Totalitäres Gebaren

Das Resultat in Kriens zu den Fusionsverhandlungen war ernüchternd, daran gibts nichts herumzudeuteln. Es war aber auch nicht überraschend, der Gemeinderat sagte nein und der Einwohnerrat sagte ebenfalls mit 18 zu 10 nein – das ist nicht weit vom Resultat weg, wie es auch in der Volksabstimmung herauskam (Ein Nein im Verhältnis 2 zu 1).
So ist das in der Demokratie, die einen gewinnen, die anderen verlieren. Man kann aus solchen Abstimmungssiegen auch Kapital schlagen, sie für den Beweis nehmen, dass man auf der richtigen Seite politisiert. Auch das gehört zum politischen Betrieb, aber man sollte das dosiert machen, schliesslich ist jeder politische Sieg auch wieder von einer Niederlage gefolgt.

Die SVP Kriens aber treibts noch ein Stück weiter: Sie kommentiert auf ihrer Homepage das Resultat folgendermassen: „Jetzt müssen die Fusionisten aus der Legislative und Exekutive verjagt werden!“ Einzeln werden alle BefürworterInnen auf der Homepage aufgeführt und ihnen nahelegt, sie sollten schon gar nicht mehr zur nächsten Wahl antreten.

Sorry, aber das ist totalitär und einmal mehr im Ton daneben.

Die Fusion ist weg vom Tisch – die Themen bleiben

Die KrienserInnen haben die Fusionsverhandlungen massiv abgelehnt. Und das mit einer recht hohen Stimmbeteiligung, was sicher gut ist – so bleiben weniger wenn und aber übrig.
Fusionen, so wie ich sie kenne, sind oft das Produkt aus Notwendigkeiten, entstehen aus einem Leidensdruck und finanziellen Problemen. Letzteres wird in Kriens immer deutlicher, wir stehen aber erst am Anfang von schwierigen Jahren, und die angedachte Fusion blieb ein Kopfprojekt. Die Vision einer anderen Organisationsform für unsere Agglomeration war eine gute Denksportübung, was und wie man anders machen könnte – um die breite Bevölkerung zu überzeugen, braucht es aber einen anderen Ansatz. Die Leute wollen ganz konkret wissen, ob sie profitieren können.
Da hatten es die Gegner einfacher. Mit den Schlagworten, dass der Sonnenberg überbaut würde, dass man uns die besten Stücke Bauland wegnimmt und unsere Mitbestimmung einschränkt, das hat sicher gezogen. Mit Ängsten lässt sich besser arbeiten als mit Zukunftsvorstellungen.
Diese Kampagne hat aber für uns auch was Gutes: Wir wissen nun, dass auf dem Sonnenberg nie mehr etwas eingezont wird. Wir wissen ebenfalls, dass auch andernorts sehr sorgfältig mit Grünflächen umgegangen werden soll. Und wir wissen ebenfalls, dass bei Kultur, Vereinen und Sport die Gemeinde (weiterhin) grosszügig sein will. Gleichzeitig will man im Schlundgebiet steuerkräftiges Gewerbe ansiedeln – davon wird allerdings auch schon seit 20 Jahren geredet. Bekommen haben wir aber Autogaragen und Einkaufszentren.
Wie diese Aufgaben aber finanziert werden sollen, dies müssen alle Parteien aufzeigen. In erster Linie sind aber FDP und SVP gefragt: Sie haben auf die Eigenständigkeit gepocht, gleichzeitig senden sie aber weiterhin verwirrende finanzpolitische Signale aus. Die FDP lehnt die dringend notwendige Steuererhöhung ab, die SVP ist dieses Mal dafür, allerdings hat die Mitgliederversammlung nur sehr knapp für die Steuererhöhung votiert. Eine verantwortungsvolle Politik für eine eigenständige Gemeinde sieht anders aus.
Rauft man sich finanzpolitisch nicht zusammen und schafft es, die Gemeinde als Wohngemeinde attraktiv zu halten, droht Kriens eine langfristige Stagnation.

