Über die Instrumentalisierung von Gewaltverbrechen

Im Blog von Yvette Estermann gibt Werni Birrer den linken Parteien die Schuld für die Schiesserei in Kriens von dieser Woche, die einem Mann das Leben gekostet hat. Er haut voll auf die Pauke, der Text (http://www.estermann-aktuell.ch) ist in seinem Hass auf die Linken lesenswert. Auch die Bemerkung von Röbi Thalmann in einem Vorstoss ist grenzwärtig: „Die Linken haben die heutigen Verhältnisse provoziert“ – damit kann ja nur die Schiesserei gemeint sein.

Bitte auf dem Boden bleiben: Man kann über politische Inhalte streiten, argumentieren, man soll es auch, denn die Leute sollen überzeugt werden. Da darf auch mal etwas zugespitzter sein. Einer Partei aber eine Schiesserei anzuhängen und diese Tat für parteipolitsiche Zwecke zu instrumentalisieren, ist so ziemlich das letzte, was jetzt am Platz ist.

Kommt hinzu: Die konkreten Vorschläge, die dann die SVP bringt, sind weder neu noch glaube ich an ihre Wirksamkeit: Da wird eine Videoüberwachung auf dem Dorfplatz vorgeschlagen (glaubt jemand, die verhindere eine Schiesserei?) und mehr Polizeipräsenz (da bin ich erstens gespannt, ob die SVP auch bereit ist, diese zu bezahlen und zweitens mag ja das Sicherheitsgefühl steigen, wenn eher mal ein Polizist patroulliert, aber solche Verbrechen werden sie kaum verhindern).

SVP Kriens gegen eigenständige Entscheide

Die SVP Kriens will, dass die Gemeinde der Steuerungsgruppe „Starke Stadtregion Luzern“ nur beitritt, wenn alle Gemeinden, die momentan darüber diskutieren, dasselbe tun. Die Krienserinnen und Krienser müssen diese Frage am 17. Mai ebenfalls zum einfachen Ja oder Nein beantworten.

Das ist etwas verquer. Sonst hält die SVP die Gemeindeautonomie immer sehr hoch. Und ausgerechnet in dieser Frage macht die SVP die Antwort davon abhängig, was andere Gemeinden zu diesem Beitritt sagen. Tönt nicht wirklich eigenständig.

Der Antrag ist denn auch sehr durchsichtig. So wird etwa in Horw eher ein Nein zum Beitritt in die Steuerungsgruppe erwartet. Dann könnte nach dem Drehbuch der SVP Kriens zwar Ja sagen, aber trotzdem nicht beitreten, weil eine Gemeinde dagegen war. Es fragt sich, ob die Leute das dann noch als demokratisch empfinden.

Eine Metro – toll, aber wer bezahlts?

Der Krienser Gemeindeammann Matthias Senn schlägt eine Metro nach Kriens vor. Gut, dass Matthias Senn frischen Wind bringt und die öV-Problematik in Kriens angehen will.

Nur – die Kosten sind immens. In Lausanne kostete ein Kilometer Metro (die gerade eröffnet wurde)  rund 120 Millionen Franken. Das heisst, dass alleine ein Metro-Ast vom Bahnhof Luzern nach Kriens so um eine halbe Milliarde Franken kosten würde. An schon viel tieferen Kosten ist vor 10 Jahren die Idee einer Trambahn gescheitert. Und mit dem Entscheid für eine Steuersenkung hat Kriens auch kein Signal ausgesendet, dass man in Grossprojekte investieren will.

Dass der Bund diese Metro bezahlt – oder zum grössten Teil bezahlt – müssen wir uns abschminken, eine Bahn nach Kriens konkurrenziert direkt mit Projekten wie dem Zimmerbergtunnel oder einem dritten Juradurchstich. Es braucht wenig Fantasie um zu erraten, dass aus Sicht des Bundes eine Metro nach Kriens nicht das vordringlichste Projekt ist.

Das heisst konkret: Die Region Luzern und die Gemeinde Kriens müssen solche Projekte zu einem schönen Teil selber finanzieren. Ob am Schluss eine Metro, eine Trambahn oder eine Hängebahn gebaut wird, immer stellt sich die Frage, ob wir bereit sind, das zu finanzieren. Wird diese Diskussion nicht gleichzeitig mit den Varianten diskutiert, sind neue Lösungen für Kriens illusorisch.

Süsser die Steuersenkung nie klingt…

Das Resultat ist deutlich, auch wenn nicht komplett schlecht: Das Krienser Budget wurde mit 57 Prozent angenommen, das Referendum ist gescheitert. Es gelang unserem Komitee nicht, eine Mehrheit davon zu überzeugen, dass eine Steuersenkung zum jetztigen Zeitpunkt falsch ist und die Einsparungen weh tun.

