiter zerfallen wird wie das Kantonsgericht räumlich nicht zusammengelegt werden kann.
Man kann es noch als bewundernswert bezeichnen, wie alle städtischen CVP-KantonsrätInnen mit Ausnahme des Stadtpräsidenten den Vorstoss unterstützten. Ob sich auf Grund des starken Widerstands in der Stadt Luzern dieser wagemutige Einsatz für sie auszahlen wird, bezweifle ich. Vor allem, wenn die Folgen des grossen Neubaus verniedlicht werden. („Schattenwurf im Vögeligärtli? Umso besser, man sucht im Sommer ja eh den Schatten“, abverheiter Versuch von Andrea Gmür, das verbreitete Unbehagen humoristisch wegzuwischen).
Weniger bewundernswert, sondern eher unsensibel war das Auftreten verschiedener Vertreter der Landschaft, die der Stadt nun Ratschläge im Verdichten geben wollen. Luzern ist längst am Verdichten, dass aber gerade das dichteste Quartier noch enger werden soll, leuchtet nicht ein und bringt das wichtige Anliegen in Verruf. Ähnliches konnte man letzthin auch in einer Arena erleben, als Toni Brunner den Zürchern erklären wollte, wie sie ihre Stadt verdichten sollen.
Jetzt muss der Kanton also diesen Neubau planen. Die zeitliche Verzögerung ist vielleicht von den MotionärInnen durchaus gewollt: Die Gelder für den Hochbau im Voranschlag reichen nämlich für die beiden Projekte gar nicht aus. Mit der eingeläuteten Endlosschlaufe muss man dieser Tatsache nicht ins Auge schauen.