Fahrkostenabzug –ökologisch schlicht falsch

Natürlich – die Reduzierung von Steuerabzügen mitten in einer Spardebatte und auf Grund einer verfehlten TIefesteuerstrategie bei Unternehmen hat einen negativen Beigeschmack. Und der Vorwurf ist naheliegend, dass jetzt ArbeitnehmerInnen und Familien für die Budgetlöcher stopfen müssen. Deshalb verstehe ich den Widerstand gegen die Kürzung des Pendlerabzugs.

Aber – viele Steuerabzüge haben eine verzerrende Wirkung (Personen mit hohen Einkommen profitieren mehr als Personen mit kleineren Einkommen) und sie haben ungewollte Nebenwirkungen. Dazu ist in der Luzerner Zeitung heute ein schönes Beispiel vorgerechnet. An Hand einer Person, die in Romoos wohnt und in Stans arbeitet, wird aufgezeigt, dass diese Person mit einer Begrenzung des Pendlerabzugs statt über 11‘000 Franken Fahrkosten nur noch 3‘000 Franken abziehen kann und deswegen saftig mehr Steuern bezahlen muss. Zweifelsohne, das trifft diese Person.

Nur: Ist es richtig und erwünscht, dass jemand täglich von Romoos mit dem Auto nach Stans pendelt? Und damit die Agglo mitverstopft, einen Ausbau der A2 auf sechs Spuren nötig macht und am Schluss in Stans einen Parkplatz belegt? Und dafür mit einem Steuerabzug belohnt wird? Wäre es nicht sinnvoller, diese Person würde in Wolhusen in den Zug steigen (38 Minuten) oder unterwegs mit jemandem eine Fahrgemeinschaft gründen? Wir diskutieren in letzter Zeit viel über Ökologie, schonenden Ressourcenverbrauch, raumplanerische Ziele, über überlastete Strassen und Dichtestress, der Konsens ist im theoretischen Bereich hoch. Geht es aber in die Praxis, sind selbst kleine Schritte verdammt schwierig umzusetzen.

2 Antworten auf „Fahrkostenabzug –ökologisch schlicht falsch“

  1. Sehr geehrter Herr Töngi, ich kenne keine Pendler, die nicht viel lieber einen kurzen Arbeitsweg in Kauf nehmen würden. Familienväter deren Kinder noch zur Schule gehen, im Wohnohrt kulturell und gesellschaftlich verwurzelt sind, wechseln halt ihren Wohnort nicht gerne. Evtl. müssten Sie dass nach zwei Jahren wieder tun da ihnen gekündigt wurde. Sie schreiben der Pendler werde belohnt, dies stimmt nicht. Er opfert Zeit und Geld für seinen Arbeitsweg. Zeit, die diejenigen viel lieber zuhause verbringen würde. Hätten Sie Freude an einem entvölkerten Luzerner Hinterland, Romoos ohne Schule etc.
    Bevölkerung sollte sich scheinbar Ihrer Meinung nach wie chinesische
    Wanderarbeiter bewegen. Freundliche Grüsse, ein leider nicht ans öffentliche Verkehrsnetz angeschlossener steuerzahlender Arbeitnehmer Thomas Lang.

  2. Sehr geehrter Lang
    danke für Ihren Kommentar. Viele Orte im Hinterland haben sicher keine guten öV Bedingungen und ich verstehe vollkommen, dass Sie nicht „einfach“ wegziehen wollen – ich mache es trotz Pendlerei nach Bern auch nicht.
    Ich finde aber, dass gerade das Argument Hinterland und Pendeln-Müssen nicht haut. Die Wohnkosten im Luzerner Hinterland sind massiv tiefer als in der Agglomeration Luzern und so gesehen geht das Pendeln ökonomisch auf. Sie zahlen für den Arbeitsweg mehr, haben dafür tiefere Wohnkosten.

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