Starke Worte von Markus Dürr

Markus Dürr will eine Zensur von TV-Sendungen um gewalttätige Filme vom Bildschirm zu verbannen. Er will weiter gewisse Computerspiele verbieten. Markus Dürr ist bekannt für starke Ankündigungen und etwas weniger starke konkrete Gedanken zur Ausführung.

Zum einen: Zensur ist ein etwas merkwürdiges Wort in diesem Zusammenhang. Weshalb sollte etwas zensuriert werden, das von einem Fernsehsender programmiert und ausgestrahlt wird? Auflagen wären vielleicht das bessere Wort, aber klingt halt harmloser. Zum andern stellt sich die Frage, wie diese Verbote durchgesetzt würden.

Die Hauptfrage ist aber: Würde es etwas bringen? Als Zeichen der Gesellschaft sicher: Ja. Es braucht ein Signal der Gesellschaft, dass sie diese Art von Unterhaltung nicht wünscht. Aber als Massnahme gegen Jugendgewalt? Eher Nein. Viele Computerspiele haben bereits heute eine Alterslimite und dürften von Jugendlichen gar nicht benützt werden. Sie werden es aber offensichtlich doch. Das heisst: Weitergehende Verbote führen auch in diesem Bereich wieder zu einem Schwarzmarkt, zu einem Verdrängen in die Illegalität, deren Sinn man sich gut überlegen sollte.

Heikler und nicht angesprochen wird von Markus Dürr die Frage, wie es kommen kann, dass Jugendliche pro Tag stundenlang Gewaltspiele machen können, dass sie Brutalos im Fernsehen konsumieren können. Wenn hier die Auseinandersetzung zu Hause – und klar auch: die Kontrolle – nicht funktioniert, so sind Verbote hilflose Versuche, wieder einmal ein gesellschaftliches Problem via Strafgesetz zu regeln.

Yvette Estermann: Schnell gekommen, schnell verschwunden

Die Präsidentin der Luzerner SVP, Nationalrätin Yvette Estermann, tritt per sofort von ihrem Amt als Kantonalparteipräsidentin zurück.

Unterschiedliche Auffassungen der Zusammenarbeit, nennt sie als Grund. Bei den Nationalratswahlen 2007 trat Yvette Estermann mit dem Spruch „Erfrischend anders“ auf. Entweder verträgt sich die erfrischende Andersartigkeit schlecht mit ihrer Partei oder sie kann dem Slogan nicht wirklich gerecht werden. Das Gastspiel als Parteipräsidentin war sehr kurz und als Kantonalpolitiker habe ich davon nix mitbekommen.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Probleme in der Parteiführung der SVP Luzern gibt. Die Partei hat einige originelle Köpfe, vielfach kommt sie aber vor allem etwas unorganisiert und vor allem widersprüchlich daher. Kein Wunder, dass dieser Laden schlecht zu führen ist.

Unglaubliche Steigerung des Pilatus-Marktes

In einem Leserbrief wehrt sich Philipp Arnold, der Leiter des Pilatusmarktes, gegen Aussagen, das Center laufe nicht so gut. Um stolze 18 Prozent habe die Frequenz im letzten Jahr gesteigert werden können, der Pilatus Markt sei einer der am stärksten wachsenden Einkaufszentren in der Schweiz.

Wenn man auf einem so tiefen Niveau startet wie der Pilatus Markt, so ist ein Wachstum auch nicht verwunderlich, ohne dieses wären wohl noch mehr Geschäfte bereits wieder ausgezogen oder eingegangen. Mein Eindruck von meinem „Quartierladen“ ist, dass unter der Woche das Geschäft immer noch sehr flau läuft.

