Die Wirklichkeit in Sachen Ladenöffnungszeiten

Das Löwencenter streicht seine Öffnungszeiten zusammen und verabschiedet sich vom Freitags-Abendverkauf. Gemäss Luzerner Zeitung ist dies vor allem auf Wunsch der kleineren Läden geschehen, für die sich dieser zweite Abendverkauf überhaupt nicht lohnt.

So holt nach der politischen Abstimmung auch die ökonomische Realität all die Öffnungsliberalisierer ein. Schön, wenn dies für einmal im Einklang ist…und bleibt zu hoffen, dass die nächste Öffnungsinitiative von den Jungfreisinnigen dann schnell abgehakt werden kann.

Begeisterung ist…

…wenn man nur jene fragt, die eh dafür sind.
Andrea Gmür will nun also am Standort der ZHB die Gerichte unterbringen. Statt eines privaten Unternehmens soll der Kanton bauen. Gemäss Luzerner Zeitung stosse dieser Vorschlag „reihum auf Begeisterung“. Logisch, wenn man die linken Parteien nicht anfragt und ebenfalls die Stadt nicht.
Aber zum Inhalt: Zentrale Fragen der bisherigen Diskussion um die ZHB werden durch den neuen Vorschlag nicht gelöst. Es braucht weiterhin einen Neubau und die heutige Bibliothek müsste abgerissen werden. Das Volumen des neuen Gebäudes würde massiv grösser. Heute sind in der Bibliothek ungefähr 4400 Quadratmeter nutzbare Fläche vorhanden. Das Kantonsgericht umfasst heute rund 2400 Quadratmeter und würde bei einem Neubau sinnvollerweise auch einige Reserven brauchen, so dass von über 3000 Quadratmeter ausgegangen werden muss.
Wunder nimmt einem jetzt, was die Stadt und die Stadtbevölkerung dazu sagt. Einmal mehr liest man, die Stadt könne so verdichtet werden und man müsse ein „uraltes“ Gebäude nicht sanieren. Ob ausgerechnet im dichtesten Quartier verdichtet werden muss, muss die Stadt mitbeantworten und ob ein Gebäude von gut 60 Jahren als uralt gilt, dazu kann ich nur sagen: Wozu wurde dann die Jesuitenkirche oder die Museggmauer saniert? Die sind ja noch ein paar Jährchen älter…

Scherrif Guido Graf und seine Zeitungsgehilfen

Man hatte Mitte Juli gemeint, Guido Graf hätte seinen Auftritt fürs Sommerloch gehabt und mit seinem Strauss an Ideen zur härteren Gangart gegenüber Asylbewerbern sich, der Luzerner Zeitung und einem Teil des Publikums genug Show geboten. Ob Handyverbot, Schliessung der Asylunterkünfte um 22 Uhr oder die Angst vor Ansammlungen am Bahnhof, Guido Graf bot Spektakel, um Angst und Schrecken vor vermehrter Kleinkriminalität zu thematisieren und auch zu schüren und die Luzerner Zeitung machte willig mit. Die Wirkung der Schlagzeilen geht ja mittlerweilen so weit, dass ältere Menschen sich tagsüber fürchten um die Ecke in der Migros einkaufen zu gehen, völlig jenseits der guten Sicherheit, die wir immer noch haben.
Ob die Massnahmen überhaupt was bringen, wurde kaum diskutiert. Ist es sinnvoll, wenn Asylsuchende nach 22 Uhr ausgesperrt werden? Fördert das nicht grad Kleinkriminalität? Ist das tragbar für jene, die sich an die Regeln halten? Was bringt ein Handyverbot und wo bringt es grosse Einschränkungen? Wann passieren die Taschendiebstähle überhaupt? Und genügt es für Massnahmen, wenn auch Polizeileute suggerieren, ein paar Dutzen Nordafrikaner unter dem KKL-Dach sei eben schon beunruigend, wie es in der Zeitung stand? Und weshalb diktiert Sozial- und Gesundheitsvorsteher Guido Graf neue Massnahmen im Bereich der Sicherheit, die nicht seinem Departement zustehen?
Man liest gerne das Interview mit Mario Fehr im gestrigen Tages-Anzeiger. Er zeigt auf, was möglich ist und was nur dem Schaufenster dient (so nannte ich Guido Grafs Politik bereits Mitte Juli in der Luzerner Zeitung). Es klingt etwas Unspektakulärer, ist mir aber einiges sympathischer als Grafs markige Worte, die auch darüber hinwegtäuschen, dass er trotz prinzipieller Einigung mit Luzern und Kriens die Unterbringung der Asylbewerber noch nicht im Griff hat – was eine seiner Hauptaufgaben wäre. Weiss jemand, wie der Stand der Dinge in Fischbach ist? Guido Graf ist besser im Scherrif spielen als in der Erledigung seiner Hauptaufgaben.
Im Gegensatz zum nüchternen Interview im Tagi hat Guido Graf gestern nochmals – hoffentlich als Ende des Sommerlochs – in der Luzerner Zeitung viel Platz erhalten, um neue Ideen zu liefern. Nun sollen nicht nur die Luzerner Asylbewerber (notabene nur jene, die in Heimen wohnen – jene in Privatwohnungen werden anders behandelt) ab 22 Uhr weggesperrt werden, sondern Asylbewerber sollen nur noch mit Bewilligung ihren Kanton verlassen dürfen. Abgesehen von der hirnrissigen Bürokratie einer solchen Idee widerspricht sie jeglichen Vorstellungen von Bewegungsfreiheit und einigermassen modernem Menschen- und Staatsverständnis.

Null Staatsverständnis

Auf die Gefahr hin, mich hier zu wiederholen: Die Argumente der FDP und CVP gegen Unvereinbarkeitsregeln bei KantonsrätInnen sind einfach nicht stichhaltig. Rolf Born, FDP-Fraktionschef argumentiert heute in der Zeitung zum public corporate governance, alle Parlamentarier würden ja bestimmte Interessen vertreten. Bei Gewerkschaftsvertretern würde man auch nicht von Interessenkonflikten reden. Wer damit rechtfertigen will, dass auch Personen im Kantonsrat sitzen sollen, die kantonseigene Institutionen strategisch leiten, hat kein grosses Staatsverständnis.
Richtig ist: Wir haben ein Milizsystem. Alle PolitikerInnen sollen also noch irgendwo beruflich tätig sein, sollen sich in Verbänden und Organisationen betätigen und diese Interessen auch im Parlament einbringen. Gewerkschaften, oder wie bei mir der Mieterverband oder andere Organisationen werden allerdings nicht vom Staat finanziert.
Nur: Wer eine Institution leitet, die dem Kanton selber gehört, ist in einem ganz anderen Interessenkonflikt ausgesetzt. Er oder sie muss sich als ParlamentarierIn kontrollieren und sich selber auch das Budget sprechen.
Den Vogel schiessen jetzt aber CVP und FDP ab, wenn sie im Zusammenhang mit dem Spitalrat oder dem Unirat von einer „ehrenamtlichen“ Tätigkeit reden. Viele von uns sind ehrenamtlich tätig, bekommen vielleicht einmal pro Jahr ein Znacht spendiert oder wenn es hochkommt eine Entschädigung von 20 Franken pro Sitzung. Wir diskutieren aber im Zusammenhang mit dem neuen Gesetz etwas ganz anderes, es sind hochdotierte Posten, die ebenso begehrt wie gut bezalt sind.