Die Welt der Wissenschaft. Januar 2006

Einstein kicherte leise vor sich hin, sein versengtes Haar hing ihm schlaff herunter. Als sich die Flammen kurze Zeit zurückzogen, blinzelte er Galileo zu, der sich im nächsten Moment bücken musste, weil der riesige 500-jährige Pendel wie zu jeder Stunde über seinen Kopf schwirrte und diesen schon bis zur Unkenntlichkeit verformt hatte. Madame Curie verschüttete vor Schreck ein Reagenzglas voller verflüssigtem, dampfendem Bockshaar. Für kurze Zeit hörte die ewige Skalpellierung von Kolumbus auf, und selbst Archimedes liess seinen Blick von den brennenden Kreisen ab. Die Meldungen über die Fälschungen des Klonmeisters Woo-Suk-Hwang lösten alles zwischen Begeisterung und Entsetzen in der Forschergemeinschaft aus: Nun wurde einmal schon vor dem Tode ein Forschungsresultat entzaubert, eine Entdeckung zu Nichte gemacht. Sie alle mussten diese Bitternis erst nach ihrem Ableben vor dem grossen Schöpfer erleben und fuhren samt und sonders zur Hölle, wo sie den Platz teilten mit Persönlichkeiten wie Papst Pius IX, der seine Unfehlbarkeit vor dem lieben Gott einfach nicht beweisen konnte, ebenso erging es Heisenberg, der seine Quantenphysik nicht logisch und einfach vor dem letzten Strafgericht rüberbrachte. Einstein hatte trotz mehrer Slapstick-Einlagen ebenfalls keine Chance mit seiner Relativitätstheorie – der Allmächtige schüttelte nur genervt seinen Kopf und jagte ihn relativ schnell zur Hölle. Und bei Curies Experimenten meinte er nur gelangweilt, dass er von ihren radioaktiven Strahlen nichts spüre. Marco Polo schaffte den Beweis für die Existenz Chinas auch nicht, kein Wunder, lag es vom Himmel aus betrachtet bei seinem dortigen Eintritt gerade auf der andern Seite der Kugel. Schwupps, landete er im nächsten Moment in einem schmorenden chinesischen Nudeltopf inmitten der Hölle. Apropos Kugel – Kolumbus war unfähig, die Kugelform der Erde zu beweisen, Gottes scharfer Blick hatte ihn so irritiert und belämmert, dass er plötzlich selber froh war, nicht über den Rand der Scheibe gefahren zu sein, es wurde ihm kalt und heiss und dann sehr schnell nur noch heiss – die Hölle hatte ihn.

Glücklicherweise wussten von diesen Qualen alle Besucherinnen und Besucher der Bar jeder Vernunft nichts. Sie forschten weiter, wie stark sich ein Limettenschnitz aussaugen liesse, mit wie vielen Promillen ein Fahrrad samt Besitzer noch fahren könne und wie viele Bakterien durchschnittlich auf einem Pommes Chips sassen.

Ausverkauf. Dezember 2005

Auf der Kuppel stand gross geschrieben „Zu verkaufen“. Schon seit einiger Zeit, denn selbst in der Swiss Trust Company war auf dem Immobilienmarkt ein gewisser Sättigungsgrad eingetreten – kein Wunder nach all den Bundes-Schmöckern, die man loswerden wollte.

