Löcher? Nein Krater!

Kaum hat der Kantonsrat seine Debatte um das Luzerner Abbauprogramm KP 17 beendet, kommt die nächste Hiobsbotschaft: Die Gelder aus dem nationalen Finanzausgleich nehmen stärker als erwartet ab. Schön, dass der Kanton Luzern anscheinend wirtschaftlich stärker wurde, denn darauf beruht die Kürzung der Bundesgelder. Blöd aber, dass der Kanton sein gestiegenes Ressourcenpotenzial nicht ausschöpft. Will heissen: Auch wenn die Kraft des Kantons ansteigt, so holt der Kanton das Geld in Form von Steuern nicht ab. Die Strategie, mit tiefsten Steuern für Unternehmen, Grossverdiener und Personen mit hohen Vermögen attraktiv zu werden, kann so nicht aufgehen. Der Kanton blutet förmlich aus, wenn er jedes Jahr Dutzende von Millionen weniger Bundesgelder erhält und gleichzeitig bei den Steuern kaum vorwärts macht. Die Schere geht jedes Jahr weiter auseinander.

Wir Grünen haben bei der Debatte um das Abbauprogramm KP 17 klar gesagt: Wir brauchen eine breitere Debatte, wohin unser Kanton gehen soll. Wir müssen über Finanzen und über Leistungen sprechen und nicht häppchenweise (besser wäre zwar bei der Höhe der Sparvorschläge: Happenweise) jedes Jahr neue Abbauprogramme beschliessen. Leider haben sich auch dieses Mal die Bürgerlichen dieser Diskussion verweigert. Die eingeschlagene Politik wird dann als „alternativlos“ bezeichnet, mit dem blinden Willen, komme was wolle, weiterzumarschieren.

Das zusätzlich Loch fürs 2017 von 40 Millionen Franken, die zusätzlichen unbekannten Löcher für die Folgejahre können nur ein Appell zum Umdenken sein. Schaffen es Regierungsrat und bürgerliche Parteien nicht, so kann die Bevölkerung mit unserer Initiative „Für faire Unternehmenssteuern“ im September den Kurswechsel einläuten.

PS: Lese gerade, dass die SP Marcel Schwerzmann das Finanzdossier entziehen will. Ich finde: Er soll diese Suppe ruhig mitauslöffeln.

Eine Wette mit zwei Verlierer

Wir lesen heute in der Zeitung: Im Kanton Luzern siedeln sich kaum noch Unternehmen an. Die Bilanz ist mager und die Ansiedlungen sind in einem Gesamtblick auf die Luzerner Wirtschaft irrelevant geworden. Deshalb wendet sich die Wirtschaftsförderung nun der Pflege der ansässigen Firmen zu. Bereits bei der Präsentation der Rechnung 2015 hatte Regierungsrat Marcel Schwerzmann von der schwierigen wirtschaftlichen Situation gesprochen um die tiefen Einnahmen bei den Unternehmenssteuern zu rechtfertigten. Gleichzeitig haben umliegende Kantone stark wachsende Steuereinnahmen von juristischen Personen. Ich warte noch auf die Antwort auf meine Anfrage zu diesem Thema um die unterschiedliche Einschätzung nachvollziehen zu können.
Letztlich ist klar: Wir haben mit der Halbierung der Unternehmenssteuern eine gigantische Vorinvestition, eine Wette auf die Zukunft gemacht. Die Ausfälle hätten durch Neuansiedlungen wettgemacht werden müssen. Heute zeigt sich: Die Wette haben wir verloren. Nach Jahren hoher Steuerausfälle bleiben wir in Sachen Unternehmensansiedlung Mittelmass.
Bei einer Wette verliert jemand und jemand gewinnt. Bei dieser Wette verlieren aber alle: Mit dem Konsolidierungsprogramm 17 verliert der Kanton weiter an Attraktivität und die Bevölkerung zahlt mit weiteren Gebühren und schlechteren Dienstleistungen drauf. Dumm gelaufen.

