Über die Rentabilität milchsaufender Kühe

Lagere eine Aufgabe in eine AG aus und du verdienst, statt dass du zahlen musst. So etwa lässt sich die momentane Auslagerungsmanie zusammenfassen. Ein schönes Beispiel ist die Gründung einer Aktiengesellschaft, welche die Räume für die Hochschulen Luzern in Horw bauen und nachher vermieten soll. Anfang Juli titelte die Luzerner Zeitung: „Kanton rechnet dank AG mit Geldsegen“. Gemäss dem Artikel erhält die neue AG die alten Gebäude und den Boden vom Kanton als Startkapital. Dank diesem Kapital könne die AG dann sehr günstig weiteres Geld aufnehmen. Gut sei auch, dass die AG langfristige Mietverträge mit den Hochschulen abschliessen könne, was weiter ihre Bonität steigern soll. Laufe die AG gut, so würde der Kanton am Gewinn beteiligt.

So, so. Wir wissen ja, dass der Kanton finanziell arg dasteht. Aber trotzdem leuchtet es nicht so ganz ein, weshalb eine AG zu günstigerem Geld kommen soll als der Kanton selber. Steht er bei den Banken bereits derart schlecht da? Hätte er andere Mietverträge vorzuweisen als die AG? Und wer finanziert am Schluss den Gewinn, den der Kanton einstreichen sollte? Ja, natürlich, Sie haben es schon erraten, die Mieter und das ist am Schluss ja wieder der Kanton respektive seine Hochschulen.

Mindestens bei einer Kuh verhält es sich so, dass es sich nicht lohnt, ihr die eigene Milch zu verfüttern. Es gibt am Schluss nicht mehr davon.

Ich bin dann gespannt, was der Regierungsrat auf meine Anfrage antwortet, die ich in der nächsten Session einreichen werde.

Keine Mehrheiten für Abbauprogramme

Die Umfrage zum Steuernein der Luzerner Stimmbevölkerung widerspiegelt das Resultat am Abstimmungssonntag: Eine Steuererhöhung wird abgelehnt, doch Kürzungen finden ebenfalls keine Mehrheit. So wie es mit dem Nein zu höheren Musikschulgebühren der Fall war. Nicht in einem einzigen von insgesamt 14 Sachbereichen sagt eine Mehrheit in der Umfrage Ja zu Minderausgaben, in zehn Bereichen sind sogar höchstens ein Fünftel der Personen für Kürzungen und eine grosse Mehrheit dagegen. Die Interpretation des Regierungsrates, dass die Bevölkerung im Mai mit der Ablehnung einer Steuererhöhung einen klaren Auftrag zu weiteren Kürzungen gegeben habe, wird von dieser Umfrage nicht gestützt. Im Gegenteil: Zwar war die Skepsis gegen die kantonale Steuerpolitik nicht das Hauptargument für ein Ja oder ein Nein zur Steuererhöhung, aber die Unzufriedenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Untersuchung. Nicht umsonst hat die Abstimmung insbesondere Personen mobilisiert, die der kantonalen Politik kritisch gegenüber stehen, von einer Denkzettel-Abstimmung schreibt das Büro gfs.

Hat der Regierungsrat diese Resultate verdaut und verinnerlicht? Mindestens schreibt er in seinem Communiqué, er setze auf Kompromisse auf der Einnahmen und Ausgabenseite. Die bisherigen Vorlagen für die weiteren Budgets gehen aber nur in Richtung Abbau. Wir werden sehen, ob der Regierungsrat diesen Kurs ändert.

Und noch eine Anmerkung zur ersten Durchsicht: Die FDP-Wählerinnen sind ihrer Partei nicht gefolgt und haben Nein gestimmt. Nun kann man sagen, dass die FDP immerhin so mutig war, für ein Ja einzustehen. Man darf aber auch festhalten: Wer seiner eigenen Wählerschaft jahrelang die Geschichte der aufgeblähten Verwaltung und der superguten Tiefststeuerstrategie erzählt – und das durchaus auch wider besseren Wissens –  muss sich nicht wundern, wenn die Stimmenden nicht ganz verstehen, weshalb sie plötzlich für höhere Steuern sein sollten.

