Über die Instrumentalisierung von Gewaltverbrechen

Im Blog von Yvette Estermann gibt Werni Birrer den linken Parteien die Schuld für die Schiesserei in Kriens von dieser Woche, die einem Mann das Leben gekostet hat. Er haut voll auf die Pauke, der Text (http://www.estermann-aktuell.ch) ist in seinem Hass auf die Linken lesenswert. Auch die Bemerkung von Röbi Thalmann in einem Vorstoss ist grenzwärtig: „Die Linken haben die heutigen Verhältnisse provoziert“ – damit kann ja nur die Schiesserei gemeint sein.

Bitte auf dem Boden bleiben: Man kann über politische Inhalte streiten, argumentieren, man soll es auch, denn die Leute sollen überzeugt werden. Da darf auch mal etwas zugespitzter sein. Einer Partei aber eine Schiesserei anzuhängen und diese Tat für parteipolitsiche Zwecke zu instrumentalisieren, ist so ziemlich das letzte, was jetzt am Platz ist.

Kommt hinzu: Die konkreten Vorschläge, die dann die SVP bringt, sind weder neu noch glaube ich an ihre Wirksamkeit: Da wird eine Videoüberwachung auf dem Dorfplatz vorgeschlagen (glaubt jemand, die verhindere eine Schiesserei?) und mehr Polizeipräsenz (da bin ich erstens gespannt, ob die SVP auch bereit ist, diese zu bezahlen und zweitens mag ja das Sicherheitsgefühl steigen, wenn eher mal ein Polizist patroulliert, aber solche Verbrechen werden sie kaum verhindern).

6 Antworten auf „Über die Instrumentalisierung von Gewaltverbrechen“

  1. Lieber Michael Töngi
    Sie schreiben:
    „Einer Partei aber eine Schiesserei anzuhängen und diese Tat für parteipolitsiche Zwecke zu instrumentalisieren, ist so ziemlich das letzte, was jetzt am Platz ist“.

    Ich – und auch niemand aus meinem politischen Umfeld – hängt einer Partei oder gar Mitgliedern einer Behörde eine Schiesserei bzw. eine Schuld an einer solchen Untat an. Da haben Sie gar viel an unterstellender Bösartigkeit durchschimmern lassen. Aber; – ich weiss – das meinten Sie bestimmt auch nicht so, oder?

    Sollte nachfolgende Ausführung in meinem Blog Sie zu dieser Auffassung verleitet haben, müsste ich Sie bitten, meinen Text noch einmal genau zu lesen.
    „Das Problem ist also kein regionales oder gar lokales; es ist schlicht das Problem der eingewanderten Gewaltkultur. Diese Einwanderung haben wir der Politik der vereinigten Linken und den anverwandten „Gutmenschen“ der selbsternannten Mitte zu verdanken“.

    Aber eines erkennen Sie richtig; ich habe jene „elitären“ linken Zeitgenossen nicht gern, die die Interessen der einheimischen Büezer und Angestellten nicht mehr vertreten. Gelegentlich werden diese Leute in meinen Kreisen als Cüpli-Sozialisten beschimpft.

  2. Sehr geehrter Herr Birrer
    lesen Sie doch einmal in Ruhe nochmals Ihren Text durch und stellen Sie sich jetzt nicht so unschuldig hin.
    Die Einwanderung haben wir der Schweizer Wirtschaft zu „verdanken“, den wirtschaftlichen Unterschieden zwischen Regionen und auch den Kriegen auf dem Balkan. Was mich immer irritiert: Wollen Sie „diese Einwanderung“ generell rückgängig machen? 600’000 Personen, die aus dem Balkan zuwanderten, alle ausweisen? Oder wie stellen Sie sich das genau vor?
    Das Ärgerliche ist doch: Die SVP streicht überall die Budgets zusammen, will keine Integrationsarbeiten und so wie ich das bisher im Kantonsrat mitbekommen habe, auch keine Verstärkung bei der Polizei. Mit dieser generellen Kritik an der „Einwanderung“ bedienen Sie zwar grosse Ressentiments, die vorhanden sind, Sie können aber nichts zur Lösung der Probleme beitragen.