Dieses Loch war längst bekannt

Für den Asylbereich braucht es grad mal nach vier Monaten laufenden Jahres einen Nachtragskredit. Die Begründung von Regierungsrat Guido Graf: Bei der Erarbeitung des Budgets im vergangenen Juni sei man von viel tieferen Fallzahlen ausgegangen.
Die Begründung ist ein Ärger: Der Kantonsrat erhält das Budget jeweils erst Ende Oktober und kann es dann erst im Dezember im Rat behandeln. Man könne mit diesem Zeitplan viel exakter budgetieren, ist jeweils die Begründung für diesen gedrängten Zeitplan. Dann aber hätte man noch längst die Budgetzahlen im Bereich Asyl im letzten September anpassen können. Nicht umsonst haben wir Grünen in der Budgetdebatte im Dezember darauf hingewiesen, dass die Budgetvorgaben im Asylwesen direkt nach einem Nachtragskredit rufen täten. Dass es so schnell aber geht…
Der Ärger geht aber über diese Art von Budgetieren hinaus: Der Wechsel im Asylwesen von der Caritas zum Kanton wurde mit Einsparmöglichkeiten begründet. Um 900’000 Franken günstiger wollte der Kanton die Aufgabe erledigen. So heisst es jetzt zum Beispiel, das „Immobilienmanagement sei überfordert“. Weshalb wurden nicht genügend Stellenprozente geschaffen, um beim Wechsel von der Caritas zum Kanton einen guten Ablauf zu garantieren? Weshalb gingen beim Wechsel Informatikkosten vergessen? Kam es nun zu Einsparungen gegenüber der Lösung mit der Caritas? Auch wenn völlig klar ist, dass die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen, werde ich diese Fragen aufgreifen.

Ein Vorschlag zur Güte: Die Exekutiven von Stadt und Kanton Zürich justieren jeweils mit einem sogenannten „Novemberbrief“ ihre verabschiedeten Budgets. Sie lassen so den Parlamenten genügend Zeit zur Beratung und sind trotzdem nah an den effektiven Zahlen. Wär doch was für Luzern?

Dem Kanton fehlt es an Personal

In der Hochglanzbroschüre zum Geschäftsbericht 2015 des Kantons liest man unter dem Stichwort „Attraktiver Arbeitgeber“, dass strukturelle Lohnmassnahmen beim Führungs- und Fachkader notwendig seien. Die Umsetzung hange von den finanziellen Rahmenbedingungen ab. Ehrlich ist der Bericht immerhin: Unter diesem Stichwort gibt es keinen einzigen anderen Eintrag. Und jeder weiss mit diesem Hinweis: In den nächsten Jahren wird also nichts gemacht werden. Nicht ganz ehrlich ist: Wer die Broschüre weglegt und die die eigentliche Rechnung des Kantons anschaut, sieht: Die Probleme im Personalbereich betreffen nicht nur den Kaderbereich.
Viele Stellen können im Kanton nicht besetzt werden. Suchfunktion sei dank, finden sich im pdf folgende Bereiche, bei denen die budgetierten Personalstellen nicht alle besetzt sind:
Finanzkontrolle
Stabsleistungen BUWD
Stabsleistungen FD
Dienstleistungen Steuern
Dienststelle Immobilien
Stabsdienstleistungen GSD
Dienstleistungen Gemeinden
Strassenwesen
Migrationswesen
Strafverfolgung
Gedsundheit
Lebensmittelkontrolle
BUWD Strassen
BUWD Zentras
BUWD Naturgefahren
BUWD Landwirtschaft und Wald

Die Begründung lautet abwechselnd: Die Stellen konnten nur schwer wieder besetzt werden, Verzögerungen bei der Stellenbesetzung, keine Nachfolge, etc.

Nicht, dass jede Stelle nahtlos wieder besetzt werden soll und kann, Lücken sind normal und manchmal darf auch bei einer Kündigung oder Pensionierung die Struktur überdenken, logo, aber wenn derart viele Dienststellen mit Unterbeständen funktionieren, so fragt man sich doch: Wie lange kann geht das gut?

Ein Verteidigungsversuch zur Rappenspalterei

Die Luzerner Zeitung hat sich das Kantonsspital vorgeknöpft. Vom Wetter her kann man schon fast sagen: Zum Stopfen des Sommerlochs. Das Vergehen des Kantonsspitals ist üblicher als üblich: Es hat die Lieferung gewisser Waren ausgeschrieben und neu vergeben. Dabei kamen lokale Lieferanten nicht mehr zum Zuge. Der Vorwurf lautet nun: Rappenspalterei.
Völlig klar: Es gibt gute Gründe, lokales Gewerbe zu unterstützen und als öffentliches Unternehmen sowieso. Wieso sollten Steuergelder nicht in der Region bleiben? Will man dies vermehrt gewichten, braucht es aber eine Diskussion über die Regeln der Ausschreibung, eine andere Gewichtung der Faktoren, wobei schon heute der Preis nicht das einzige Kriterium ist.
Der Aufschrei, weil jetzt im Kantonsspital kein Knutwiler mehr getrunken wird, hat aber etwas Willkürliches. Unsere Vergabekriterien sind im Submissionsgesetz geregelt und schaffen so einen klaren Rahmen, an die sich die öffentliche Hand halten muss. Ansonsten sind die Grenzen hin zu Mauschelei, Vetterliwirtschaft und letztlich Korruption schnell einmal überschritten. Ein klares Submissionsgesetz ist zusammen mit einer unaufgeregten Kontrollkultur und der Trennung der verschiedenen Staatsgewalten ein wichtiger Riegel.
Der Aufschrei ist aber auch heuchlerisch. Wenn SVP-Kantonsrat Räto Camenisch den Entscheid als unsensibel bezeichnet (Debatte im März über die Gesundheitspolitik), dann vergisst er, dass seine Partei wie andere bürgerliche Kräfte den Staat stets aufrufen, die Sparmöglichkeiten voll auszuschöpfen. Aus ihrer Sicht ist an vielen Orten noch Luft drin, die abgelassen werden kann. Wenn dann halt am Schluss kein Blöterli mehr im Wasser übrigbleibt, so sollte es die gleichen Kreise nicht derart überraschen.

