Angstmache bei den Hüslibesitzern

Der Hauseigentümerverband wettert gegen die Erbschaftssteuer. Würde das Vermögen nach dem Verkehrswert bemessen, so sei die Freigrenze schnell einmal überschritten. Schreibt er auf seiner Homepage. Zur Erinnerung: Sie liegt bei Ehepaaren bei 4 Millionen Franken, bei Einzelpersonen bei 2 Millionen Franken. Zudem wird suggeriert, Wohneigentümer würden ebenfalls rasch einmal zur Kasse gebeten.

Die Zahlen aber, sie sagen etwas ganz anderes: Heute ist eine Wohnung oder ein Haus im Kanton Luzern etwas über 400’000 Franken wert. Zu den effektiven Preisen gibt es keine Statistik, aber sie sind  aus den Zahlen des Eigenmietwertes und aus der Gebäudeversicherung herleitbar. Längst nicht alle haben zudem ihr Wohneigentum auf null abbezahlt, sondern sind noch verschuldet. Gemäss letzter Haushaltserhebung (Auswertung 2009 bis 2011) hat ein Eigentümerhaushalt 9000 Franken pro Jahr für Hypozinsen bezahlt.  Mit dem damals geltenden Zinssatz ergibt sich eine Hypothekarschuld von rund 340’000 Franken. Bleibt also ein durchschnittliches Vermögen von gerade einmal 60’000, das im Erbfall Grundlage der Berechnung der Erbschaftssteuer wäre.

Das ist himmelweit vom Steuerfreibetrag von 2 oder 4 Millionen Franken entfernt.

Dehnbare Prognosen

Wirtschaftsförderer Walter Stalder durfte gestern in der Zeitung -ohne äusseren Anlass – in einem Interview die Luzerner Steuerstrategie loben. Dass die Steuereinnahmen bei den juristischen Personen nicht so sprudeln, begründete er damit, dass ihm wie Regierungsrat Marcel Schwerzmann klar gewesen sei, dass es Zeit brauche, bis sich die Tiefsteuerstrategie auszahle.

Das ist keine schlechte Strategie, die mageren Steureinnahmen zu rechtfertigen. Nur: Bei der Halbierung der Unternehmenssteuern wurden uns ganz andere Zahlen präsentiert. So wurde im Finanzplan, der 2011 präsentiert wurde, für 2014 über 130 Millionen Franken Steuereinnahmen von juristischen Personen prognostiziert. Effektiv waren es dann aber mit in der Rechnung nur 110 Millionen Franken. In jedem Finanzplan seit 2011 wurden die Prognosen zur Höhe der Steuereinnahmen zurückgeschraubt. Ob die Steuerstrategie funktioniert hat oder nicht, das wird je nach Blickwinkel unterschiedlich beantwortet und ist letztlich Interpretationssache. Nichts zu diskutieren gibt es aber zu den Prognosen zum Beitrag der Unternehmen zu den Steuereinnahmen: Dieser ist konstant  niedriger ausgefallen als uns in Aussicht gestellt wurde.  Entwicklung_juristische_Personen

Erbschaftssteuer: Eine abfällige Kampagne

Ganz gewaltig stört mich zur Zeit die gegnerische Kampagne der Erbschaftssteuer. Mit Inseraten macht sie den Eindruck, als ob man nach einem Leben mit ehrlichem Schaffen und Werken soviel Vermögen angehäuft hätte, dass die Nachkommen eine Erbschaftssteuer zahlen müssten. Erbschaftssteuer_nein

Gemäss Initiative muss bei Einzelpersonen ab einem Erbe von 2 Millionen Franken eine Steuer bezahlt werden, bei Ehepaaren ab 4 Millionen Franken.Das hiesse, eine Einzelperson muss in vierzig Arbeitsjahren jedes Jahr 50’000 Franken auf die Seite legen können. Wer kann das mit einem „normalen“ Job?

Meine Eltern konnten es jedenfalls nicht. Sie haben ein Leben lang gearbeitet, wie es auf dem Bild oben steht. Mein Vater als Hilfsarbeiter, manchmal 60 bis 70 Stunden in der Woche und vor und nach der Arbeit molk er noch die zwei Kühe im Stall. Meine Mutter schmiss den sechsköpfigen Haushalt und versorgte die Familie mit Gemüse, Früchten und half mit, dass die Kinder eine gute Ausbildung erhielten. Wenn meine Schulgspänli im Sommer nach Rimini fuhren, habe ich zu Hause geemdet oder Kirschen ausgesteint. Das war keine Tortur, immerhin hatte ich auch schon ein Abo für die Badi in Kriens, aber es war eben das, was wohl zu einem arbeitsreichen Lebensalltag gehört. Es wird niemanden überraschen: Am Ende des Lebens meiner Eltern hätten wir Kinder keine Erbschaftssteuer bezahlt. Nein, es blieben keine 4 Millionen Franken Vermögen übrig, auch nicht 2 Millionen Franken.

Meine Eltern und unsere Familie war und ist in dieser Situation nicht alleine. Gut die Hälfte der Bevölkerung verfügt über ein Vermögen von unter 50’000 Franken. Die Nein-Kampagne zur Erbschaftssteuer hinterlässt bei all diesen den Eindruck, sie hätten nicht ein Leben lang gearbeitet. Was für eine abfällige Kampagne!