Gestern Abend durfte ich durch den Anlass zur Gründung des Green LGBTIQ* Netzwerks führen. Viele, viele, fast 100 Menschen nahmen am Anlass teil und zeigten die Aktualität dieser Themen. Ein überwältigender, bunter Moment!
Diesen Sommer schaute ich mir „Fiertés“ auf Arte an. Diese ruhige Kurzserie zeigt in drei Etappen von 1981 bis 2013 das Leben eines Schwulen in Frankreich. Vom ungewollten Coming-Out, zur Beziehung, Fragen des Kinderhabens. Der Film berührte mich, weil er unaufgeregt Lebensrealitäten und die dazu gehörigen Kämpfe um die eigene Lebensgestaltung aufzeigte.
Der Film brachte auch eigene Erinnerungen hoch : Wie 1983 oder 1984 die erste Demonstration der Homosexuellen Arbeitsgruppe Schweiz in Luzern stattfand und ich mit klopfenden Herzen auf dem Velo an dieser kleinen Gruppe Männer vor der Jesuitenkirche vorbeifuhr, mich aber nicht getraute, abzusteigen und mitzumarschieren.
Vieles wurde in der Zwischenzeit selbstverständlich. Wir sind sichtbarer geworden, wir haben mehr Rechte, wir sind anders in der Gesellschaft verankert. Das Partnerschaftsgesetz, die gesellschaftliche Anerkennung das haben wir aber nicht geschenkt erhalten. Wir haben uns, wie auch andere zivilgesellschaftliche Bewegungen, diese Rechte erkämpft. Mit Einsatz auf der Strasse, mit Hürden im Leben und immer wieder in unangenehmen, schwierigen Situationen, manchmal auch existenziellen. Deshalb gefällt mir der Titel des Films so gut: Wir dürfen stolz sein, was wir zusammen erreichten.
Gleichzeitig wissen wir: Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. Unser Einsatz muss weiter gehen. Mitte der 90er Jahre forderten die damaligen Grüsch (Grüne Schwule) und die Grünen als Pionierpartei in einer Broschüre bereits die Ehe für Alle und eine Ausweitung des Antidiskrimierungsartikels. Konsternation macht sich da breit. Denn genau bei diesen Punkten sind wir immer noch am Kämpfen. Oder wir erleben auch heute noch Anfeindungen auf der Strasse oder subtilere, nicht weniger unangenehme, Auseinandersetzungen etwa mit konservativen Bewegungen. Auch hier: Hinstehen und Einsatz ist weiter nötig.
Deshalb ist dieses Netzwerk auch so wichtig. Wir wollen miteinander diesen Einsatz für die Rechte und Gleichberechtigung der LGBTIQ* Gemeinde leisten.