Heute im Kantonsrat: Die Grünen stellten den Antrag, dass im Gesetz zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts die sexuelle Orientierung als Thematik aufgenommen werde. Dieser Antrag wurde in der ersten Lesung bereits einmal abgelehnt, mit einer einzigen dürren Wortmeldung von bürgerlicher Seite. Dieses Mal war der Antrag keinem einzigen bürgerlichen Parlamentarier, keiner einzigen bürgerlichen Parlamentarierin ein Wort wert. Die Diskussion wurde sogar verweigert: Ich konnte kein Votum halten, weil der Rat gemäss verkürztem Verfahren nur eine Person pro Fraktion reden liess. Nicht ein einziger bürgerlicher Parlamentarier, auch keine bürgerliche Parlamentarierin, hat dem Vorstoss zugestimmt.
Ich hätte gerne gefragt, was der Grund für die Ablehnung des Antrags ist. Vielleicht sind es ja ehrbare Gründe, weil man findet, Schwule und Lesben seien schon sehr gut integriert, es gebe auf keinem Gebiet mehr Diskriminierungen. Vielleicht will man die sexuelle Identität aber auch nicht genannt haben, weil es einem durchaus Recht ist, wenn gewisse Benachteiligungen nicht behoben werden. Oder vielleicht hatte man Angst, die eine oder andere zustimmende Stimme zum Gesetz zu verlieren, würden Schwule und Lesben von diesem Gesetz profitieren können. Leider habe ich nicht einmal die Frage dazu stellen können.
Im besten Fall ist dies ein Fall von Desinteresse, vielleicht ist es Ignoranz auf alle Fälle ist es ein Akt der Gesprächsverweigerung. Ich fühlte mich um viele Jahre zurückversetzt. Und genau dieses Gefühl zeigt mir, dass Schwule und Lesben noch längst nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Jedenfalls nicht in der Mitte der Luzerner Gesellschaft.