Kleinräumiges Wirtschaftstief über Luzern?

Heute hat Regierungsrat Marcel Schwerzmann die Rechnung 2015 präsentiert. Das mit der Steuerstrategie hat wieder nicht so hingehauen. Statt der versprochenen Aufholjagd bei Firmenansiedlungen und Steuereinnahmen haben wir 2015 sogar einen Rückgang erlebt: Vier Millionen Franken weniger Steuern von juristischen Personen als 2014, acht Millionen Franken weniger als budgetiert. Und sogar 20 Millionen Franken weniger, als man uns 2011 fürs 2015 voraussagte. Dazu kommt noch ein hoher Abschreiber auf Steuernachträgen von juristischen Personen. Soweit so geläufig und deplorabel.
Stutzig machte aber eine Erklärung von Finanzdirektor Schwerzmann zu diesen gesunkenen Steuereinnahmen. Schlechte Konjunkturlage und Frankenstärke seien schuld. Nur: Die erneute Frankenaufwertung ist erst 2015 eingetroffen, wie konnte sie da schon auf dieses Steuerjahr Einfluss haben? Und vor allem: Vor wenigen Tagen präsentierte der Kanton Bern seine Rechnung 2015. Dort waren die Erträge von juristischen Personen weit über dem Budget. Begründet wird dies im Foliensatz mit – der „positiven Wirtschaftslage“. Auch in der Stadt Zürich liegen die Steuererträge juristischer Personen acht Prozent über dem Budget und sogar 16 Prozent über dem Wert von 2014.
Über Luzern muss sich ein ganz kleinräumiges Wirtschaftstief entwickelt haben.

Anspruchshaltung einmal so und einmal anders

Gestern reichte der Krienser Gewerbeverband eine Initiative ein. Sie verlangt unter anderem eine Untertunnelung des Krienser Zentrums. Das kostet wahrscheinlich einiges über 100 Millionen Franken. Bezahlen soll es der Kanton oder der Bund.
Zur gleichen Zeit hat die FDP Kanton Luzern in ihrer Stellungnahme zum Konsolidierungsprogramm furios gegen eine Vollkaskomentalität und Anspruchshaltung an den Staat gewettert und für mehr Eigenverantwortung plädiert. Auch der kantonale Gewerbeverband hat klargemacht: Eine Steuererhöhung kommt nicht in Frage und selbst eine Erhöhung der Motorfahrzeugsteuer lehnt er klar ab – genau aus diesen Geldern werden solche Tunnels finanziert.
Ich denke, da gibt es einigen Koordinationsaufwand.

Der Frosch bleibt sitzen

Es gibt diese Fabel vom Frosch, der in einem Milchtopf sitzt und nicht mehr rauskommt. Er strampelt und strampelt und siehe da – aus der Milch wird Butter und der Frosch kann aus dem Topf hüpfen.

Der Kanton Luzern strampelt auch. Doch statt Butter entsteht vor allem Schaum. Unsere Regierung will die Finanzen konsolidieren, doch die Hauptbrocken heissen Reorganisation und Umstrukturierungen. Effiziengewinne, moderne Strukturen, Zusammenlegungen, das klingt alles vernünftig, aber grössere Einsparungen lassen sich letztlich nur durch Leistungsabbau und Entlassungen realisieren. Schliesslich haben wir 17 Jahre Umstrukturierungen in diesem Kanton hinter uns. Und ziemlich schaumig-schwammig ist es, wenn der Regierungsrat ohne Empfehlung dem Kantonsrat eine Auswahl zwischen Steuererhöhung, Aussetzen der Schuldenbremse oder Kürzung der Staatsbeiträge vorschlägt. Führung sieht anders aus.

Bei einer Gruppe allerdings wirds knallhart: Das Staatspersonal soll mindestens eine Stunde mehr arbeiten, die Lehrerinnen und Lehrer eine Lektion pro Woche mehr unterrichten. Dabei arbeiten die Angestellten unseres Kantons heute schon mehr als andere Kantonsangestellte und – was kaum jemand vermuten würde – ihre Arbeitszeit liegt bereits etwas über dem kantonalen Schnitt aller Arbeitnehmerinnen und -nehmer. Mit einer 43 Stundenwoche – oder gar mehr – würde der Kanton Luzern einsame Spitze.

