Cash und Carry = innovativ?

Heute lesen wir in der Luzerner Zeitung, dass es auf dem Grundstück des alten Pilatus-Markts vorwärts geht. Gut so, denn die mehrjährige Brache bringt niemandem etwas. Nur wird man etwas stutzig, wenn man von der neuen Nutzung liest: Der Cash und Carry in der Kuonimatt soll auf das Gelände zügeln und daneben, so wird verraten, soll ein „innovatives und dem Zeitgeist entsprechendes Projekt“ realisiert werden.

Innovativ mindestens ist der Umzug des Cash und Carrys nicht grade und es stellen sich einige Fragen. Das Gebiet ist bereits heute stark von Verkehr belastet. Dass ein Laden umziehen will, um expandieren zu können, finde ich verständlich…nur: was kommt ins Gebäude, wo er heute drin ist? Wohl nochmals ein Fachmarkt? Und was will Marazzi und Coop noch alles auf dem Gelände des alten Pilatus-Marktes unterbringen? Weitere „innovative“ und verkehrsintensive Geschäfte? Oder eben ein Fitnesszenter, wie es heute in der Zeitung steht?

Zu hoffen ist, dass all die Planer, die sich mit diesem Gebiet beschäftigen, dem hohen finanziellen Geschäftsdruck nicht nachgeben und eine wirklich gute Nutzung, vor allem im Wohnbereich, suchen. Das ganze Gebiet Nidfeld mit seinen Garagen und wenigen produzierenden Betriebe und einigen Bürohäusern braucht unbedingt auch am Abend etwas mehr Leben. Heute ist es eine weit und breit einmalige Einöde.

PS: Wann wird eigentlich im Schweighof gebaut? Vom Grossprojekt habe ich auch schon länger nix mehr gehört, selbst die Homepage ist irgendwie tot.

Wahlkampfspenden: Jetzt Transparenz her

In der Luzerner Zeitung liest man heute bereits von einer zweiten, ausserordentlich anstössigen Spende für den Wahlkampf von Georges Theiler. Dieses Mal betrifft es die Auto AG Rothenburg, die Ständeratskandidat Theiler eine fünfstellige Summe spendete. Derselber Georges Theiler ist Verwaltungsratspräsident der Firma. Bekannt ist bereits der Fall einer Immobilienfirma, in dessen Verwaltungsrat Theiler sitzt und die ebenfalls für seinen Wahlkampf spendete.

Dazu dreierlei:

– Die Verquickung von Politik und Wirtschaft ist in unserem Milizsystem gewollt. Ohne BerufspolitikerInnen werden stets PolitikerInnen auch Interessen von Firmen vertreten. Dieses Milizsystem wird in der Schweiz sehr gelobt, hat einiges auch für sich, aber es hat auch deutlich Mängel, wie es diese Beispiele zeigen.
– Wahlkampfspenden in der Höhe von mehreren Zehntausend Franken von einer Firma für eine einzelne Wahlkampagne zeigen, dass unser System korrumpiert ist und korrumpierbar ist. Bisher wurde die Einführung von Spielregeln aber stets abgelehnt. Leider. Denn es ist bitter nötig, dass geklärt wird, wie viel Geld wohin gespendet werden darf. Sonst werden wir PolitikerInnen zu Marionetten von SpenderInnen.
– Die allererste Regel, die man relativ einfach einführen könnte, wäre eine Offenlegung der Parteikassen und insbesondere der Spenderlisten. Wissen die BürgerInnen, von wem ein Politiker seinen Wahlkampf finanzieren lässt, so kann das eine Hilfe bei der Wahlentscheidung sein.

Letztlich führt aber nichts daran vorbei, die Parteien von staatlicher Seite her besser zu unterstützen. Nur das kann mehr Gerechtigkeit und Transparenz herstellen. Wie man das finanzieren soll? Zum Beispiel durch eine Abgabe bei Grossbetrieben. Wenn diese Zehntausende von Franken für den Wahlkampf von Einzelpersonen spenden können, so könnten sich auch etwas in einen Fonds zur Finanzierung der Parteien einlegen. Unterm Strich käme es für sie aufs Gleiche heraus.

Yvette Estermann: Doktortitel ade?

Nachdem nun endlich gegen die Titelmühlen vorgegangen wird (siehe Luzerner Zeitung von heute), läuft nun auch etwas gegen Träger und Trägerinnen von dubiosen Doktortiteln. Der Regierungsrat hat gehandelt: „Um Klarheit für die Patientinnen und Patienten zu schaffen hat der Regierungsrat eine Regelung über die Verwendung akademischer Titel erlassen, welche alle Medizinalpersonen mit kantonaler Bewilligung betrifft. Danach dürfen akademische Titel bei der Berufsausübung grundsätzlich nur gemäss Wortlaut der Urkunde verwendet und damit nicht „eingedeutscht“ werden.“ Es habe insbesondere Probleme gegeben, weil in gewissen Ländern zur Erlangung des Doktortitels keine Doktorarbeit nötig sei, wie wir es im Fall von Yvette Estermanns bereits lesen konnten.
Yvette Estermann führt ihren Doktortitel nach wie vor auf ihrer Homepage, auch im Telefonbuch wird sie mit „Dr. med.“ aufgeführt. Auch auf der Website des Parlaments trägt sie den Doktorentitel noch. Es ist schon so, im Bundesparlament ist Frau Estermann nicht als Medizinalperson tätig, aber die Frage, ob die Titelverwendung richtig ist, ist damit wohl nicht vom Tisch.

Wer wen wählt in Kriens

Nun kommt auch noch die SVP Kriens mit dem Wahlslogan „Krienser wählen SVP“. Nicht gerade originell, aber auch als marketinginteressierte Person gebe ich zu, manchmal ist es besser einen nationalen Wahlspruch zu recyclen als einen schlechten neuen zu erfinden.
Die Sache ist nur: Nach den gestrigen Wahlresultaten in St. Gallen, Schwyz und Uri ist auch in Kriens davon auszugehen, dass die SVP drei bis sechs Prozent in Kriens verlieren wird. Das würde dann zwei Einwohnerratssitze weniger bedeuten. Die SVP hat im Frühling 2008 von einem grossen Bonus profitieren können, den es jetzt nicht mehr gibt – neben den nationalen Themen kam in Kriens noch das hochgeschaukelte Thema Salesia-Park dazu.
Auch die Krienserinnen und Krienser werden sich die Freiheit nehmen, in überwältigender Mehrheit anderes als die SVP zu wählen.
PS: Und einen besonderen Sinn für Humor beweist der Wahlspruch ebenfalls auf dem SVP-Plakat: „Kriens muss wieder bürgerlich werden“ Zum ersten Mal in der Geschichte der Gemeinde hatten SVP und FDP in dieser Legislatur die Hälfte aller Sitze im Einwohnerrat. Bürgerlicher war Kriens noch nie. Was die beiden Parteien aus ihrer Mehrheit machten, darf getrost als desaströs bezeichnet werden.

Liegenschaftenpreise noch weiter anheizen?

In einem Einspalter lesen wir heute, wie die Immobilienpreise weiter stark anziehen. Die Wachstumsrate in der Region Luzern ist besorgniserregend. Deshalb hier nochmals der Hinweis, dass das Bausparen, über welches wir am nächsten Sonntag abstimmen, diese Preise weiter anheizen würde. Diese Steuervergünstigungen sind nichts anderes als Subventionen für den Erwerb von Wohneigentum. Und diese haben zur Folge, dass die Nachfrage noch stärker zunimmt. Dies haben auch verschiedene -durchaus nicht als links bekannte – Ökonomen und Ökonominnen in der Diskussion bekräftigt, wie Monika Bütler oder Silvio Borner.
Deshalb: Bitte Nein stimmen.

Bussen: Huch, da kommt Stimmung auf

Heute in der Luzerner Zeitung, zum x-ten Mal die gleiche Debatte. Auf die Erhöhung des Bussenbudgets dürfen rundum die Autoverbände und Bürgerlichen bis hin zu den Grünliberalen ihr Entsetzen zum Ausdruck bringen – immerhin hat sich die CVP ausgenommen. Die ganze Folklore wurde wieder vorgeführt, das sei Fiskalpolitik, eine Erhöhung um 20 Prozent sei stossend, das Ganze diene gar nicht der Verkehrssicherheit etc etc. Das Entsetzen ist in diesem Bereich schnell einmal grenzenlos.
Komisch nur, Bussen gibts ja nur, wenn sich Leute nicht regelkonform verhalten. Weshalb dieser Aufschrei auf bürgerlicher Seite? Man stelle sich nur einmal vor, man würde in anderen Bereichen nicht regelkonformes Verhalten derart in Schutz nehmen. Dort ist doch auch dann auch egal, ob eine Strafe tatsächlich mehr Sicherheit schafft, ob sie verhältnismässig ist oder ob man auch mal ein Auge zudrücken könnte. Durchgreifen, Grenzen setzen, Rechtsstaat durchsetzen und ähnlich heissen dann die Parolen.

Zentralbibliothek: Ein Jahr verloren

Der heutige Artikel in der Luzerner Zeitung zeigt das Desaster des bürgerlichen Vorstosses für einen Neubau der Zentral- und Hochschulbibliothek so richtig auf. Zu allem anderen ist nun auch noch ein Vertrag aufgetaucht, der dem Kanton die Auflage macht, am Bibliotheksstandort nur eine Bibliothek zu bauen.
Wir haben bereits in der Kantonsratsdebatte darauf hingewiesen, dass ein Neubau auf verschiedene raumplanerische Schwierigkeiten stossen würde. Das wollte kaum jemand hören und die Idee eines Neubaus wurde auf Grund eines zweiseiten Skizzenpapiers von Hans Aregger beschlossen.
Erstes Fazit, das darf man heute schon sagen: Die Neubauidee ist schon wieder gestorben. Immerhin ging das rasch. Es müssen nur die richtigen noch das Begräbnis herrichten. Wir lassen gerne den Bürgerlichen den Vortritt.
Zweites Fazit: Wahrscheinlich wird das neue Budget 2012 bereits fertigerstellt sein. Darin wird ebenso wahrscheinlich die Sanierung der ZHB nicht drin sein, da vom Kantonsrat im Dezember rausgekippt. Dies ergibt eine Verzögerung von einem Jahr für das Projekt. Hier wäre dann der Ort, wo die Bürgerlichen das Neubau-Projekt schicklich beerdigen könnten, in dem sie die Planungs- und Realisierungskosten wiederum ins Budget aufnehmen würden.

Krienser Budget: Ein weiteres Müsterchen des SVP-Schlingerkurses

Man hätte schon meinen können, die SVP Kriens habe sich aufgerafft und würde nun doch staatsmännisch das Budget und die Steuererhöhung mittragen. Weit gefehlt – ihr Präsident Peter Portmann schafft es, an Veranstaltungen für das Budget zu werben und kurz darauf aber in Fronarbeit Plakate gegen das Budget aufzustellen. Der heutige Artikel in der Zeitung zeigt sehr schön (herzlichen Dank dafür), dass Peter Portmann entweder schlitzohrig das eine sagt und das andere tut oder aber ein so guter Kerl ist, dass er einem Kollegen selbst gegen seine politische Meinung beim Plakateaufstellen hilft.  Das aber klingt aber schon fast nach Gutmenschentum.

Aber wahrscheinlich ist es eher so, dass die SVP-Vertreter das mit der staatstragenden Haltung noch nicht ganz verinnerlicht haben. Das kann man nach jahrelanger Fundamentalopposition auch nicht innert Wochen anlernen…

Umbau Zentralbibliothek ade

Der Kantonsrat hat mit 80 zu 34 Stimmen einem Vorstoss von Hans Amrein zugestimmt, der die Zentralbibliothek nicht sanieren will, sondern einen Abriss und einen Neubau fordert. Es soll ein Bürogebäude entstehen, das ein privater Investor baut. Dieser soll gratis die Räume für die Bibliothek schaffen und dem Kanton sogar noch 10 Millionen zahlen. Das Vögeligärtli soll nicht angetastet werden.
Ich bin gespannt auf jenen Investor, der jährlich auf knappen Boden auf rund 1 Million Franken Mietzinseinnahmen verzichten kann und so das Projekt noch rentabel betreiben kann. Ich glaube nicht ans Schlaraffenland.
Vor allem aber: Ein Bürogebäude verlangt nach einer Änderung der Bau- und Zonenordnung in der Stadt Luzern. In der jetzigen Revision ist dies nicht vorgesehen. Das heisst konkret: Ein Neubau wird das Projekt um Jahre verzögern – nochmals. Die PLanung der Sanierung ist bereits eine 30jährige Geschichte. Schade, dass dem endlos-Projekt ein weiteres merhjähriges Kapitel zugefügt wird.
Zugestimmt hat dieser Idee auch Stefan Roth, der für die Bürgerlichen Stadtpräsident werden will. Ich bin ja mal gespannt, ob „seine“ Stadtbevölkerung an diesem städtebaulich heiklen Ort ein Bürohochhaus will. Einige haben auch plötzlich mit der Verdichtung argumentiert – ich bin mir ja nicht sicher, ob ausgerechnet das heute schon sehr dichte Hirschmattquartier der richtige Ort ist, um jetzt die Verdichtung durchzuexerzieren.

Totalitäres Gebaren

Das Resultat in Kriens zu den Fusionsverhandlungen war ernüchternd, daran gibts nichts herumzudeuteln. Es war aber auch nicht überraschend, der Gemeinderat sagte nein und der Einwohnerrat sagte ebenfalls mit 18 zu 10 nein – das ist nicht weit vom Resultat weg, wie es auch in der Volksabstimmung herauskam (Ein Nein im Verhältnis 2 zu 1).
So ist das in der Demokratie, die einen gewinnen, die anderen verlieren. Man kann aus solchen Abstimmungssiegen auch Kapital schlagen, sie für den Beweis nehmen, dass man auf der richtigen Seite politisiert. Auch das gehört zum politischen Betrieb, aber man sollte das dosiert machen, schliesslich ist jeder politische Sieg auch wieder von einer Niederlage gefolgt.

Die SVP Kriens aber treibts noch ein Stück weiter: Sie kommentiert auf ihrer Homepage das Resultat folgendermassen: „Jetzt müssen die Fusionisten aus der Legislative und Exekutive verjagt werden!“ Einzeln werden alle BefürworterInnen auf der Homepage aufgeführt und ihnen nahelegt, sie sollten schon gar nicht mehr zur nächsten Wahl antreten.

Sorry, aber das ist totalitär und einmal mehr im Ton daneben.