Unsere und ihre Vorfahren

Die SVP Kriens findet gemäss ihrem Flugblatt zur Abstimmung vom 27. November, man solle nicht für ein paar mickrige Vorteile verscherbeln, was unsere Vorfahren in Kriens erschaffen hätten.

Das Argument ist interessant, insbesondere wenn man schaut, wo denn diese Vorfahren gelebt haben.

SVP-Parteipräsident Peter Portmann ist laut seiner Homepage in Cali, Kolumbien geboren. Räto Camenisch, SVP-Kantons- und Einwohnerrat ist ebenfalls kein Hiesiger, und Paul Winiker ist in der Stadt Luzern aufgewachsen. Yvette Estermann ist bekanntlich noch von etwas weiter weg eingewandert. Kein Wunder, so geht es fast allen, die hier wohnen. Aber vielleicht sollte man nicht zu laut mit den lieben, alten Vorfahren argumentieren, wenn man selber erst seit einigen Jahren in dieser Gemeinde wohnt.

PS: Auch die Töngis sind Zugewanderte, mein Urgrossvater Maria Töngi aber hat es immerhin bereits 1881 von Engelberg kommend hierher verschlagen.

Horror vacui der bürgerlichen Parteien

Ende August haben die Grünen die Finanzpolitik der SVP kritisiert. Der gestrige Auftritt der SVP im Einwohnerrat hat das Bild bestätigt: Die SVP will einen Krienser Alleingang, gewichtige Exponenten sind aber nicht bereit, diesen auch zu bezahlen. In der Einwohnerratsdebatte haben sich gemäss Zeitungsartikel die SVP-Vertreter gegenseitig widersprochen und anscheinend eine öffentliche Fraktionssitzung abgehalten. Die gleiche Partei meldet für sich und ihren Gemeinderat Paul Winiker eine Führungsrolle an.
Mit diesem Anspruch ist die SVP grandios gescheitert. Muss sie Verantwortung übernehmen, so laviert sie und ist nicht bereit, die Konsequenzen auch zu tragen.
Aber auch die FDP scheint ab der Rolle zu sein. Sie lehnt eine Steuererhöhung dieses Jahr ab, obwohl sie noch letztes Jahr zugestimmt hat – und dieses Jahr die Finanzaussichten doch noch viel trüber sind als vor einem Jahr. Sie hat keine Idee, wie man das Finanzloch stopfen kann und ist im Gegenteil wohl in ein Denkloch gefallen. Für eine Partei, die einmal eine staatstragende Rolle hat, zeigt diese Realitätsverweigerung den Niedergang besonders eindrücklich auf.
Die Volksabstimmung über die Steuererhöhung wird interessant: Werden die Fusionsgespräche abgelehnt am 27. November, so wird das Finanzdesaster erst recht zum Diskussionthema, weil wirs dann ganz und gar alleine lösen müssen, werden die Fusionsgespräche dagegen angenommen, wird die SVP wohl wieder auf Blockade umschwenken. Wir dürfen gespannt sein.

Schlössli Kriens steht nicht zur Abstimmung

Das KeK hat für seine Kampagne gegen Fusionsabklärungen den Schutz des Krienser Schlösslis als Motiv erkoren. Zwei schützende Hände bewahren es auf einem Plakat und wollen symbolisieren, dass es bei einer Fusion in Gefahr wäre.
Alex Wili will damit seinen Kampf von 1963 wiederholen, als er verdienstvoll mithalf, dass der Schlösslihoger nicht überbaut wurde. Das ist nun 50 Jahre her. Seither hat nie jemand daran gerüttelt, dass diese Wiese grün bleibt – ausser dass die Kriensereggbahn für den Bau von Parkplätzen daran geknabbert hat (mit gnädiger Hilfe von Wilis FDP). Auch bei einer Fusion wird sich kein Politiker in der Region mit einem Einzonungsvorschlag an diesem Hang seine politische Karriere verderben wollen.
Die Zeiten haben sich in diesen 50 Jahren etwas geändert. Auch in Kriens. Die Frage, ob wir fusionieren sollten, hat eine ernsthafte Diskussion verdient. Eine Zweitauflage einer Schlösslidiskussion ist unnötig und lenkt von den wichtigen Fragen. Wie sie etwa heute im Einwohnerrat zur Diskussion steht: Wie können wir in Kriens die grossen Investitionen, die anstehen, bezahlen. Darüber freue ich mich zu diskutieren. Grad auch mit der FDP.