Eine Steuersenkung an der Urne zu verhindern, ist ein schwieriges Unterfangen. Die Verlockung ist gross, wieviele klönen nicht über die Steuerlast, die sie tragen müssen? Gleichzeitig wollen aber alle möglichst gute Leistungen und erwarten vom Staat immer mehr. Das geht auf die Dauer nicht auf. Das Thema wird uns sicher weiter beschäftigen.

Geklappt hat die Zusammenarbeit im Komitee. SP, Grüne, CVP, JCVP als Parteien haben an einem Strick gezogen. Vielleicht war es auch erst ein Warmlaufen, denn die nächsten Wahlen sind erst Mitte 2012 und bis dann können SVP und FDP noch ein paar weitere „Grausamkeiten“ durchbringen, die wir mit Referenden bekämpfen werden.

SVP-Stil: Alles klar

Die SVP wirft die Stilfrage auf im Zusammenhang mit der Abstimmun über das Krienser Budget. Am gleichen Tag, an dem sie via Zeitung ihre Empörung gegenüber dem Flyer der Gegner des Budgets zum Ausdruck bringen, setzen sie einen Flyer in Umlauf, der von Unwahrheiten und ziemlich gefährlichen Aussagen strotzt.

SVP-Gemeinderat Paul Winiker stehe klar hinter dem Budget, wie es zur Abstimmung komme. Stimmt dies, so verletzt er klar das Kollegialitätsprinzip, denn der Krienser Gemeinderat hat sich immer klar gegen eine Steuersenkung gewandt. Und Paul Winiker hat dies auch persönlich so vertreten, zum Beispiel auch uns KantonsrätInnen aus Kriens gegenüber. Paul Winiker muss sich entscheiden, ob er jetzt SVP-Vorkämpfer sein will oder seine Rolle als Gemeinderatsmitglied ernst nehmen will.

Falsch ist, dass ohne Qualitätseinbusse beim Umweltschutz Geld eingespart werden könne oder dass bei den Heimen die 100’000 Franken eingespart werden könnten durch eine überflüssige Kaderstelle. Die war schon im ursprünglichen Budget weggestrichen worden. Zweimal, das lehrt und die Mathematik, kann man den gleichen Budgetposten nicht einsparen. Sorry, und besonders widerlich sind die Verweise der SVP, dass sowohl der Sportkoordinator bei einer Ablehnung des Budgets nicht eingestellt werden könnte, und dass die bei der Schule ja nichts eingespart worden sei. Die SVP würde besser nicht mit diesen Argumenten in den Abstimmungskampf ziehen: Sie hat selber Anträge gestellt, genau in diesen Bereichen zu sparen, kam aber immerhin da nicht durch.

P.S. Es sind dies die Doppelspielchen, die es auch vielen Bürgerlichen schwer macht, einen Ueli Maurer in den Bundesrat zu wählen.

Die Stilfragen der SVP

Im Flyer gegen das Krienser Budget wird SVP-Finanzchef Paul Winiker mit der Aussage zitiert: „Der Gemeinderat ist der Auffassung, dass der Zeitpunkt der Steuersenkung nicht richtig ist (…).“

Paul Winiker und die SVP finden das ungesunden Stil und perfid. Abgesehen davon, dass die SVP nicht wirklich jene Partei ist, die für Stilsicherheit steht, ist zu bemerken:

  • Gemeinderat Paul Winiker hat das Zitat so gesagt und es ist richtig wiedergegeben.
  • Wenn die SVP Fotos von Paul Winiker in sehr guter Qualität aufs Internet stellt, muss sie nicht erstaunt sein, wenn sie dann auch abgedruckt werden.
  • Die Aufregung der SVP lenkt von der Frage ab, ob jetzt ihr Gemeinderat noch hinter seiner Aussage steht oder nicht.
  • Dem scheint nämlich nicht so zu sein: Wenn Paul Winiker sagt, er habe diese Aussage aus Kollegialitätsgründen machen müssen, sie suggeriere aber auf dem Flyer, dass er persönlich gegen die Steuersenkung ist, so sagt Paul Winiker damit, dass er persönlich für die Steuersenkung ist. Wie ist das jetzt genau mit dem Kollegialitätsprinzip?

Der Gemeinderat will solches Zitieren inskünftig den Parteien verbieten. Kann er aber nicht. Solange die Zitate stimmen und nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, kann jedermann und jedefrau jeden und jede zitieren. Dazu braucht es selbstverständlich keine Bewilligung. Ganz besonders, wenn es sich um Politikerinnen und Politiker handelt, die in der Öffentlichkeit geredet haben. Das wäre schlicht Zensur.

