Spitalbauten: Kalte Füsse bekommen?

Heute hat der Regierungsrat mitgeteilt, er schlage vor, dass die Übertragung der Spitalbauten an die Spitalanstalt einer Volksabstimmung unterworfen werden soll. Eigentlich ist diese Übertragung als Möglichkeit im Spitalgesetz bereits vorgesehen und drum gar nicht referendumsfähig.

Anscheinend sind verschiedenste Akteure etwas verunsichert, ob es richtig ist, dem Spitalrat fast die ganze Verantwortung für die Spitalbauten zu übergeben. Denn in der kurzen Existenz des Spitalrates ist es schon des öftern zu Dissonanzen zwischen der Politik und dem Spitalrat gekommen. Stichworte sind das Spital Wolhusen, die Priorisierung der Projekte und Äusserungen über die heute fehlende unternehmerische Flexibilität des Spitalrates.

Eine Volksabstimmung mag gut sein, um diese Veräusserung der Spitalbauten zu bodigen. Ehrlicher wäre es aber von bürgerlicher Seite, richtig hinzustehen und zu sagen, dass man diese Übertragung der Spitäler an den Spitalrat nicht will – damit die Politik weiterhin bei der Spitalplanung mitreden kann.

Knäpper gehts nimmer

Im Schlund sind wieder mehrere grössere Projekte in der Pipeline, neben dem Pilatus-Markt soll ein Cash&Carry entstehen und beim Mattenhof ein Lidl. Vor mehreren Jahren hat das kantonale Baudepartement den Gemeinden eine Handlungsanleitung versprochen, wie sie in Gebieten, die stark mit Verkehr belastet sind, diesen in den Griff bekommen sollen. Davon wurde immer gesprochen, doch hat man nie irgendwelche konkreten Massnahmenpläne oder eben Handlungsanleitungen gesehen.

Deshalb habe ich eine Anfrage eingereicht und gefragt, ob es nun Unterlagen gebe und was empfohlen werde. Die Antwort ist sehr kurz: „Grundlagen zur Abstimmung von Siedlung und Verkehr liegen im Entwurf vor. Sie werden im Rahmen der Stellungnahme zu Planungen und Baugesuchen berücksichtigt. Sie enthalten nebst rechtlichen und planerischen Grundlagen eine Übersicht über mögliche Massnahmen zur Abstimmung von Siedlung und Verkehr mit denen die Gemeinden wirksam und zweckmässig im Einzelfall die Auswirkungen von Bauten und Anlagen auf das Verkehrsaufkommen lenken und die Umweltbelastungen eindämmen können.“

Kürzer und oberflächlicher kann man eine solche Frage nicht mehr beantworten. Kein einziger Inhalt. Das kommt eigentlich einer Diskussionsverweigerung gleich.

Antwort des Regierungsrates

„Epsilon optimiert“ heisst mehr Verkehrfsfläche

Heute wurden die neuen Pläne für die Strassenführung auf dem Seetalplatz vorgestellt. Jetzt ist die Umfahrung doch wieder auf dem Tisch. Mit einer neuen Strasse entlang des Bahndamms und einer neuen Brücke werden komplett neue Verkehrswege aufgemacht und die Strassenfläche massiv ausgeweitet.

Das Ganze wird als grosser städtebaulicher Fortschritt verkauft, was das Epsilon optimiert gegenüber dem Epsilon (die bisherige Variante beruhte hauptsächlich auf der bisherigen Strassenfläche) in Sachen Verkehr heisst, wurde in der Medienmitteilung des Kantons nicht erklärt.

Kann sein, dass es ein grosser Wurf ist, dass sich die 25 Millionen Mehrkosten lohnen, aber das muss man den Leuten sehr gut erklären können. Nur mit den paar Bildlis, die der Medienmitteilung angehängt waren, und Begriffen wie bessere Volumetrie und Situierung der Gebäude kann eine solche Strassenvergrösserung nicht verkauft werden.