Es geschehen noch Wunder und Zeychen…

Die SVP Kriens will der angekündigten Steuererhöhung zustimmen. Dies kann man heute in der Zeitung lesen. Der Entscheid überrascht einigermassen, nachdem vor einem Jahr die SVP mit dem Schlachtruf „Wir sind die Steuersenkungspartei“ jegliche Steuererhöhungen bekämpfte und verwünschte. Man kann der Partei nur gratulieren, dass sie dieses Mal ihren eigenen Finanzchef nicht wieder im Regen stehen lässt. Es wäre schön gewesen, der letztjährige Schlenker wäre nicht nötig gewesen.

As der Zustimmung spricht die politische Vernunft, dass auch eine SVP die Finanzen nicht vollends an die Wand fahren kann, vor allem nicht in dem Moment, wo man die Eigenständigkeit von Kriens zelebriert. Die Partei wird jetzt wohl auch eine Vorahnung bekommen, dass Kriens der Alleingang noch ziemlich teuer zu stehen kommen könnte. Auf die erste Steuererhöhung wird eine zweite folgen müssen und auch wenn die Stadt Luzern ihre Steuern auf 2013 erhöhen würde, so wird der Steuerfuss in Kriens bis auf absehbare Zukunft immer höher liegen als in der Stadt. Als Grüner kann ich das ja noch verdauen, aber wie dies die SVP ihren Wählern beibringen will, darauf bin ich gespannt.

Bürgernähe von etwas weiter weg…

Die Gegner einer Fusion im Raum Luzern argumentieren oft und gerne mit der Bürgernähe. Entscheide müssten vor Ort getroffen werden, die Stimmkraft des einzelnen nehme in einer grösseren Gemeinde ab und in einer grösseren Gemeinde wälze man lieber Probleme ab.

Komisch nur, dass auf verschiedenen Homepages der Gegner als Sekretär oder als aktiver Mitschreiber Anian Liebrand auftaucht. Der Präsident der kantonalen Jung-SVP wohnt in Beromünster. Etwas kurios ist es ja schon, wenn ein „Auswärtiger“ uns beibringen muss, was Bürgernähe ist…

Auch der SVP können Volksabstimmungen nicht in den Kram passen

Wenn es um die Krienser Finanzen geht, so hört man von Rechtsaussen immer die gleiche Leier: Würde man die Badisanierung nicht machen, so wäre jetzt keine Steuererhöhung nötig. So stehts in fast jedem Leserbrief aus dem Umfeld der SVP und auch in  Zuschriften, wie ich sie erhalte.

Nur: Damit wird den Leuten Sand in die Augen gestreut und erst noch eine Volksabstimmung in Frage gestellt.

Die KrienserInnen haben vor gut einem Jahr Ja gesagt zur Sanierung ihrer Badi. Dies mit gutem Grund, besuchen doch rund 100’000 Personen pro Jahr die Badi, für viele unter ihnen ist die Badi ein toller Treffpunkt, ein idealer Ort um die Freizeit zu verbringen – gerade auch für Leute, die nicht mehrmals pro Jahr in die Ferien fahren können und froh sind, im Sommer ein so schönes Angebot vor der Haustüre zu haben. Auch für mich ist die Badi mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden. Es kommt einem komisch vor, wenn jetzt ausgerechnet die SVP ständig an diesem Volksentscheid herumnörgelt, obwohl sie sonst doch immer Volksabstimmungen für heilig erklärt.

Zudem kann man Budgetlöcher von mehreren Millionen Franken nicht wegzaubern, wenn man auf eine Investition von 13 Millionen Franken verzichtet. Abgesehen davon, dass diese Investition über mehrere Jahre abgeschrieben wird, reicht die Summe eh nicht aus, um die Krienser Finanzen wieder ins Lot zu bringen.

