In den letzten Wochen wurde einiges verwedelt und mit Begriffen jongliert. Aus der Fair Food Initiative wurde eine Bio-Initiative, gegnerische Bauern beklagten abwechselnd, die Initiative verteure oder verbillige die ausländischen Lebensmittel und viele, die mitdiskutierten, bekannten sich als unglaublich bewusste Konsumenten. Grossverteiler wollten im Ausland Schweizer Tierschutzstandards einführen und warnen gleichzeitig vor steigenden Preisen. Man reibt sich die Augen.
Kommen wir zum Inhalt der Initiative zurück: Die Fair-Food-Initiative will Lebensmittel aus einer naturnahen, umwelt- und tierfreundlichen Landwirtschaft mit fairen Arbeitsbedingungen fördern. Sie gibt Vorgaben für eine nachhaltige Landwirtschaft im Inland vor und sie fördert auch bei Importen Qualität und Nachhaltigkeit der Lebensmittel. Das ist keine Revolution, aber eine wichtige Weiterentwicklung unserer Agrar- und Handelspolitik.
Dass die Initiative nötig ist, zeigen immer neue skandalöse Meldungen über miese Arbeitsbedingungen auf Gemüseplantagen in Südspanien, zerstörerische Anbaumethoden in Tropenländern oder quälerische Tierhaltung zur Fleischproduktion im Ausland, doch hier haben wir auch bei uns noch Handlungsbedarf.
Toll, wenn Konsumentinnen und Konsumenten selber handeln – wenn sie denn können. Denn viele Produkte sind schlecht deklariert, oft ist nur gerade das Herkunftsland bekannt. So können Konsumentinnen ihre Marktkraft heute gar nicht ausüben. Schade, doch dies würde die Initiative ändern.
Und vor allem: Wir sind nicht nur Konsumenten, sondern auch Bürger. Wie bei Ladenöffnungszeiten oder anderen Themen können wir Fragen individuell beantworten, aber wir sollten es auch als Gemeinschaft tun.
Dafür haben wir allen Grund: Tierwohl, faire Arbeitsbedingungen und Klimaschutz gehen uns alle an. Das Bundesamt für Umwelt hat kürzlich aufgezeigt, dass wir zwar im Inland die Umweltbelastung senken, doch gesamthaft leider wenig erreichten: Drei Viertel unserer Umweltbelastung entstammen aus unseren Importen und fallen damit im Ausland an. Und genau hier setzt die Fair-Food-Initiative im Bereich der Lebensmittel und Futtermittel an.
Denn unsere Verantwortung hört nicht an der Landesgrenze auf.