Angefangen hatte die Verkaufswelle aber mit der Fluggesellschaft. Ein Trost blieb: Immerhin wurde auch die Lufthansa bald von der Merk-Münte-Manufaktur an die transnistrische Fluggesellschaft abgetreten. In einem weiteren Schritt wurde die Swisscom abgestossen, weil ein staatliches Unternehmem mit Überschüssen nicht ins Konzept der Staatsdiminuierung passte. Die SBB wurde in Sofort-Brivat-Bahn umgenannt und gleich verscherbelt, die AHV in Aktien- und Hochrisikoverunsicherung umbenannt, die VBL in Veronikas-Bade-Limousine und alle Busse rot angestrichen (was allerdings als Flop endete), die Post in die Prä-operative-Spekulations-Tarnfirma umbenannt. In einem weiteren Schritt wurden die Kantone privatisiert, die Gemeinden verkauft – nicht alle gingen gleich gut über den Ladentisch, Meggen wurde eine saudische Exklave, Litauen erbarmte sich Littau. Nachdem der neue Chief Executive Officer die Schweiz in die Swiss Trust Company umgewandelt hatte und gemäss Corporate Governance das Parlament aufgelöst hatte, wurde der neue Firmensitz Herrliberg und das Bundeshaus überflüssig und zum Verkauf ausgeschrieben – auch wenn sich nach unbestätigten Berichten noch einige Angestellte dort befanden. Sei es aus Widerstand oder weil sie nichts mitbekommen hatten.

Auch in Kriens hatte sich vis-à-vis der Bar jeder Vernunft die Holding „B&B“ (für Bruno und Bruno) installiert, was die wackeren Gäste aber nicht daran hinderte, auf alte Zeiten eins anzustossen.

Spital-Nahkampf. Oktober 2005

Die Fenster waren schon längst zu Schiessscharten verkleinert worden und die Türen mit Mobiliar verrammelt. In den Zimmern wurde eifrig gewerkt, aus Stetoskopen Wurfschleudern gemacht, Infusionsbeutel mit heissem Teer gefüllt, die Eisenrohre der Betten zu Blasrohre umgebogen, die Spritzen mit Munition gefüllt. In der Küche wurden Pfannen und Besteck im überhitzten Desinfikator eingeschmolzen und zu Schildern geformt. Tai-Chi und Chi-Gong wurde durch Bodenständigeres ersetzt: Oberärzte wie Pflegefachfrauen übten mit Skalpellen und Gehstöcken den Nahkampf. Sie wurden nicht gestört: Kein Wimmern der evakuierten Patienten drang mehr aus dem Keller – dank höheren Morphiumdosen. Das Spital Wolhusen war zur regionalen Festung ausgebaut worden. Obercondottiere Tamian Meyer bellte durch die Räume und sprach allen, die ihn hören wollten oder auch nicht hören wollten, Lobpreisungen auf eine starke Regionalpolitik zu.

Draussen im Lager der Angreifer liefen die Betonmischer unaufhörlich, der monotone Ton sollte das lokale Gewerbe in Trance versetzen und auf die Seite der Angreifer ziehen. Inzwischen heckte das doppelte Bühlmännchen aus Emmenbrücke die neuste Strangulation der kantonalen Finanzen aus, Wolhusen war nur eine Zwischenetappe, als nächstes sollte die verhasste Stadt geschlossen werden und dann der Sempachersee abgelassen und zu einer regionalen Jauchegrube umgebaut werden. Im Anschluss planten Lolek und Bolek – wie sie auch genannt wurden – einen Umbau der kantonalen Verwaltung in die Bühlmann Holding AG. Ansonsten war die Stimmung mässig: Kein einziges Restaurant in der Umgebung hatte mehr als 17 Gault-Millaut-Punkte erhalten, weshalb kollektiv und als Sparvorbild die ganze Truppe der Angreifer aufs Znacht verzichtete, Pfister fluchte, weil aus seinem Tornister Beton ausgelaufen war und seinen Armani-Anzug befleckt hatte. Doch dem dürren Ritter Markus aus dem Malterser Orden ging es noch dreckiger: Er ging nach Spritzen- und Betonbeschuss beim Versuch, als Fahnenflüchtiger die Seite zu wechseln, zu Boden und fragte sich bitter, ob so ein blödes Regionalspital tatsächlich einen nationalen Politiker seiner Grösse zu Fall bringen könnte. Nur Hauptmann Dammian Meyer röhrte ungeachtet weiter durch das Feldlager und sprach allen die Segnungen der baldigen Wiederkunft des finanzpolitischen Paradieses auf dem schönen Fleckchen Erde namens Luzern. Nur kurz war er irritiert, als er sein Spiegelbild in einer Schiessscharte des Spitals auftauchen sah. Glücklicherweise war ihm der Begriff Schizophrenie nicht geläufig.

In der Zwischenzeit hatte sich ein Heer von tapferen Landfrauen und rührigen Gemeinderäten aus dem Entlebuch auf den Weg gemacht, um dem bedrohten Spital zu Hilfe zu kommen. Um die Angreifer zu überraschen, nahmen sie den Weg über die Rengg, hinweg durchs Eigenthal nach Kriens. Wo sie überraschenderweise freitagabends eine Bar vorfanden, um sich zu erfrischen. Dort blieben sie dann länger hängen als geplant – der Caipirinha bot mit seinem Vitamin C eine gute Gesundheitsvorsorge für die kommende spitallose Zeit.

Fiebrige Hühner. Oktober 2005

Über dem eingang des versammlungslokals prangte der spruch: „krieg den palästen, friede den hühnerhäusern.“ Die gruppe krienser anarcho geflügel (kag) plante die nächste attacke. Gestern hatte sie es geschafft, in einer apotheke restbestände von tamiflu zu ergattern. Die kunden wie das personal zerstoben innert kürze in alle richtungen. Dabei hatten sie nur etwas die augen verdreht und über grippe geklagt, eines hatte sich extra – um echt zu wirken – einen wollschal besorgt und einen fiebermesser unter den flügel gesteckt. Bei der darauffolgenden plünderung hatte die hühnerschaft auch allerlei andere pillen mitgehen lassen, die sie jetzt während der vollversammlung genüsslich pickten. Die physischen wie psychischen wirkungen erschwerten die sitzung beträchtlich – eine teilnehmerin fühlte sich als ayurvedisches urhuhn und rezitierte lauthals sanskrit-verse, ein hahn halluzinierte, ein seeadler zu sein und stürzte sich von einem dachbalken hinunter. Als nächste aktion plante die truppe die zerstörung der seg-produktionsstätte im hinterland. Man hörte gruselgeschichten von dort, von nackten hühnern, enger vakuumkleidung, doch war noch nie ein huhn von dort zurückgekehrt. Die nächste aktion war ehrensache: An martini sollte dem schändlichen treiben in sursee einhalt geboten werden. Eine gruppe von junghähnen brachte einen antrag auf die fünf-tage-woche resp. befreiung von den weckdiensten samstags und sonntags ein. Unter dem hinweis, dass die revolutionäre situation alle kräfte verlangte, wurde er abgelehnt.

Zum abschluss der versammlung reckten die hühner die flügel in die höhe und sangen „Avanti pollo, bandiera rossa“, „Hühner, hört die Signale!“ und aus der Marseillaise „Aux armes, poulets! Formez vos bataillons!“

Aus trotz über ihre niederlage schlüpften die junghähne durch die strengen kontrollen ins freie und suchten eine bar, um ihren ärger hinunterzuspülen. Im ambrosia fühlten sie sich gleich wohl, weil’s dort kag-eier gab, obwohl es ihnen nicht recht klar war, welche hühner aus ihrer gruppe noch eier an menschen abgaben. Oder hatten sie etwas falsch verstanden?

Sintfluten. September 2005

Als die Diskussion über den Dringlichen Vorstoss „Bau einer Arche“ begann, hatte das Wasser schon die ersten Reihen im Grossen Rat überflutet. Unaufhörlich quoll der Bach durch die Fenster hinein, drückte unter der Türe durch, und liess die ParlamentarierInnen auf den oberen Rängen zusammenrücken – nur die SVP-Männer hatten sich mit Schnorchel ausgerüstet um auf ihren vordersten Plätzen bleiben zu können, um gegen das Gequasel von Klimaerwärmung und Naturkatastrophen ein Zeichen zu setzen. Die Grünen verlangten die Mitnahme der langohrigen Mittellandfledermaus und den Einsatz von einheimischen Hölzern, was nicht unlogisch erschien, verfing sich doch schon Treibholz im Saal, die SVP schlug aus Kostengründen vor, im Verkehrshaus ein Schiff zu holen, die FDP wollte moderater einen Vierwaldstätterdampfer umbauen – wogegen der Heimatschutz allerdings schon sein Veto eingelegt hatte: Die Tierhufe könnten die Salons von Schiller oder der Unterwalden ernsthaft beschädigen – die CVP schlug vor, ein Kirchenschiff fahrtüchtig zu machen und die SP wollte sich europaweit nach einer kostengünstigen Lösung umschauen. Plötzlich schwammen einige Urner Kollegen vorbei und man wusste: Landunter im Süden. Die Wortbeiträge der SVP-Mannen wurden immer undeutlicher, nebst Schwimmhäuten wuchsen ihnen Kiemen und Fischaugen und im Saal entbrannte eine Diskussion, ob es sich hier um eine neue Gattung handelte, welche auch mit sollte. Von weitem erscholl ein Donner, der Obergütsch hatte sich über den Untergütsch geschoben und die Unterseeburg wurde ihrem Namen gerecht und versank in den Fluten. Das Wasser schwappte noch höher und die Urner Kollegen schwammen wieder Richtung Süden; aha, landunter auch im Norden. Auch Kriens ging langsam aber sicher den Bach runter, obwohl der grüne Gemeinderat am Vorabend noch zwei Hecken und einen Apfelbaum gepflanzt hatte. Allerdings hielt sich ein Lokal in Kriens, schliesslich war der erste Freitag im Monat und die Gäste dichteten brav die Fenster und Türen mit ausgelutschten Limettenschnitzen und Pommes Chipes ab. Wie lange würden sie durchhalten? Reichten die Vorräte?

Welle aus dem Osten. August 2005

Man schreibt das Jahr 2030. Die Alten trafen sich zum alljährlichen Gedenken. Zuerst humpelte Ueli Maurewitsch auf die Waldlichtung weit am Pilatushang oben, gefolgt von Rita Furrowitsch, die über die Stöcke stolperte, Uelritsch Schlürnin musste getragen werden, nur Christoph Mörgelitsch kam wie immer mit einem bleckenden Lachen, Piotr Mattmannowitsch dagegen verlor sich gleich wieder im wüstem Fluchen über das grosse Luzern, das sie in weiter Ferne sahen.

Maurewitsch erinnerte an die Annahme des Freizügigkeitsabkommen vor 25 Jahren und den Anfang alles Elendes. Wie am nächsten Tag lange Kolonnen von polnischen Ladas vor der Grenze standen, wie durch ein böses Urteil aus Strasburgograd die Polen, Slowaken und Esten das Stimmrecht erhielten und dank ihrer Gebärfreudigkeit bald schon die Schweizer Mehrheit bedrohten. Dann ging es Schlag auf Schlag: Einführung eines slawischen Esperantos als einzige Amtssprache, Zwang zur Namensanpassung, Sprachentest zum Beweis der Assimilisierung und Ausweisung der Renitenten. Die Migros-Klubschulen überquollen, jene, die den Spracherwerb nicht schafften, wurden ins Reservat Entlebuch, ins Maderanertal oder nach Bosco Gurin verfrachtet. Nur die Versammelten hatten sich nicht ergeben und streiften wildernd durch die Wälder, ernährten sich von Graswurzeln und wildem Honig – den sie mittlerweilen mit slowenischen Bären teilen mussten. Dank einem Gärsaft aus Beeren und den Wurzeln der Bergveilchen wurde die Runde immer lustiger. Mörgelitsch machte sich über Samuel-Vladimir Schmiditsch lustig, der jetzt in der Leibgarde des neuen Bellorussischen Königs als erster Hofwächter diente, Schlürnin kicherte nur noch leise – er hatte wieder einmal an Fliegenpilzen genascht und Furrowitsch rief in ihrem Rausch vergebens nach ihrer Zürcher Polizei – auch sie war längst in die polsky-slowaki Policjia Zurikjia umgewandelt worden. Mattmannowitsch brachte die Idee, aus den Bergen den Widerstand neu zu organisieren und zuerst via Meijersmattma-Wiese einen Ausfall Richtung Krjienska zu machen, dort gebe es jeweils am ersten Freitag im Monat eine Bar, ein Anknüpfungspunkt vielleicht?

