Der Regen tat gut. Der Boden war ausgetrocknet und nur mit Glück mussten wir dieses Mal den Nachbarn nicht bitten, unser Trinkwasserreservoir zu füllen. Unsere hauseigene Quelle gibt nicht viel her und wenn es wochenlang nicht regnet, kanns schon mal knapp werden. Kaum hat es jetzt einmal zwei drei Tage geregnet, sagen Leute: Was für schlechtes Wetter! Wie auch der Juni manchen als hundsmiserabler Monat in Erinnerung ist. Doch: Selbst dieser Juni war der viertwärmste seit Messbeginn. Unmerklich verschiebt sich unser Koordinatensystem gemeinsam mit der Erwärmung. Heute erwarten wir ein mediterranes Klima wo wir doch in Mitteleuropa sitzen, wo durchzogene Sommer der Normalfall sind.
Offen gesagt, ich habe auch von diesem Sommer profitiert. Ich war fast jeden Tag im See baden. Und solche Stangenbohnen hatte ich noch nie. Und die selber gezogenen Tomaten sind total schön gewachsen, obwohl ich einen Fehlstart hinlegte und sie zweimal säen musste. Das freut das Gärtnerherz. Wir haben 2015 den zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn erlebt. Er war 2.5 Grad über der Norm der Sommer 1981 bis 2010 und sogar 3.6 Grad über dem Durchschnitt der Sommer 1961 bis 1990, was international noch immer als Referenz gilt. Wir sind für einmal sogar von Gewittern verschont geblieben, die zogen entweder rechts oder links an uns vorbei, obwohl unser Hang für Hagel und Gewitter berüchtigt ist.
Das war nicht immer so. Gerade ist das Unwetter, das uns vor zehn Jahren überkam, in Erinnerung. Am Montagmorgen 22. August, war im Unter-Strick ein grosser Rutsch losgegangen. Mehrere andere lösten sich auf angrenzenden Grundstücken. Das zum Teil flüssige Material floss durch den Wald bis zur Autobahneinfahrt Schlund und staute sich dort. So hatte ich mir das mit der Verkehrsberuhigung nicht vorgestellt… Das Wasser hatte sich in der lehmigen Erde aufgestaut, Drainageröhren gingen in Brüche und weg war die Schafweide. Erst Jahre später und eher aus Nostalgie denn aus wirtschaftlichen Gründen konnten wir diesen Rutsch flicken lassen. Ach ja, und 2010 wurde unser halber Wald von einem Sturm umgelegt.
Warum diese Ausführungen? Ich erinnere mich noch, wie meine Eltern von früheren Wetterereignissen erzählten. Wie trocken es 1947 war, als man für Regen wallfahren ging. Oder wie kalt 1963 war. Oder das Hagelereignis 1939. Und wie mein Vater Kirschen im Schlag oben pflückte und er auf der Krienseregg oben Schnee sah. An Extremereignissen gibt es alles Mögliche und Unmögliche. Zu denken gibt aber, dass aller Wetterextreme der letzten 20 Jahren nur noch im Bereich Starkniederschlag, Trockenheit und Hitze zu finden sind. Richtung kalt gibt es mal eine kleine Abweichung, aber kein einziges bemerkenswertes Ereignis mehr.
Diese Verschiebung sollte uns zu denken geben. Denn was für den mitteleuropäischen Hobbygärtner noch angenehm sein kann, ist es im Weltmassstab längst nicht mehr. Die Trockenzonen nehmen zu. Ernteausfälle sind die Folgen. Der Anstieg des Meerespiegels geht mit der Erwärmung einher und was bei uns eine mühsame Hitze ist, kann schon in Italien oder Spanien lebensgefährlich werden.
Klimapolitik bleibt zu oberst auf der Agenda. Ich hoffe, in der schweizerischen Politik, ganz sicher aber bei mir!