Allenorten wird jetzt, nach den gewalttätigen Übergriffen in Müggeln nach Zivilcourage und einer Zivilgesellschaft gerufen. In Ostdeutschland sei man in dem nicht so geübt und alle, die zugeschaut haben, werden zu Mittätern gemacht. In der „Zeit“ lese ich heute einen Einwurf, dass es wohl nirgends sehr weit her ist mit der Zivilcourage, wenn Dutzende von Neonazis oder von wem auch immer, gewalttägig werden. Wer sollte sich ihnen in diesem Moment in den Weg stellen? Unbedarfte FestbesucherInnen? Soll man all denen noch die Schuld geben statt jenen, die pöbelten und sich beteiligten?
Letzte Woche war ich aus nächster Nähe Zeuge, wie ein Automobilist auf der Langstrasse in Zürich einen Velofahrer anfuhr/bedrängte. Der Velofahrer wollte den Automobilisten auf den Polizeiposten bitten, der fuhr aber brausend davon. Ich hätte ihn hindern können, in dem ich ganz einfach mein Velo vor das Auto hätte stellen können. Ich machte es auch nicht, mir war das Velo zu schade und ich mir irgendwie auch, man weiss ja nie, wie die Sachen noch eskalieren. Ergo, auch hierzulande und bei meiner Wenigkeit ist es mit der Zivilcourage nicht weit her.
Zivilcourage ist ein sehr heikles Ding.
Jeder Mensch hat einen Selbsterhaltungstrieb und wenn man sieht, wie jemand eine Person angreift, dann will man ja vielleicht nicht unbedingt selber zusammengschlagen werden. Und mit einem Anruf bei der Polizei ist es ja auch nicht getan, weil der Täter bis zu ihren Eintreffen meist schon über alle Berge ist.
Mir wäre das Velo auch zu schade gewesen. Aber Autos haben einen Vorteil: Sie haben ein Nummernschild.
Der Velofahrer, der letzthin die ältere Dame auf dem Fussgängerstreifen angerempelt hatte, hatte keines…
Liebe Gruss
Dave