Meldung Kanton

öV kommt unter die Räder

Der Nichtausbau der Eigenthaler-Linie könnte man als Einzelfall abtun.

Dem ist aber nicht so. Gemäss Finanzplanung des Kantons sollen zwischen den Jahren 2010 bis 2014 die Ausgaben für den öV lediglich um fünf Prozent ansteigen. Das ist weniger, als für die allgemeine Teuerung angenommen wurde, die bei 5.7 Prozent liegt.

Während beim Staatspersonal immerhin noch jährlich von einem gewissen Lohnanstieg ausgegangen wird, müssten also die Verkehrsbetriebe (VBL, SBB, BLS, andere) ihren Mitarbeitenden weniger Lohn zahlen. Sie müssten günstigere Fahrzeuge einkaufen. Oder der Kanton muss das Leistungsangebot kürzen. Was bei diesen Zahlen nicht drin liegt, ist völlig klar: Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Aber eben, wir müssen sparen, damit wir bei der Steuerpolitik noch töller dastehen.

Eigenthal: Stundentakt verschoben

Heute in einer Medienmitteilung des Kantons zu lesen: „Im Rahmen der offiziellen Vernehmlassung zum Fahrplan 2010 waren  vom 2. bis 16. Juni 2009 von interessierten Personen,  Interessenverbänden und Gemeinden 214 Stellungnahmen eingegangen. (…) Viele Begehren konnten allerdings nicht berücksichtigt werden. Die häufigsten Gründe sind fehlende Finanzen,  ungenügende Nachfrage und fehlender Spielraum für Anpassungen beim  Schienenverkehr. Unter anderem wird die Einführung des Stundentakts  am Wochenende auf der Linie Luzern- Eigenthal (…) verschoben.“

Die Begründung ist reichlich komisch, respektive lässt einen wichtigen Teil ausser acht: Es war der Kanton selber, der am 2. Juni – zur Eröffnung dieser Vernehmlassung – mitteilte, am Wochenende werde der Stundentakt ins Eigenthal eingeführt. Er hat den Ausbau selber wieder zurückgezogen und man wüsste gerne genauer, warum. Denn der Autoverkehr ins Eigenthal ist seit vielen Jahren an schönen Wochenenden schlicht grauenhaft und es wäre schon lange an der Zeit gewesen, den Busbetrieb auszubauen, denn der Fahrplan weist grosse Löcher auf.

Verkehrspolitik: Krienser Jekami

Paul Winiker, Krienser Gemeinderat hat auf die Tiefbahnhofdebatte im Kantonsrat einen Antrag eingereicht, wonach bei Realisierung eines Durchgangbahnhofes (2. Etappe) Kriens an das Schienennetz angebunden werden soll. Dies hiess: Eine neue Schlaufe vom Bahnhof Luzern über Kriens nach Littau respektive Rothenburg. Da ist zum einen zu sagen, dass alle SBB-Pläne für einen Durchgangsbahnhof keine Schlaufe über das Krienser Zentrum beinhalten. Wenn Kriens die zusätzlichen Kilometer Tunnel, die nötig sind, finanzieren will, dann wohlan, ich bin gespannt, wie der Krienser Finanzchef das seinen Steuerzahlern verklickern will – oder glaubt Paul Winiker, das sei gratis zu haben?

Zum anderen staune ich etwas über das Jekami: Gemeindeammann Matthias Senn spricht von einer Hochbahn, Paul Winiker will doch wieder die unterirdische Anbindung und wiederum andere träumen vom Tram. Wenn man nie über das Stadium des Ideensammelns hinauskommt, muss man sich nicht wundern, wenn man am Schluss gar nichts erhält.

Aber vielleicht haben das die Krienser auch von den kantonalen Politikern abgeguckt. Im Vorfeld der Tiefbahnhofdiskussion ist es doch einigermassen erstaunlich, wieviele Politiker von den diversen Projekten, die in den letzten Wochen auftauchten, zu begeistern waren. Wenn es jetzt keinen Ruck gibt, ein absolut klares Ja zum Tiefbahnhofprojekt, dann werden wir vielleicht auch im Kanton die nächsten zehn Jahre mit der Diskussion von immer neuen Ideen und Varianten zubringen – während in anderen Landesteilen gebaut wird.