  3. Hallo Herr Töngi

    Keinesfalls möchte ich Ihre Website als Ping-pong – Forum zwischen uns beiden verkommen lassen. Ich finde aber den Austausch mit Ihnen spannend.

    Nein, natürlich möchte ich nicht alle 600’000 Zugewanderte aus dem Balkan ausweisen. Schon allein deswegen nicht, weil dann mein kosovarischer Göttibub auch dabei wäre. – Dass der sich einen SVPler als Götti ausgesucht hat….

    Lassen Sie mich – in plakativer Art – (grüne) Gedanken plazieren:
    Die bisherige nationale Politik führte dazu, dass wir einer „Überbevölkerung“ und als Folge davon einer „Zubetonierung“ unseres Lebensraumes entgegen schreiten. Die entsprechenden, sich daraus ergebenden Probleme wie die div. Arten der Unverträglichkeit mit der Natur und die Folgen auf den Menschen bzw. das Leben generell, kennen wir. „Grüne“ erinnern uns – zum Glück – immer wieder pointiert daran.
    Gerade mit der Gewährung der unverhältnismässigen Zuwanderung leisten wir uns einen Bärendienst. (Neuste Zahlen sagen aus, dass das Wachstum der Bevölkerung zu 85% auf der Zuwanderung fusst). Aber anscheinend brauchen wir (und die Globalplayer) diese Menschen, um unseren Wohlstand – und unsere AHV (Umlageverfahren) in Schwung zu halten(!??). Von den oben erwähnten Folgen sprach im Vorfeld der letzten Abstimmungen niemand.
    Sie sehen also, es gibt auch grüne Argumente gegen die Einwanderung. Nun haben wir aber auf Druck der Wirtschaft und der EU einer weiteren Einwanderung zugestimmt; leider!
    Dass – und warum – ich und meinesgleichen aus den bekannten Gründen gegen die Zuwanderung kulturfremder Menschen sind, deren Werte und Normen eine Integration weitestgehend verunmöglichen, möchte ich hier nicht ausführen. Die Folgen sind ja – wie Beispiele zeigen – hinlänglich bekannt.

  4. Lieber Herr Birrer
    wenn Sie den Wohnflächenbedarf anschauen, so betonieren wir die Schweiz in erster Linie für die Schweizer zu. Das Betonieren hat nämlich zuerst nichts mit der Bevölkerungsanzahl zu tun, sondern mit dem steigenden Flächenbedarf pro Person und der ist ebenfalls ziemlich genau proportional mit dem verfügbaren Einkommen. Das sieht man zum Beispiel daran, dass Menschen in selbstbewohntem Wohneigentum pro Kopf rund 10 Quadratmeter mehr Wohnraum als Mietende zur Verfügung haben und dass wiederum AusländerInnen immer noch zum grössten Teil Mietende sind. Ich glaube, es führt in die Irre, wenn man meint, die Zuwanderung sei an der Zerstörung der Grünflächen „schuld“. Es sind unsere Ansprüche.
    Und was heisst letztlich „auf Druck der Wirtschaft und der EU“? Soviel habe ich gelernt, dass hier der Staat zwar ein bisschen regulieren kann, aber vor allem Marktkräfte wirken. Schwächelt die Wirtschaft oder gerät sie in eine veritable Krise, so gibt es automatisch keine Zuwanderung mehr, kann es keine mehr geben, weil die Leute ja einen Job brauchen, damit sie bleiben können. Auch als Linker muss ich sagen: Machen wir uns nichts vor, was hier die Politik zu bestimmen mag. Es ist wenig.
    Sie sind Heimleiter. Würde Ihr Heim ohne ausländische Arbeitskräfte funktionieren?