Bankgeheimnis: Das muss ja doch noch sagen

1984 stand ich das erste Mal für ein wirklich politisches Anliegen auf der Strasse: Die Bankeninitiative war ein heisses Eisen und interessierte mich als junger Drittweltaktivist. Gelder aus Diktaturen lagerten in der Schweiz und sorgten für Empörung. Leider verloren wir die Abstimmung, sie hatte damals eine Reform des Bankgeheimnisses zum Ziel. Heute nun, kommen gestandene bürgerliche Politiker und erklären, der Unterschied zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug sei tatsächlich nicht so einfach zu erklären und vielleicht müsse man da was ändern. Andere schlagen vor, die Schweizer Banken hätten doch genug andere Vorzüge, als dass sie Steuerhinterziehung fördern müssten.

Man staunt und sieht wieder einmal, wie die Welt funktioniert. Die Heuchelei der Entrüstung über die unschönen Druckmassnahmen der USA sollte sich die Schweiz wegschminken: Das Thema lag jahrzehntelang auf dem Tisch und wir hätten es schon längst aus eigener Kraft entschärfen können. Man zog es vor, zu profitieren, bis der Druck zu hoch wird.

Wagenburg: Wer ist hier bürokratisch?

In einem Kommentar kritisiert die Neue LZ die grüne Forderung, im Zusammenhang mit der Revision des städtischen Bau- und Zonenreglements die Frage grundsätzlich zu regeln, wo Menschen in sogenannten Wagenburgen leben könnten. Das sei absurd, koste viel und Bauwagen würden nicht zur Attraktivierung des Stadtbildes beitragen.

Abgesehen davon, dass der Kommentar etwas gar bünzlig daherkommt, zäumt er die Geschichte am falschen Ende auf: Es waren diverse Gemeinden und insbesondere die Stadt Luzern, die partout keine Wagenburg auf ihrem Gelände wollten, so auch im Schlund auf Boden, der der Stadt Luzern gehört. Unbürokratisch und am günstigsten wäre gewesen, wenn die Stadt einfach ein Auge zugedrückt hätte und die Wagenburg hätte Wagenburg sein lassen. Das Thema hätte kaum noch jemanden interessiert und das begrenzte Interesse an „experimentellen Wohnen“  hätte die Wagenburg auch nicht zu einem Massenphänomen anwachsen lassen. Aber Baudirektor Kurt Bieder wollte es anders.

Deshalb ist es nicht mehr als richtig, dass die Frage rechtlich geregelt wird und Menschen, die eine andere Lebens- und Wohnform wählen, dies auch tun können.

Alexander Wilis Rücktritt ist symptomatisch

Alexander Wili, Präsident der Kommission für Interkommunale Zusammenarbeit des Einwohenrrates, hat sein Amt niedergelegt. Die Gründe sind in der Mitteilung der Gemeinde nicht genannt und man darf spekulieren.

Merkwürdig ist der Rücktritt nach dem Gerangel um das Präsidium und der falsch abgelaufenen Wahl, an der es gemäss FDP aber nichts zu rütteln gegeben habe. Merkwürdig ist der Rücktritt auch, weil doch die Kommission Wilis Idee war und sein Herzblut dem Anschein nach drin steckte.

Aber vielleicht ist der Rücktritt auch symptomatisch. Die ganze Region diskutiert, ob sie gemeinsam abklären will, in welcher Form sie in Zukunft funktionieren soll. Das Krienser Extrazügli mit einer Spezialkommission, die parallel dazu eingesetzt wurde, leuchtete niemanden von aussen ein, hing in der Luft und war in diesem Sinn ziellos. Vielleicht hat das ja Alexander Wili gemerkt. Und vielleicht muss sich auch der Einwohnerrat überlegen, wozu diese Kommission überhaupt dient, oder ob sie mit dem Präsidenten zusammen zurücktreten soll.

Vermummungsverbote – wo endet das noch alles?