Luzerner Finanzplanung: Ein Gewürge zu Gunsten der Steuersenkung

Der Kanton verkündet: Die Revision des Steuergesetzes ist notwendig und machbar. Und unterlegt dies mit den Zahlen aus dem Finanzplan für die nächsten fünf Jahren. Gegen hinten entstehen zwar in diesem Fünfjahresplan Defizite, doch seien diese tragbar.

Interessant ist dann die Aussage im Finanzplan, dass die Planung nur mit einem Entlastungspaket eingehalten werden könne. Dieses könne nur gelingen, schreibt der Regierungsrat weiter, wenn auch unpopuläre Massnahmen mitgetragen würden. Was dies genau heisst, wird nur mit Stichworten wie Überprüfung Staatsbeiträge, Transparenz in der Spitalfinanzierung etc angedeutet.

Zum Stichwort  Transparenz: Es wäre hilfreich, wenn die Bevölkerung vor der Abstimmung vom 27. September über die Steuergesetzrevision wissen dürfte, mit welchem Leistungsabbau sie rechnen muss. Es mutet seltsam an, wenn Regierung und Parlament eine Steuergesetzrevision zu Gunsten der Unternehmen und Reichen durchboxen, aber selber noch gar keine Ideen haben, wie das fehlende Geld eingespart werden kann.

Wohnbauförderung – auch in Luzern ein Thema

Kürzlich las man folgende Meldung in den Luzerner Medien: „Die Leerwohnungsziffer sank 2009 um 0,16 Prozentpunkte und liegt neu bei 0,65 Prozent. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt im Kanton Luzern verschärft sich weiter. Eine Leerwohnungsziffer unter einem Prozent deutet auf einen angespannten Wohnungsmarkt hin.“ Erstaunlich ist das nicht, denn Luzern ist ein attraktiver Wohnort und die Bevölkerung nimmt zu. Die Folgen sind klar: Die Mieten steigen und in vielen Fällen fressen die höheren Mietpreise alle Einsparungen der letzten Steuersenkungen weg.

Leider sieht weder der Regierungsrat noch der Kantonsrat einen Handlungsbedarf. Der Markt regle das schon, heisst es von dieser Seite, man müsse nichts unternehmen. Wohin uns die Kräfte des freien Marktes führen können, ist momentan gerade eindrücklich in der Wirtschaft zu beobachten. Zudem: Alle müssen ein Zuhause haben. Das Grundbedürfnis, anständig wohnen zu können, darf nicht einfach dem Markt überlassen werden.

Es gibt verschiedene Mittel, um etwas gegen hohe Mieten zu tun: Am wichtigsten ist die Unterstützung der Wohnbaugenossenschaften. Sie schaffen Wohnraum, der 20 Prozent günstiger ist als der Durchschnitt der Mietwohnungen. Davon profitieren die Bewohner dieser Wohnungen, aber auch alle anderen: Ein genügend grosser Anteil an Genossenschaftswohnungen dämpft die Mietzinsentwicklung ganz allgemein. Der Kanton soll die Genossenschaften deshalb mit zinslosen oder zinsgünstigen Darlehen unterstützen und ihnen Bauland zu vernünftigen Preisen abgeben.

Er kann mit weiteren Massnahmen den weiteren Anstieg der Mietpreise bremsen:

  • Mit guten Rahmenbedingungen in der Raumplanung. Viele Gemeinden buhlen mit neuen Einfamilienhauszonen oder sogar mit der Idee von Sonderbauzonen um „gute“ Steuerzahler. Auf der Strecke bleibt dabei der Wohnungsbau für Familien, die sich kein Haus leisten können. Der Kanton soll die Gemeinden verpflichten, auch für weniger gut Betuchte Bauzonen zu schaffen.
  • Mit einer Hilfe für die Sanierung bestehender Wohnungen. Viele Wohngebäude müssten saniert werden, doch ohne finanzielle Unterstützung werden die Wohnungen nach einer Sanierung so teuer, dass sich die bisherigen Bewohner diese gar nicht mehr leisten können.

