Zukunftstauglichkeit auf 1100 Höhenmetern

Zukunftstauglichkeit auf 1100 Höhenmetern

Ich bin ein passionierter Blaupistenfahrer. Und Halbentlebucher – meine Mutter, ledig Aregger, wuchs in der Chlungelisei hinter dem Wolhuser Bad auf. Gut, das gehört noch knapp zu Wolhusen, drum sagen wir: Viertelentlebucher. Und dazu bin ich noch ein Kind der Voralpen. Da fühlte ich mich immer wohler als in den Hochalpen. Zu steil, zu unwaldig, manchmal auch zu pompös. So gesehen bin ich ein Fan der Skidestination Sörenberg. Und jetzt wo’s doch noch etwas schneit, freue ich mich auf die paar Mal Skifahren.

Und trotzdem – als ich die Botschaft des Regierungsrats für ein Darlehen an die neue Rothornbahn las, runzelte ich die Stirn. Der Regierungsrat betont, dass mit der neuen Bahn das bisherige Skigebiet Sörenberg mit dem Skigebiet Rothorn verbunden werden kann. Eine nachhaltige Stärkung wird beschworen, eine innovative Ausstrahlung und dazu – einen nachhaltige langfristige Überlebensfähigkeit. Logo, bei diesem Wort blieb ich hängen.

Denn mit keinem einzigen Wort geht der Regierungsrat auf die eine grosse Frage ein: Ja, ist denn Sörenberg als Skigebiet tatsächlich zukunftstauglich? Der Talboden liegt auf 1100 Meter, ausser dem Rothorn enden die Bahnen spätestens auf 1600 Höhenmeter. In den letzten Jahren konnten viele Skigebiete in mittleren Lagen dank Beschneiungsanlagen die höheren Temperaturen der letzten Jahre noch ausgleichen. Doch alle Prognosen deuten darauf hin, dass die Klimaerwärmung weiter anhält und die Temperaturen bis in 30 bis 40 Jahren weitere 2 Grad ansteigen. Bis Ende des Jahrhunderts ist gar ein Anstieg um 3.5 bis 7 Grad wahrscheinlich – von den Klimagipfeln kommen ja nicht grad ermutigende Signale. Ein Temperaturanstieg von 1 Grad bedeutet, dass die Schneefallgrenze um etwa 150 Meter ansteigt. Sörenberg Dorf wird 2050 ähnlich wenig Schnee haben wie heute ein Kurort auf 800 Höhenmetern. Die dortigen Skigebiete hats schon längst erwischt.

Lohnt es sich da, ein Skigebiet auszubauen? Zwei zu verbinden, von denen das eine mittelfristig wenig Überlebenschancen hat? Rechnet der Regierungsrat damit, dass die Bahn trotz fortschreitender Klimaerwärmung noch amortisiert werden kann? Welche Gedanken macht sie die Sörenberg AG dazu? All diese Antworten fehlen. Wie übrigens auch jene auf die Einwände der Umweltorganisationen. Dass es Einsprachen zum Projekt gab, ist in der Botschaft mit einem einzigen Satz erwähnt.

Da sind noch einige Fragen offen, bevor der Kanton ein Darlehen sprechen kann.

 

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