Seit Tagen bin ich hauptsächlich mit Wasserschleppen beschäftigt. Unsere Hausquelle war schon seit ihrer Fassung im Jahr 2002 etwas schwach auf der Brust. Jetzt schafft sie es nicht einmal mehr auf 2 Deziliter in der Minute, wir haben schätzungsweise 200 Liter Wasser zur Verfügung, für mich und meinen Nachbarsfamilie eine Herausforderung. Immerhin: Kommts ganz übel, können wir noch beim Nachbarhof fragen gehen, wir legen dann Schläuche und er teilt sein Wasser – so lange er selber noch hat.
Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern kann, ist aber auch unsere alte Quelle, die heute für Garten und die Schafe gebraucht wird, am Versiegen. Auch da kommen nur noch gut 200 Liter im Tag. Im Brunnen kommt schon längst nichts mehr an. Er wird vom Überlauf des Reservoirs der Quelle gespiesen, und dieses ist schon lange nicht mehr ganz voll. Wir üben uns auch hier: Erste Priorität haben die Schafe, dann Nutzungen fürs Haus (Spülkasten mit diesem Wasser per Spritzkanne auffüllen 😊) , danach der Garten.
Für den Garten musste ich erfinderisch werden. Die paar Fässer Regenwasser sind schon lange leer, doch habe ich mal einen Blick in die Güllengrube geworfen, die seit mehr als 20 Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Tatsächlich: Neben Schlamm und Erde, die es bei Gewitter hineinschwemmt, hatte es auch noch eine rund 20 Zentimeter hohe Wasserschicht. Die wird jetzt in den Garten hoch gepumpt. Wasser bekommen im übrigen auch noch die jüngsten Obstbäume und natürlich meine Geranien. Für mehr reichts nicht mehr.
Dem Holunder ist die Wasserknappheit anscheinend egal – obwohl auch bei ihm einige Dolden schon am Strauch verdorren. Die Pflümli aber, meine liebsten Obstbäume, sind zwar voll von Früchten, aber sie werden einfach nicht mehr ganz reif und hängen seit zwei Wochen im gleichen Stadium am Baum. Auch eine Art, mit der Trockenheit umzugehen und seiner Bestimmung (rein ins Konfiglas oder ins Fass) zu entgehen.
Völlig verdorrt und seit Wochen ohne Wachstum ist das Gras. Wo die Schafe weiden, siehts wie in einer Steppenlandschaft aus. Aber auch dort, wo vor mehr als einem Monat (oder waren es mittlerweilen zwei?) geheut wurde, ist ein bisschen Spitzwegerich nachgewachsen, sonst aber kaum ein Halm.
Auch die Bäche sind leer. Der Schlundbach, der immerhin auf rund 800 Höhenmeter sein Quellgebiet hat, ist im Tal unten ausgetrocknet.
Meteoschweiz hat in einer Zwischenbilanz vor einigen Tagen geschrieben, dass diese Hitze- und Trockenheitsperiode sogar die Periode aus dem Jahr 2003 übertrifft. Die Temperaturen der drei Sommermonate waren 2003 noch wärmer (sollte die prognostizierte Abkühlung kommen) doch für die Periode April bis Juli hatten wir dieses Jahr die höchsten je gemessenen Temperaturen, dazu kommt noch die ausgeprägte Trockenheit. Der Sommer 2003 wurde als absolutes Extremereignis bezeichnet, nun erleben wir bereits wieder einen ähnlichen Sommer – übrigens drei Jahre nach einem ebenfalls völlig überdurchschnittlichen Sommer 2015. Leider entspricht diese Entwicklung den Prognosen zur Klimaerwärmung und wurden uns schon vor vielen Jahren vorgerechnet.
Ich werde mich wappnen und habe mich entschlossen, einen neuen Tank als Wasservorrat zu installieren und das Güllenloch als weiteren Wasserspeicher zu aktivieren. Das sollte uns über die nächsten Trockensommer hinweghelfen.
Solche Lösungen brauchts. Aber natürlich braucht es auch einen Klimaschutz, der greift und nicht auf halbem Weg stehen bleibt. Denn den Buchen, deren Laub sich heute Anfang August schon verfärbt, der Landwirtschaft, die kaum noch produzieren kann und der Natur in der Schweiz ganz allgemein nützt das alles nichts.