Das FDP-Perpeetum-Mobile: Steuern senken ohne Leistungabbau

Die FDP Kriens schreibt auf ihrem Flyer zur Abstimmung über den Krienser Voranschlag:

„Die Investitionen in unsere Infrastrukturen wie Schulhäuser, Zentrumsentwicklung, Gemeindestrassen, Wasserversorgung und Schwimmbad sind genehmigt und somit gesichert. Eine Steuersenkung um 0.05 Einheiten hat darauf keinen Einfluss.“

Auch sonst gebe es keinen Abbau, Budget für die Schulen nix gestrichen und so weiter und so fort. Wers glaubt, wird selig, oder vielleicht liberal. Fakt ist: Die Gemeinde Kriens muss hohe Einbussen bei den Steuern auf Grund der kantonalen Revisionen des Steuergesetzes hinnehmen und die zuerst mal verkraften.Ohne Einsparungen ist diese Steuersenkung nicht zu verkraften, vor allem auf die nächsten Jahre hinaus.

Der Druck gerade auch auf die Investitionen nimmt zu. Und wer gewisse Krienser Schulhäuser kennt, der weiss, dass hier schon lange gespart wurde.

Mentale und andere Wagenburgen

Meine Güte, das Gscharei um diese Wagenburg. Kaum 100 Meter von sind jetzt ein paar junge Leute mit ihren Bauwagen hingezogen. Die SVP hat schon wieder das Gefühl, die Weltordnung im allgemeinen und in Kriens im speziellen breche zusammen.

Ok. das ganze ist nicht zonenkonform. Aber erstens gibt es in Kriens noch ganz viele Bauten, die nicht zonenkonform sind und zum zweiten hat es die Politik seit vielen Jahren nicht geschafft, für diese Leute eine Zone zu schaffen. Schliesslich wurde das schon im Zusammenhang mit Zaffaraya diskutiert.

Stadtrat Kurt Bieder meinte, er sei des Katz- Maus-Spieles überdrüssig. Die Schuld liegt wohl nicht in erster Linie bei jenen, die ständig weitergetrieben werden, sondern bei einer Politik, die unfähig ist, auch mit Menschen mit Wünschen, die etwas abseits des Mainstreams sind, umzugehen.

Kalte Füsse bei der SVP

Oder müsste man schreiben: Den Bock zum Gärtner gemacht. Zuerst wird das Krienser Budget zusammengestrichen und dann macht die SVP Werbung fürs Budget – gegen das CVP, SP, Grüne, JCVP, Tagesplatz-Verein und LehrerInnen-Verein antreten – mit der Begründung, würde es abgelehnt, so käme das Personal nicht in den Genuss der Besoldungsanpassungen oder die Schulhaussanierungen müssten verschoben werden. Kriens werde handlungsunfähig. Entschuldigung, aber das ist wieder einmal SVP-Unlogik pur. Mit ihrer Steuersenkung verhindert gerade die SVP, dass die Schulhäuser saniert werden können und manövriert die Gemeinde in die Handlungsunfähigkeit. Entweder hat die SVP keine richtigen Argumente oder sie will diese momentan nicht in den Vordergrund stellen. Vielleicht mit gutem Grund:

Alle Anzeichen sprechen für eine Krise. Wer jetzt mit Steuersenkungen dem Staat einen verstärkten Sparkurs aufzwingt, verstärkt diese Krise grad nochmals. Das könnte auch einigen SVP-Politikern mittlerweile dämmern.

Der FDP-Scherbenhaufen

Auch die FDP Kriens wirbt auf ihrer Homepage mit dem Drei-Affenplakat und dem zertrümmerten Sparschwein für ein Nein zur AHV-Initiative. Ob die Möglichkeit, sich flexibel pensionieren zu lassen, tatsächlich untragbar ist, das soll an einer andern Stelle diskutiert werden. Das kaputte Sparschwein bringt einem aber schnell die Assoziation zum Verhalten der FDP in der Krienser Budgetdebatte. Ebenfalls „hammermässig“ wurde von der FDP das Krienser Budget (und Sparschwein) zerschlagen – worüber sich die Partei im übrigen auf ihrer Homepage nicht äussert…

Jetzt Steuern zu senken und den Staat mit neuen Sparrunden zum Abbau von Leistungen zu zwingen, ist ziemlich die ineffizienteste und unbrauchbarste Art der Wirtschaftsankurbelung. Wir brauchen jetzt Investitionen und mindestens ein Halten bei den staatlichen Aufgaben, damit das Wirtschaftsleben nicht völlig abstürzt. Die Rechtsbürgerlichen glauben, dass alles Geld, das man dem Staat gibt, von diesem sogleich wirkungslos vernichtet wird. Doch der Staat beschäftigt Leute, baut und investiert – dies im Gegensatz zu vielen Privatleuten, die in der Krise sparen. Das ist zwar für sie persönlich logisch, aber würgt die Wirtschaft weiter ab.