Die NZZ titelt heute auf der ersten Seite mit „Aufgeblähter Staat schwächt die Wirtschaft“ und bringt Schreckenszahlen an die Öffentlichkeit: In den letzten 25 Jahren hätte die Beschäftigung bei der öffentlichen Hand um 65 Prozent zugenommen, im Dienstleistungssektor aber nur um 28 Porzent und im industriellen Sektor sogar nur um 19 Prozent. Und: Von den Zugewanderten würde mehr als ein Drittel bei der öffentlichen Hand arbeiten.
Tatsächlich schlimm? Die NZZ schreibt, die Gesellschaft sei aus dem Gleichgewicht. Würde sie das Thema nicht so un-nzz-mässig titulieren und mit Zitaten spicken, so wären viele Antworten bereits in diesem Text zu finden. Weshalb wohl hat die Beschäftigung vor allem im Bereich Spitäler und Heimpflege stark zugenommen? Weshalb im industriellen Bereich weniger? Wo liegt das Automatisierungspotenzial – in der Industrie oder in der Pflege? Wer hat Arbeitsplätze an das Ausland verloren, respektive sollte die Abwanderung der fabrizierenden Unternehmen ins Ausland ein Vorbild sein für den Umgang mit alten Menschen? Und weshalb arbeiten so viele Zugewanderte bei der öffentlichen Hand? War der Autor in den letzten Jahren einmal in einem Pflegeheim und hat sich umgeschaut, wer dort pflegt?
Der Artikel im Inlandteil ist dann nochmals eine Enttäuschung. Da sagt der Luzerner CVP-Nationalrat Leo Müller: „Es ist phänomenal, dass es nicht gelingt, einzelne Bereiche herauszuschälen, bei denen man sparen will.“ Man versteht nicht richtig, ob die Unfähigkeit bei ihm oder bei der Verwaltung liegt. Man liest viel über Obergrenzen, Entscheidungskompetenzen, aber wenig darüber, wo denn nun das Sparpotenzial und die überflüssigen Stellen zu finden sind.
Es ist zu hoffen, dass die angekündigte Serie zum Thema nicht nur eine Aufzählung beinhaltet, wo die öffentliche Hand neue Stellen geschaffen hat, sondern auch wieso und wozu.