Andere Kantone handeln längst. Damit Luzern aktiv wird, hilft nur ein Ja am 27. September zur Initiative „Für zahlbares und attraktives Wohnen“ des MV Luzern.

IV: 3000 Franken – zu hoher Standard?

Arbeiten lohne sich nicht, sagt eine neue Studie zur IV, da zusammen mit den Ergänzungsleistungen IV-Rentner auf ein Einkommen von 35’ooo Franken im Jahr kämen.

Da stellen sich zwei Fragen:

Wenn man also mit einer IV-Rente und Ergänzungsleistungen auf knapp 3000 Franken im Monat kommt, muss man ja, damit das Arbeiten nicht attraktiv ist, mit Arbeit auf einen kleineren Verdienst kommen. Da stellt sich zuerst die Frage, ob eine solche Arbeit richtig bezahlt ist. Es wäre wohl falsch, wenn sich das schweizerische Sozialsystem generell gemäss den schlechtest bezahltesten Löhnen nach unten anpassen würde.

Andererseits bleibt die Frage, wieviel Geld es in der Schweiz für ein ordentliches Leben braucht. 35’000 Franken pro Jahr finde ich nicht übertrieben viel, wenn man an die hohen Mieten und andere Fixkosten denkt.

Und es stellt sich zuletzt ja doch auch noch die Frage, ob alle IV-RentnerInnen per se über finanzielle Anreize zur Wiederaufnahme von Arbeit motiviert werden können. Die eine arbeitet noch lange, obwohl es sich nicht lohnt und ein anderer arbeitet auch nicht, wenn was unter dem Strich rausschaut. Der Mensch ist doch etwas komplizierter, als dass er nach dem Modell eines simplen Taschenrechners funktionieren würde.

Steuergesetz: Gemeinden werden bluten

Diese Woche flatterte ein Flyer „Hopp Lozärn“ in die Haushaltungen. Bemerkenswert ist, wieviel Platz das Komitee „Ja zur Steuergesetzrevision 2011“ den Gegenargumenten widmet, zwei Drittel des Platzes wird dafür verwendet, kritische Fragen zu beantworten. Man sieht: Selbst die Befürworter sind etwas unsicher und wissen, dass sie einiges zu erklären haben.

Etwas sehr keck finde ich die Behauptung, zahlreiche Gemeinden würden von dieser Steuergesetzrevision profitieren, für finanzschwächere Gemeinden werde wie bisher über den Finanzausgleich gesorgt. Die Stadt Luzern hat vor längerem geschrieben: „Solche Defizite sind für den Finanzhaushalt der Stadt Luzern weder politisch noch rechtlich tragbar. Sparprogramme und Kostenoptimierungen können solche Fehlbeträge nicht wettmachen, so dass die Stadt Luzern ab dem Jahr 2011 eine Steuerfusserhöhung von 1 bis 2 Steuerzehnteln in Aussicht nehmen muss.“

Wer will da behaupten, die Stadt werde profitieren? Und der Finanzausgleich wird der Stadt Luzern wohl kaum viel helfen.

Anderen Gemeinden rund um Luzern geht es ähnlich. Zum Teil auch noch selbstverschuldet – wie in Kriens, wo im letzten Herbst auf Druck von SVP und FDP die Steuern gesenkt wurden. Jetzt sollen mit weniger Steuereinnahmen all die Investitionen bezahlt werden, die anstehen. Ein marodes Alterheim Grossfeld, eine in die Jahre gekommene Badi, ein Fussballstadion, das den Anforderungen nicht genügt, ein Zentrum, das neu gebaut werden will. Wie soll das aufgehen?