Auch dem Gewerbe hats zu viele Autos

Heute erschien in der Luzerner Zeitung eine Umfrage unter Stadtluzerner Gewerbetreibende. Die Resultate: Zumeist bekannt, Ja zu einem neuen Parkhaus, nein zu Verkehrseinschränkungen. Alles nicht weiter erstaunlich. Doch eine Zahl hatte es in sich: Selbst unter den Gewerbetreibenden finden 52 Prozent, dass es in der Stadt Luzern zu viele Autos habe.

Die Aussage zeigt, dass die Gefühlslage bei den Gewerbetreibenden nicht anders als in der Bevölkerung ist. Die hohe Zahl an Autos, stehend oder fahrend, wird als störend empfunden. Sind sie ja auch, denn die hohe Anzahl an Parkplätzen verhindern bessere Gestaltungen von Strassenzügen und Plätzen, die Kolonnen auf den Strassen selber hindern jene am Fahren, die aus beruflichen Gründen aufs Auto angewiesen sind und nicht zu sprechen vom Lärm und Abgasen. Nirgends wird die Dichte im negativen Sinn deutlicher sichtbar als in der Automobilität.

Die Städte, natürlich auch die Dörfer, gehören zuerst ihren Bewohnerinnen und Bewohner und darauf muss der Verkehr ausgerichtet werden. Davon profitiert letztlich auch das Gewerbe. Natürlich gibt es da Zielkonflikte und natürlich möchte jeder Gewerbetreibende möglichst allen Kunden einen Parkplatz vor der Türe offerieren. Doch verkehrsberuhigte Strassen, schöne Plätze, die zu einem Kaffee einladen oder gute Fussverbindungen schaffen Qualitäten, von denen jeder Gewerbetreibende profitiert. Nicht umsonst sind Ladenlokale im Zentrum der Stadt begehrter als an ihrem Rand.

Letztlich hat das Luzerner Gewerbe mit seiner Umfrage die Stadtluzerner Verkehrspolitik gestärkt. Weiter so!

Nichts ist klar – aber das wollen wir klarstellen.

Heute orientierte der Regierungsrat über das weitere Vorgehen bei den Prämienverbilligungen. Oder hat es versucht. Übrig bleibt ein noch grösseres Durcheinander. Steht doch in der Mitteilung des Regierungsrates: „Es ist möglich, dass betroffene Haushalte oder Personen keine weiteren Beiträge mehr erhalten oder gutgeschriebene Beiträge ganz oder teilweise zusätzlich in Rechnung bekommen. Aber auch das Gegenteil ist möglich, dass einzelne Haushalte weitere IPV-Beiträge zugesprochen bekommen.“ Die Kommunikation kommt daher wie: Nichts ist klar, aber das wollen wir einmal klarstellen.

Gleichzeitig – wäre es nicht so tragisch, es wäre beste Situationskomik – bittet der Regierungsrat alle inständig, ihre Prämien zu bezahlen, weil sie sonst auf die (regierungsrätliche) schwarze Liste kommen können. Als väterlicher Ratschlag wird den Personen empfohlen, sich mit ihrer Gemeinde in Verbindung zu setzen oder mit der Krankenasse um Ratenzahlungen zu vereinbaren (was bringt das bei monatlichen Zahlungen?). Dass vielleicht eine schwarze Liste in dieser Situation noch unsinniger als sonst schon ist, das stellt der Regierungsrat nicht zur Diskussion.

Natürlich – es gibt eine Budgethoheit beim Parlament. Diese umfasst auch die Höhe der kantonalen Beiträge an die Prämienverbilligung. Aber das ganze Durcheinander ist Folge des regierungsrätlichen Vorschlags, ein neues Budget mit weiteren Kürzungen im Bereich der Prämienverbilligung zu erstellen.

Das präsentierte Durcheinander ist das eine. Das andere sind die Auswirkungen auf die Menschen in unserem Kanton. Tausende von Personen werden betroffen sein. Sie müssen auslöffeln, was die Politik nicht zu Stande bringt.