Der Kanton Appenzell Ausserhoden hat heute ein Vermummungsverbot für Demonstrierende eingeführt. Wie jedermann weiss, ist ja dieser Kanton ein beliebtes Demonstrantenmekka, die seit Jahren stattfindende Montagsdemo in Herisau für die Zulassung der anarchistischen Strickereigewerkschaft ist in Appenzell genau so bekannt wie die fast täglich sich formierenden Demos in Hundwil für das Verbot auswärtigen Käses. Auch gesamtschweizerische Gruppierungen halten ihre Demonstrationen immer öfters in Urnäsch, Walzenhausen oder Schwellbrung ab, da das Appenzellerland so viel zu bieten hat.

Soll ein solchesVerbot vielleicht präventive Wirkung haben?

Das Obwaldner Verständnis von Zusammenarbeit

Die ObwaldnerInnen haben es abgelehnt, dass sich ihr Kanton an Luzerner Kulturhäuser Beiträge bezahlt.
So ist es nicht wirklich schwierig, die radikale Steuersenkungsstrategie, die der Kanton eingeschlagen hat, weiterzuführen. Reiche, die nach Obwalden kommen, schätzen sicher auch das Luzerner Kulturangebot und werden es wohl sogar überproportional oft in Anspruch nehmen. Die Zentrumslasten bleiben dann beim Kanton Luzern, Obwalden profitiert von der guten Infrastruktur.

Vielleicht wäre es an der Zeit, für ein kleines Zeichen. Zum Beispiel andere Tarife im Luzerner Theater für ObwaldnerInnen. Man könnte ja den abgelehnten Beitrag so wieder hereinzuspielen versuchen.

Ein Land der RechtsanwältInnen

In einem Vorstoss bemängelt Dieter Hässig (FDP), dass zu viele Einsprachen zu viele Bauvorhaben verzögern, er fordert unter anderem, dass nur noch „lizenzierte Rechtsanwälte“ Einsprachen machen dürften. Abgesehen davon, dass er mit seinem Vorstoss vor allem sein eigenes Einfamilienhausklientel trifft (viel Spass bei den Diskussionen!) ist es nicht so gescheit, wenn alle zu Rechtsanwälten rennen müssen, um sich vertreten zu lassen. Letztlich ist dies ja nur eine Massnahme, damit es weniger Einsprachen gibt, denn wer kann sich das schon leisten? Es ist ein wichtiger Bestandteil unseres Rechtssystems, dass weitestgehend in allen Bereichen jedeR selber Einsprachen machen kann und in einem zweiten Schritt auch vor Gericht für sein Anliegen kämpfen kann. Hat sich die FDP tatsächlich überlegt, was eine solche Forderung für Folgen hätte?

PS: Wie wärs in einem zweiten Schritt mit einer Einführung von „lizenzierten Politiker“ zur Vermeidung von unnützen politischen Vorstössen?

Wenn sich Ausserkantonale um unsere Gemeinden fürchten

In einem Testimonial in der Neuen LZ vom 23. Januer wehrt sich Werni Birrer unter dem Titel „Demokratieabbau im Gesetz?“ gegen das neue Gemeindegesetz und macht den Leuten Angst vor Zwangsfusion und Grossluzern.

Werni Birrer ist im letzten Sommer – bevor er sein Mandat als wiedergewählter Einwohnerrat angetreten hat – von Kriens nach Alpnach gezogen. Ich diskutiere gerne auch mit Obwaldner über das Gemeindegesetz, finde es aber etwas kurios, wenn sich ObwaldnerInnen mit Testimonials in Luzerner Abstimmungskämpfe einmischen.

Wenn die SVP immer so auf die Eigenständigkeit der Gemeinden pocht, die Kantone gegen „Übergriffe“ des Bundes verteidigen, so sollen ihre PolitikerInnen Abstimmungen in anderen Gemeinden und Kantonen schweigen. Man stelle sich einmal vor, Luzerner Grüne oder Rote würden mit Testimonials für eine Abstimmung in Obwalden werben. Wie käme das wohl an?