Kurpfuscher. Juli 2005

Der vierhundertneunundzwanzigste Aztekenkönig Pazkalo-Couchopin blickte von der Kuppel des grossen Opferaltars in Bernochtitlan über sein Reich und erkannte, dass sich zu viele falsche Priester unter das Volk gemischt hatten. Couchopin berief seine Getreuen, die rückwärts kriechend zum Opferaltar kamen; einer übersah eine dieser neuen Wasserfontänen auf dem grossen Platz des Volkes und wurde vom teuren Marmorboden, den alle Stämme in Fronarbeit heranschaffen mussten, in die Luft geschleudert und in den grossen Fluss Aarecoazcatl gespült. Seis drum. Zusammen mit seinen Priestern ging der grosse Couchopin als erstes auf die Scharlatane los, die sich Homöopatzcotzken nannten. Als diese nutzlos das letzte Globuli verschossen hatten, knieten sie vor dem grossen König, mit Übernamen Longue-nez-huahua, nieder. Er kannte kein Erbarmen, er riss einem nach dem andern das Herz heraus, stopfte sich das eine oder andere in den Mund, verschenkte einige an den Chefpriester Marko Turinazuma im Tempel der Weissgeschürzten in Zureichtotlan, wischte sich das Blut ab und ging auf die nächsten Kurpfuscher los. Die Psycholozken hatten sich in ungewöhnlicher Eile auf eine Diagnose und Strategie geeinigt und alle Couchs zu einem Berg zusammengestossen und machten sich gegenseitig Mut, indem sie wüste Beschwörungen über die pathogene Sparneurose Couchopins ausstiessen. Andere sassen im Kreis und sammelten positive Vibrationen. Der Langnashuahua hörte sich dies nur eine kurze Zeit an, verlangte dann nach Branntwein aus Birnen seiner Heimat, nahm einen kräftigen Schluck, zündete ein Streichholz an und betätigte sich als furchterregender Feuerspucker. Innert Kürze waren die Sofas verkohlt, die Psycholozken ebenfalls. Leider waren auch die Herzen verschmort. Couchopin zog weiter von Sierre madre zum Pilatuscatepl und traf in Krienscouzco ein. Dort fand er eine ungläubige Gemeinschaft vor, die an die Heilwirkung des roten Wassers glaubte und dem Fendant abhold war. Dies erzürnte Couchopin derart, dass das ganze Tal unter seinem Fluchen erbebte, das Schlössli einstürzte, das Gemeindehaus zerbarst, der Gemeinderat die geheimen Katakomben aufsuchte, die Kirchturmglocken zerrissen und die Migros sofort schloss – Coop hatte wieder einmal nichts gemerkt. Wie sollte sich die Gemeinschaft der Ambrosianer gegen die Armada des Aztekenkönigs erwehren? Sehen Sie selbst Folge 29. Mehr am nächsten Freitag.

Kirchenbann. Juni 2005

Weihbischof Henrici schleuderte den Bannstrahl gegen die unchristliche SVP. Die ganze Partei fiel auf die Knie und begann zu wimmern. Hilfe musste her: Herr U. Maurer, Herr Ch. Blocher und Frau R. Fuhrer kleideten sich mit dem Pilgergewand, ergriffen den Stab und den breiten Strohhut und wollten mit einer Wanderschaft nach Santiago de Compostela Sühne leisten. Ihre Reise ward beschwerlich: Christliche Wirte schlugen in Ehrfurcht vor dem bischöflichen Wort die Türe vor ihnen zu, Klöster verrammelten bei der Ankunft der Ungläubigen die Tore, liessen die Glocken läuten und stimmten ein Herr-erlöse-uns an. Einfache Bauern sprangen beim Anblick der drei Jakobswanderer in die Büsche, nicht ohne drei Kreuze anzudeuten. Die Wanderer dürsteten, ihre Lippen platzten auf, ihre Füsse waren wund und in Luzern halluzinierten sie: War dort im Wasser nicht ein Minarett? Und war da das Datsch Mahal oder doch die SUVA? Sie konnten nicht lange grübeln, Kohorten des vatikantreuen Polizeikommandanten trieben sie weiter Richtung Westen. Entkräftet und erschöpft erreichten sie Kriens, eine einzige Gaststätte hatte noch Licht und mit letzter Hoffnung klopften sie an.

Liebe Bargäste, am nächsten Freitag dürfen Sie entscheiden, ob wir sie hereinlassen.

Umweltpolitik SVP

Der Krienser SVP-Chef Peter Portmann will das ganze Departement von Cyrill Wiget abschaffen. Damit zeigt sich die Krienser SVP einmal mehr als schlechte Verliererin: Nachdem sie selber bei den letzten Wahlen mit Röbi Thalmann genau das gleiche Departement erobern wollte, aber unterlegen ist, will sie es jetzt ganz einfach abschaffen. Ein kreativer Ansatz, Wahlniederlagen vergessen zu machen. Aber einer, der wenig Respekt vor dem Volkswillen zeigt. Ebenso wenig wird der Volkswille respektiert, wenn versucht wird, mit einer Umverteilung der Ressorts im Gemeinderat Cyrill Wiget den Umweltschutzbereich zu entziehen. Die Krienserinnen und Krienser haben mit der Wahl des grünen Cyrill Wiget gezeigt, dass ihnen der Umweltschutz wichtig ist und dieser durch eine starke Persönlichkeit vertreten werden soll

FDP Kriens

Früher einmal war die Liberale Partei in Kriens eine staatstragende Partei. Sie war stolz auf die gute und fortschrittliche Schule und achtete auf ein gewisses Gleichgewicht in dieser Gemeinde. Nun, da sich diese Partei FDP nennt, rutscht sie immer weiter nach rechts: Verbündete sie sich früher mit der CVP, nimmt sie jetzt den SVP-Gemeinderatskandidaten auf ihre Liste. Drei Gemeinderatssitze wollen die rechtsbürgerlichen Parteien der SVP und FDP holen und damit die Mehrheit. Dieser Machtanspruch ist übertrieben – denn inhaltlich haben sie keine Mehrheit hinter sich: die beiden Parteien haben seit langem nie mehr eine wichtige Abstimmung gewonnen. Bei der Gabeldingen-Abstimmung unterlagen sie, gleich wie bei ihren Steuersenkungsintiativen, ebenso hatten sie trotz endlosen Versuchen kein Glück bei der Abschaffung der Umweltschutzstelle und auch das Museum hat ihren Angriffen widerstanden. Die Krienser haben immer wieder gezeigt: Sie wollen keine unausgewogene Rechtsregierung, die einzig und allein Abbau und Leistungskürzungen im Sinne hat.
Erstaunlich ist, dass ausgerechnet jene zwei Parteien, die bei den Bundesratswahlen ständig von Proporz und angemessener Vertretung aller Kräfte in der Regierung sprachen, nun drei von fünf Sitze beanspruchen: Sie haben nämlich zusammen nur 40 Prozent der Stimmen und wären mit drei Sitzen völlig übervertreten. Rechnerisch ist die Situation klar: Eine gerechte Verteilung der Gemeinderatssitze würde heissen: 2 Sitze für die Rechtsbürgerlichen von FDP und SVP, 1 Sitz für die CVP, 1 Sitz für die SP und 1 Sitz für die Grünen. Wenn die SVP also aus Sicht der FDP im Gemeinderat vertreten sein sollte, dann müssten die Freisinnigen einen Sitz räumen, denn nach den letzten Wahlresultaten haben sie keinen Anspruch mehr auf zwei Sitze im Gemeinderat. Der freiwerdende CVP-Sitz dagegen gehört nach dem Proporzgedanken den linken Parteien.