Einsame Spitze bei der Arbeitszeit, ein höchstens mässiges Lohnniveau und dafür die tiefsten Unternehmenssteuern, an denen eisern festgehalten werden soll. Der Luzerner Frosch bleibt noch lange im Glas hocken.

Alles paletti?

Ohne Gegenstimmen hat die bürgerliche Seite des Kantonsrats dem Voranschlag 2016 zugestimmt. Es ging ein grosses Aufatmen durch deren Reihen. Endlich – ein schuldenbremsenkonformes Budget! Zu diesem Zweck wurden nochmals 20 Kürzungsanträge des Regierungsrates durchgewunken. Zum Teil im Bereich weniger Zehntausend Franken. Zum Teil auf Grund von Korrekturen, die mit und ohne Beschluss des Parlaments eingetroffen wären.

Aber was ist mit diesem Budget gewonnen? Gut, die Verwaltung muss nicht nachsitzen und der Kanton kann ab 3. Januar weiter investieren – so denn überhaupt noch Geld für Investitionen vorhanden ist. Ansonsten: Die blamable Übung des Kantonsrats zur Einhaltung eines Defizits von 23.xyz Millionen Franken hat gezeigt, dass wir schleunigst umdenken müssen, wenn das Parlament sich wieder seinen Aufgaben hinwendet. Keine Diskussion um wenige Tausend Franken, sondern eine Diskussion um Leistungen, um grössere Linien und natürlich in unserem Kanton über Steuerfuss, Steuergesetz und Schuldenbremse. BudgetPapierflieger1_klein

Übrig bleibt als Rückblick: Im Bereich Bildung und Sicherheit konnten ein paar Grausamkeiten verhindert werden, im Sozialbereich dagegen wurde der Abbau weitergetrieben. Sparen auf Kosten behinderter Menschen, bei der Prämienverbilligung und schlechtere Arbeitsbedingungen – dieses Budget wird am besten als Bastelbogen für Weihnachten oder für anderes verwendet

Ansätze für einen Richtungswechsel gibt es. Die CVP und GLP haben zugesagt, dass sie die Schuldenbremse überarbeiten wollen. Sie haben aber die Karten noch nicht aufgedeckt, wie weit sie dabei gehen wollen. Sie haben ebenfalls festgehalten, dass sie der Steuerstrategie weiter folgen wollen. Ob wir also die Kurve schaffen, ist noch alles andere als klar.

 

PS: Hier die Fortsetzung in der Luzerner Zeitung. Freut mich, dass ich unter der Rubrik Experten auftauche…

 

Steuern: Wir verzichten auf Einnahmen

Gerade ist die neue Statistik zur Ausschöpfung des Ressourcenpotenzials der Kantone erschienen. Klingt kompliziert, letztlich geht es darum, wie hoch die Steuern in einem Kanton im Vergleich zum wirtschaftlichen Potenzial ist. Wir haben wieder einen Sprung gemacht – die politische Frage ist, in welche Richtung…

Der Kanton Luzern liegt nun an neunter Stelle und klar unter dem schweizerischen Schnitt.

RessourcenpotenzialWill also heissen: Wir schöpfen das wirtschaftliche Potenzial weniger aus als andere Kantone. Damit schränken wir aber unsere finanziellen Möglichkeiten mehr ein als andere Kantone dies tun müssen. Die Debatten um Leistungsabbau und kurzfristigen Kürzungen sind eine Folge davon. Unser sogenanntes Notbudget wurde mittlerweilen selbst in der NZZ kritisiert.

Der Kanton Luzern hat im letzten Jahr den grössten Sprung – ich würde jetzt eben sagen: nach unten – gemacht und fast 2.5 Prozent weniger ausgeschöpft als im Jahr zuvor. Man mag argumentieren, dass das höhere Ressourcenpotenzial auf eine wirtschaftliche Stärkung des Kantons hinweist, was grundsätzlich erfreulich ist. Vorsicht ist allerdings angebracht: Der Bund weist darauf hin, dass Luzern ressourcenschwach ist. Unser Kanton hat seinen diesen Tabellenwert nicht zuerst mit einem gestiegenen Ressourcenwert erreicht, sondern wegen der Steuersenkungen im Bereich der Unternehmen.

Wenn ein ressourcenschwacher Kanton auf Steuereinnahmen verzichtet, die Verwaltung verkleinert oder bei der Prämienverbilligung Gelder kürzt, so stellt sich umso deutlicher die Frage: Wem dient diese Politik?

Veränderung_Ausschöpfung_Ressourcenpotenzial