Und am Schluss stellte sich dann noch die Frage, wie man eine Gemeinde deuten müsste, die zwar vielleicht mit Ächzen und Stöhnen eine Steuererhöhung verhinden kann, die aber nicht einmal mehr über ein Freibad verfügt.

Ob das letztlich das Ziel einer SVP sein kann?

Krienser Finanzen: Herzlich willkommen in der Realität

Der Gemeinderat hat sein Budget vorgeschlagen. Paul Winiker SVP-Finanzchef ist für einmal klar in der Aussage: Ohne Steuererhöhung gehts nicht mehr. Anderes wäre auch unerklärlich – wenn Land für über vier Millionen Franken verkauft wird und trotzdem ein Defizit übrigbleibt, muss die Situation bedrohlich sein.

An sich ist diese Steuererhöhung auch keine Hiobsbotschat. Zum einen wurde die letzte Steuersenkung von FDP und SVP ausgerechnet zu Beginn der Krise durchgedrückt und zum anderen hat Kriens viele Jahre mit einem höheren Steuerfuss gelebt. Es ging. Es waren sogar gute Jahre in der Entwicklung der Gemeinde.

Fragt sich jetzt einfach, wie geeint die Parteien diese Finanzstrategie fahren werden. Wenn die SVP wieder mit Vollgas gegen die Steuererhöhung ankämpfen und gewisse Parteien nur lau hinter der Erhöhung stehen, dann haben wir die gleiche Konstellation wie vor einem Jahr. Wenn man sich quer von FDP bis zu den Grünen zusammenrauft für eine gemeinsame Kampagne, kann man diese Abstimmung gewinnen.

Besonders in der Pflicht sind in dieser Situation die Fusionsgegner. Sie wollen langfristig eigenständig bleiben und müssen jetzt zeigen, dass sie auch bereit sind, den dazu passenden finanziellen Weg zu gehen. Wer aber einerseits keinen Schritt hin zur Sanierung der Finanzen macht und gleichzeitig den Alleingang wählt, der verweigert sich der Realität.

Vögte? Reden wir lieber über Inhalte.

Die SVP Kriens hat gestern in der Einwohnerratsdebatte zur Frage der Fusionsverhandlungen einmal mehr das Bild der fremden Vögte bemüht. Luzern wolle sich nur an Kriens gütlich tun, wurde gesagt und die Partei sprach von fremden Vögten und von einer Eroberung.

Die Zeiten der Vögte sind vorbei. Schon ziemlich lange. Vor rund 200 Jahren haben sich viele Menschen gegen die Bevormundung durch die Obrigkeit zur Wehr gesetzt und haben sich dafür eingesetzt, dass nicht nur eine kleine Minderheit von reichen und alteingesessenen Familien das Sagen hat respektive dass Vögte fremder Mächte sagen, wo’s langgeht. In einem langen Kampf entstand die moderne Schweiz mit einer ausgebauten Demokratie – als letztes Glied kam das Frauenstimmrecht 1971 hinzu. Das heisst für die Fusionsdiskussion: Über jeden Schritt können wir mit dem Stimmzettel uns frei entscheiden, da wird nix von oben diktiert.

Wären die Leute früher derart verängstigt vor dem Neuen gewesen, hätten sie sich derart wenig zugetraut wie die SVP Kriens, diese ganze Entwicklung hätte wohl nie stattgefunden. Um weiterzukommen, braucht es mutige Schritte und – auch mal gegen das Gewohnte.

Und zudem: Die Haltung der SVP spricht nicht gerade für viel Selbstbewusstsein. Die KrienserInnen haben immer wieder bewiesen, dass sie mit klugen Köpfen etwas erreichen können, und ich zweifle nicht daran, dass sich die KrienserInnen bei Fusionsverhandlungen hartnäckig für ihre Interessen einsetzen werden. Wir sind ja schliesslich nicht auf den Kopf gefallen.

Damit wir aber wissen, ob wir die anstehenden Aufgaben besser im Alleingang oder besser mit einem Zusammenschluss mit unseren NachbarInnen lösen können, müssen wir zuerst einen Fusionsvertrag aushandeln. Dann können wir über Fakten reden – statt über abgenutzte Bilder wie jenes der Vögte.