  5. Tja, Herr Töngi,
    ich meinte mit zubetonieren natürlich nicht in erster Linie an Wohnflächen. Vielmehr auch die Flächen für Produktions- und Dienstleistungsstätten sowie die Flächen für Infrastruktureinrichtungen, die uns die Anhänger der Götzenbilder des unendlichen Wachstums besorgen wollen. Klar, wenn der „Werkplatz“ Schweiz einen derart hohen Bedarf an arbeitenden Menschen hat, ist ja klar, dass diese Leute ja auch noch irgendwo leben und Wohnflächen beanspruchen.

    Ihre Aussage: „Schwächelt die Wirtschaft oder gerät sie in eine veritable Krise, so gibt es automatisch keine Zuwanderung mehr, kann es keine mehr geben, weil die Leute ja einen Job brauchen, damit sie bleiben können“ – entspringt der Argumentation der **Globalplayer im Vorfeld der Abstimmung über die Personenfreizügigkeit. Diese Folgerung fusst meines Erachtens auf einem kollektiven Irrtum. Wir werden sehen!
    ** Globalplayer sind oft jene, die sich wenig um die Belange der Gesellschaft kümmern, – den lokalen, regionalen und nationalen Bedürfnissen, Werten und Normen kaum Beachtung schenken und sich generell der sozialen Verantwortung entziehen. Sie sind die neueste Ausgeburt einer „kapitalistischen Fratze“, wie sie kommunistische Ideologen früher mal beschrieben haben. (Ich habe diese globalplayenden Internationalisten – nebst den Cüpli-Linken, wie Sie inzwischen wissen – auch nicht gerne).
    Spitäler wie Heime sind auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. Das bestreitet auch niemand und niemand kritisiert deren Anwesenheit, zumal es sich meistens um gut Integrierte handelt. Die Einwohnerschaft der Schweiz setzt sich ja auch aus 80% Inländern und 20% Ausländern zusammen. Dass wir im Gesundheitswesen/Sozialberufen anteilsmässig mehr Ausländer beschäftigen, hat auch mit unserer unausgewogenen Bildungspolitik und der Geringschätzung Assistenzdienstleistender und Handwerkerberufen zu tun.

    In meinem Heim arbeiten 22 Personen. Davon sind vier ausländischer Herkunft; 2 aus Italien, 1 aus Spanien und 1 aus Sri Lanka. Drei dieser vier Personen habe ich eingestellt. Bei der Auswahl spielte nebst anderen Kriterien auch die soziale Situation der BewerberInnen, weniger aber die Nationalität eine Rolle.

    Statt mit mir hier „konstruktiv“ zu streiten, könnten Sie ja mal vorbei kommen.
    http://www.wohnheim-lindenfeld.ch

  6. Lieber Herr Birrer
    ich muss ja schon ein bisschen schmunzeln, ich meine Ihre Betitelungen…Cüplisozialisten…globalplayende Internationalisten…was kommt als nächstes?
    Apropos globalplayende Internationalisten: Bei aller Kritik an ressourvenverschleissenden weltweite Transporte, Zerstörung von kleinräumigen Strukturen etc, gerade die Schweiz ist ein Exportland. Wenn wir nur noch kleinräumig wirtschaften wollten, so könnten wir grad zusammenpacken. Darum bin ich gegenüber protektionistischen Massnahmen sehr skeptisch.
    Sie schreiben von Geringschätzung der Assistenzdienstleistenden und Handwerkerberufe, es ist doch schlicht die schlechtere Entlöhnung, die den Unterschied ausmacht. Und da komme möchte ich beim Cüplisozialisten zurückkommen. Sie mögen als bodenständiger SVP-Mensch vielleicht keine Cüpli trinken (ich habe auch lieber einen Rotwein), aber deshalb schützen Sie die Arbeitnehmenden noch lange nicht besser als die Linken. Die Budgetdebatten haben das jedenfalls landauf, landab gezeigt. Geht es darum, die unteren Löhne anzuheben, hat die SVP doch noch nie mitgemacht. Leider.
    P.S. Die Einladung nehme ich gerne an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert